Der Hochzeitstag

Beinahe so aufgeregt wie ein kleines Kind stand ich mit einem riesigen Rosenstrauß in der Hand vor unserer Wohnungstür. Heute war unser dritter Hochzeitstag, und ich hatte mir extra den Nachmittag frei genommen, um meine Frau Waltraud damit zu überraschen. Anstatt die Tür mit meinem Wohnungsschlüssel zu öffnen, läutete ich an der Türe und wartete gespannt auf Waltrauds überraschtes Gesicht, wenn sie mich mit dem Rosenstrauß in der Hand vor der Tür stehen sehen würde.

Ich wartete einen Moment lang geduldig, dass sie mir öffnete. Wahrscheinlich war Waltraud jedoch gerade erst aus dem Bett aufgestanden. Sie arbeitete nämlich als Nachtschwester in einer großen Klinik in der nächsten Stadt und stand daher meist erst am frühen Nachmittag auf. Dies hatte natürlich zur Folge, dass wir uns an jedem Werktag nur etwa zwei Stunden lang sahen, nämlich die Zeit nachdem ich von der Arbeit nach Hause kam und bevor Waltraud zum Nachtdienst in die Klinik fuhr.

Trotz dieser nicht kompatiblen Arbeitszeiten mit den vielen Überstunden, die sie leisten musste, liebte ich Waltraud über alles. Sie war eine wirklich bildhübsche, junge Frau mit langen, dunkelblonden Locken, ausdrucksvollen blauen Augen und einer weiblichen Figur, dabei hatte sie ein sehr freundliches Wesen und war auch sonst eher der häusliche Typ. Die leider viel zu seltenen gemeinsamen Abende verbrachte sie lieber mit mir zu Hause, als irgendwo zum Tanzen oder zum Feiern auszugehen …