Chapter 37
What's next?
Margot trifft auf Helen
Margot driftete wie ein flüsterndes Echo durch das Haus, ihre gewohnte betörende Anmut war geschwunden. Die Begegnung mit Lisa hatte sie bis ins Mark erschüttert und sie **** und schutzlos zurückgelassen. Ihr übliches Selbstvertrauen und ihre Überheblichkeit waren in tausend Fetzen zerrissen worden. Ein Geist sollte nicht überwältigt werden. Sollte nicht machtlos sein. Sie schniefte.
Sie fand sich in diesem spärlich beleuchteten Wohnzimmer wieder, ohne zu wissen, wie sie dorthin gekommen war. Der Geruch von altem Holz und verflogenem Parfüm umhüllte sie wie ein Leichentuch. Und dort, zusammengerollt auf einem Polstersessel, saß Helen, mit vom Schlaf verwuschelten blonden Haaren und einem locker um die Schultern gelegten Morgenmantel. Auf dem Beistelltisch stand eine halb leere Teetasse, aus der träge Dampfschwaden in die stille Luft stiegen.
Helen blickte auf, als würde sie die Anwesenheit des Geistes spüren, doch ihr Blick blieb ungerichtet. Ein leises Seufzen entwich ihren Lippen und sie drückte ihre Finger an die Schläfen. „Margot ...?“
Margots erster Instinkt war es, sich zurückzuziehen. Helen war nicht so willensschwach wie James und auch kein Medium wie Lisa. Die Mutter hatte etwas an sich – eine stille Stärke, eine tröstende Wärme. Margot hatte es sehr genossen, mit ihren Sehnsüchten zu spielen und sie in einen Zustand der Befreiung zu führen, aber jetzt? Jetzt zögerte sie.
Sollte sie sich Helen so zeigen – ungeschützt? Würde sie lachen? Sie abweisen?
Sie klammerte sich an die Schatten und beobachtete, wie Helens Finger den Rand der Teetasse nachzeichneten, während sich ihre Lippen in Gedanken leicht öffneten. Margot wusste, dass sie sich unbemerkt davonschleichen und in den Wänden verschwinden konnte, bis sie das Gefühl der Entwurzelung überwunden hatte. Und doch blieb sie.
Der Geist ballte die Fäuste. Sie hasste diese Ungewissheit. Sie hatte so lange die Kontrolle gehabt, Begierden geschürt, Menschen mit geflüsterten Versprechen und geheimnisvollem Lächeln in ihr Netz gezogen. Jetzt fühlte sie sich verloren.
Als Geist hatte sie die Macht zu verführen, zu besitzen, sich ungesehen zwischen den Menschen zu bewegen. Aber diesmal war es etwas anderes. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten brauchte sie jemanden, der sie sah.
Helen rutschte auf ihrem Stuhl hin und her, als würde sie etwas Ungewöhnliches spüren. Ihr Blick hob sich und sie suchte den leeren Raum eher mit milder Neugier als mit Angst ab.
Margot schnappte unnötigerweise nach Luft.
Und dann, entgegen allem, was sie über sich selbst zu wissen glaubte, ließ sie sich fallen.
Die Luft im Wohnzimmer flimmerte, die Temperatur sank und langsam – ganz sachte – nahm Margot Gestalt an. Blasse Haut, dunkle Locken, ein durchsichtiges Kleid, das an ihr haftete, als wäre es ein Zwischending aus Stoff und Nebel, und ihre weiblichen Kurven betonte.
Helens blaue Augen trafen die ihren, zunächst unlesbar. Dann lächelte sie ganz sanft und neigte den Kopf, während sie den Geist mit einer Sanftheit musterte, die Margots nicht existierendes Herz höher schlagen ließ.
„Du fühlst dich anders an“, murmelte sie.
Margot schluckte. “Ich glaube, das tue ich.“
Helen nahm einen Schluck von ihrem Tee, stellte ihre Tasse ab und lehnte sich zurück. „Komm her“, winkte sie und klopfte auf die freie Stelle auf ihrem Schoß. Es war absurd – einen Geist zum Hinsetzen aufzufordern –, aber Margot gehorchte. Sie fühlte sich überhaupt nicht wie ein verführerisches Gespenst. Sie fühlte sich wie ein kleines Mädchen, das sich verlaufen hatte. Und Helen, mit all ihrer mütterlichen Wärme und ihrem stillen Verständnis, wartete einfach – und bot nichts als Anwesenheit und Trost.
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Verführerisches Erbe
Haus der Tante beeinflusst
Eine zieht in das Haus ein, das sie von einer Tante geerbt hat. Sie verspüren seltsame, aber auch sehr verlockende Gefühle - mit unerwarteten Auswirkungen.
Updated on Feb 22, 2025
Created on Dec 28, 2024
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