Chapter 2
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Melina
Tulio und Nork hatten es in dem Dorf, wo sie untergetaucht waren, um sich vor den Schergen des Scheriffs zu verbergen, allzu toll getrieben. Die Dörfler und die Bauern der Umgebung rotteten sich zusammen und jagten sie mit Knüppeln, Dreschflegeln und Sensen. Mit einer Handvoll der Bauerntölpel hätten es die beiden ja noch aufgenommen. Aber was zu viel war, war zu viel. Also beschlossen sie, ihrer Gesundheit zuliebe ihren Aufenthalt in der beschaulichen Gegend zu beenden und sich neuen Gefilden zuzuwenden.
Auf ihrer Flucht hatten sie einen ausreichenden Vorsprung vor den Verfolgern erarbeitet, so dass sie meinten genügend Zeit zu haben, um in einem Marktflecken, einer kleinen Stadt am Wege, wo man sich um die Nöte und Bedürfnisse der Durchreisenden kümmerte, eine kleine Weile zu verschnaufen und ihre Vorräte zu ergänzen. Besonders Tulio, der viel Wert auf sein Äußeres legte, bestand darauf, seine abgewetzte Hose durch eine neue zu ersetzen.
Sie fragten sich durch und standen bald vor dem Geschäft, das sie gesucht hatten. Sie betraten die kleine Schneiderwerkstatt in einer ruhigen Seitengasse. Eine Frau Mitte dreißig empfing sie mit einem Lächeln. Sie war keine Schönheit, aber ihre wallenden rotbraunen Haare und ihre ausladende Oberweite erregten sofort Tulios volle Aufmerksamkeit. Er warf sich in Pose und ließ seinen wallenden Magierumhang bedeutungsschwer um seinen schlanken Leib schwingen.
Nork, der Halbling, dagegen nickte nur kurz und ließ dann seine Augen im Raum herumwandern. Aus seiner eher speziellen Perspektive hatten aufrecht stehende menschliche Frauen mit großem Busen wenig Attraktives.
„Guten Tag, ich bin Melina. Wie kann ich Ihnen helfen?", begrüßte sie die Ladeninhaberin freundlich. Tulio lächelte zurück.
„Gute Frau, ist wohl der Meister zuhause?"
Ihr Lächeln wurde einen Hauch eisiger.
„Ich selbst bin die Meisterin. Mein seliger Gatte ist vor zwei Jahren von uns gegangen und hat mir dieses Geschäft hinterlassen. Seien Sie versichert, dass ich das Handwerk mindestens so gut verstehe, wie jeder meiner Zunftgenossen in der Stadt."
Melina hatte seit dem **** ihres Ehemannes zu häufig erfahren müssen, dass man sie als alleinstehende Witwe entweder nicht ernst nahm oder versuchte, sie zu übervorteilen. Daher war sie mittlerweile etwas dünnhäutig, wenn sie den Eindruck bekam, von einem Mann nicht respektiert zu werden.
„Oh, das will ich gerne glauben", versuchte Tulio, sie zu beschwichtigen.
„Haben Sie dieses Kleid als Muster und Zeugnis ihrer Kunst hier ausgestellt?", ließ sich Nork aus dem Hintergrund vernehmen. Er zeigte auf eine luftige Kreation aus locker fallender weißer Baumwolle mit üppigem Spitzenbesatz an Ärmeln, Ausschnitt und Kragen, die einer lebensgroßen Schneiderpuppe neben der Eingangstür angezogen war.
„Oh, nein", sie lachte leise, „das ist das Hochzeitkleid meiner Tochter. Sie heiratet nächste Woche. Natürlich habe ich mir nicht nehmen lassen, ihr Kleid selbst zu schneidern. Nun also, was kann ich für die Herren tun?"
Tulio schoss seinem kleinen Kumpan einen finsteren Blick zu. Er schätzte es nicht, unterbrochen zu werden, wenn er drauf und dran war, eine Frau mit seinem Charme zu umgarnen. Doch er machte gute Miene zum bösen Spiel und schmunzelte scheinbar amüsiert, als habe Nork einen lustigen Scherz gemacht, den Melina wohl pariert hatte, als er sich ihr wieder voll zuwandte und ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich zog.
„Ich bedarf nur einer Kleinigkeit. Aber zunächst möchte ich mich vorstellen: mein Name ist Tulio." Er setzte sein gewinnendstes Lächeln auf und machte eine Kunstpause, als erwarte er, dass man ihn erkenne. „Dieser kleine Herr hier ist Nork, mein Reisegefährte. Wir sind schon lange unterwegs und meine Beinkleider haben durch das viele Reiten gelitten. Ich wollte euch bitten, mir neue anzufertigen."
„Aber gerne.", sie zögerte kurz, „Darf ich fragen, ob ihr in unserer Stadt wohnt oder auf der Durchreise seid? Im zweiten Fall müsste ich leider auf eine Anzahlung bestehen, da ich Ausgaben für das Material haben werde, auf denen ich nicht sitzen bleiben darf. Ich hoffe, das ist kein Problem?"
„Natürlich nicht. Keinesfalls will ich Ihnen ein finanzielles Risiko aufbürden." Tulio fischte breit grinsend ein Silberstück aus seinem Gürtelbeutel. „Wird das genügen?"
„Ja, bestimmt. Es sei denn, ihr wolltet etwas Ausgefallenes aus wertvollerem Stoff."
„Nein. Eine Reithose, bequem und stabil, aber trotzdem elegant anzusehen. Werdet ihr so etwas schaffen können? Wir wollen morgen Abend weiterreisen."
„Hm, die Zeit ist zwar knapp. Aber wenn ich sofort Maß nehmen könnte und euch einer der Stoffe, die ich vorrätig habe, zusagt, dann könnt ihr die Hose morgen Nachmittag haben."
„Wunderbar. Gerade so habe ich es mir vorgestellt. Ihr seid wirklich eine Zierde eurer Zunft und die Freude eurer Kundschaft."
Das Silberstück wechselte den Besitzer und verschwand in einer versteckten Tasche ihres Rockes. Dann nahm Melina ein Maßband von ihrem Arbeitstisch und deutete auf einen Hocker: „Wenn es euch nichts ausmacht..."
Tulio nickte huldvoll, stieg auf den niedrigen Stuhl und hob seine Tunika bis über den Gürtel. Nork aber verdrehte derweil die Augen. Er konnte sich schon ausmalen, was Tulio beabsichtigte. Die üppigen Formen der Schneiderin waren genau sein Geschmack. Dieses Schätzchen würde sich der große Mann nicht entgehen lassen.
Wenn die Frau die ausladende Beule an der Vorderseite von Tulios Hose bemerkte, ließ sie sich zumindest nichts anmerken. Melina nahm professionell die Maße und murmelte die Zahlen in sich hinein. Nur beim Anlegen des Maßbands an seinem Innenschritt bewegte sich Tulio plötzlich, so dass ihre Hand ungewollt an seiner Ausbuchtung entlang streifte. Sie zuckte ein wenig zurück, sagte aber nichts und machte auch keine Anstalten mit ihrer Arbeit aufzuhören, während er lüstern in sich hinein grinste.
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Tulio und Nork
Zwei Gesetzlose nehmen sich, was sie wollen.
Diese Geschichten stammen aus der Zeit, als Tulio, der Beschwörer, und Nork, der Halbling, noch nicht mächtig und Herrscher ihres eigenen Reiches waren. Sie raubten und hurten durch die Welt und nahmen sich, was sie wollten, ohne zu fragen, wem sie damit schadeten.
Updated on May 28, 2023
Created on May 15, 2023
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