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Chapter 16

What's next?

Silvia trifft Margot

Den Rest des Nachmittags hatte Silvia damit verbracht, Kisten auszupacken. Das hatte ein Ende, als sie zufällig hörte, wie Helen eine Bibliothek erwähnte. Eine Bibliothek? In diesem verwinkelten, staubigen Relikt? Der Gedanke war unwiderstehlich. Ihre Liebe zum Wissen, die durch jahrelange akademische Erfolge geschärft worden war, trieb sie an, diesen Ort zu finden.

Sie stieß eine schwere Eichentür auf und betrat einen Raum, in dem die Zeit stillzustehen schien. Bücherregale reichten bis zur Decke, eine Leiter lehnte gefährlich schief daran. Eine durchgesessene Chaiselongue aus Samt stand neben einem Kamin, und eine einzelne Lampe auf dem Schreibtisch verbreitete einen schwachen goldenen Schimmer. Es war, als hätte die Bibliothek nur auf sie gewartet.

Silvia atmete tief ein, der Geruch von altem Papier und Leder stieg ihr in die Nase. Ihre Finger strichen beim Gehen über die Buchrücken, ein zufriedenes Lächeln umspielte ihre Lippen. Ihr akademischer Verstand katalogisierte bereits die Möglichkeiten, welche Schätze darin verborgen sein könnten, als eine Stimme ihre Gedanken unterbrach.

„Du hast eine Schwäche für staubige alte Bücher, nicht wahr?“

Silvia erstarrte, ihre Hand verharrte mitten in der Bewegung. Langsam drehte sie sich um, ihr rationales Denken bereitete ein Dutzend Erklärungen für das vor, was sie sehen würde. Aber keine davon passte zu der ätherischen Frau, die in der Nähe des Kamins stand und deren Gestalt im schwachen Licht matt schimmerte.

„Ich würde sagen, das ist liebenswert“, fuhr die Frau fort, ihre Stimme war glatt wie Seide. “Aber es macht ein wenig einsam, meinst du nicht auch?“

Silvias Augen verengten sich. „Wer sind Sie?“

„Ich bin Margot. Deine Großtante.“

Silvia verschränkte die Arme und runzelte die Stirn. "Margot. Richtig. Und Sie sind einfach so aus dem Nichts aufgetaucht?“

„Korrekt", schnurrte Margot und trat näher. "Du bist scharfsinnig. Das gefällt mir.“

Silvias analytischer Verstand suchte nach einer Erklärung. Es war eine Art Hologramm, oder? Hochentwickelte Technologie. Vielleicht war ein Projektor in den Wänden versteckt. Lautsprecher hinter den Regalen.

Margot lachte, ein leises, melodisches Geräusch, das Silvia einen Schauer über den Rücken laufen ließ. „Oh, Schatz, ich bin viel älter als Hologramme. Soll ich es dir beweisen?“

Die Frau lächelte und trat mit einer Eleganz auf Silvia zu, die überirdisch wirkte.

„Ich kenne dich, Silvia, die brillante, ehrgeizige älteste Schwester. Beste Schülerin, für Großes bestimmt. Aber ...“ Sie neigte den Kopf, ihr Blick war durchdringend und sie deutete auf Silvias Herz. "Irgendetwas fehlt da drin.“

Silvia richtete sich kerzengerade auf und ihr Ton wurde schärfer. "Es fehlt nichts. Danke. Mir geht es gut.“

„Wirklich?“ Margot zog ihre Worte in die Länge und umkreiste sie wie ein Raubtier, das seine Beute abschätzt. "Gibt es da niemand Besonderen? Keine große Liebesgeschichte? Nicht einmal eine flüchtige Romanze?“

Silvias Wangen erröteten. “Nur einmal, vor Jahren. Jetzt habe ich keine Zeit mehr für solche Ablenkungen.“

Margot kicherte, ihre Stimme klang amüsiert. „Oh, Liebling, du bist ein Schatz. Nur Verstand und kein Herz, bist du das? Wie langweilig.“

Silvia sträubte sich, ihr Kiefer spannte sich an. "Ich nenne es nicht langweilig, sondern effizient.“

Margot beugte sich näher zu ihr, ihr Tonfall wurde zu einem verschwörerischen Flüstern. "Aber Effizienz hält einen nachts nicht warm, oder?“

Silvias suchte nach Argumenten. „Ich brauche niemanden. Meine Arbeit ist genug.“

Margots Lächeln vertiefte sich, ihre Augen glänzten schelmisch. "Das redest du dir ein. Aber Effizienz lässt deinen Puls nicht höher schlagen, oder? Sie gibt dir nicht das Gefühl, lebendig zu sein." Sie beugte sich vor, ihre Lippen streiften Silvias Ohr, als sie hinzufügte: “Ich könnte das ändern. Sag mal, fragst du dich nicht insgeheim, wie es sich anfühlt, begehrt zu werden? Sich nach jemandem zu sehnen? Einmal die Kontrolle zu verlieren? Nur einmal?“

Silvias Atem beschleunigte sich, ein Anflug von Zweifel durchbrach ihre kühle Gelassenheit.

Margot trat näher, ihre Finger berührten Silvias Haar, das zu einem strengen Pferdeschwanz zurückgekämmt war. „Ich könnte es dir zeigen, weißt du? Wie es ist, wirklich zu fühlen.“ Ihr Blick fixierte Silvias, ihre Stimme war ein leises, verführerisches Schnurren. „Du musst mich nur hereinlassen. Glaubst du immer noch, ich bin ein Hologramm?“, neckte Margot samtweich.

Silvia schluckte trocken, ihre Stimme war heiser. „Ich denke ... ich denke, ich brauche mehr Daten.“

„Oh! Du wirst alle Daten bekommen, die du brauchst. Und noch mehr.“

Bevor Silvia antworten konnte, schimmerte Margots Gestalt und veränderte sich. Silvias Augen weiteten sich, als Margots Gestalt sich aufzulösen schien und wie Nebel auf sie zu floss.

„Nein – warte ...“, stammelte sie und wich zurück, aber es war zu spät.

Margots Lachen hallte in ihren Ohren wider, als die geisterhafte Präsenz sie umhüllte, kühl und schwerelos, aber zutiefst aufdringlich. Silvias Verstand wirbelte durcheinander, ihr Selbstbewusstsein flackerte, als Margot flüsterte: „Keine Sorge, Liebling. Ich werde dafür sorgen, dass du dich besser fühlst. Stärker. Freier.“

Für einen Moment war alles still. Dann keuchte Silvia und ihre Knie gaben nach, sodass sie sich am Rand des Schreibtischs festhalten musste. Als sie sich wieder aufrichtete, fiel ihr Blick auf den Spiegel in der Nähe.

Ihr eigenes Gesicht starrte sie an, aber ihre Augen ... ihre Augen hatten einen neuen Glanz, einen Funken von etwas Ungezähmtem und gefährlich Lebendigem.

Und irgendwo tief in ihrem Inneren schnurrte Margot zufrieden: „Oh, das wird so köstlich."

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