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Chapter 5
What's next?
Ungewohnte Emotionen
Die Mondstrahlen, die an ihm vorbei auf das breite Bett fielen, enthüllten ihm, dass ihn sein Geruchssinn nicht getrogen hatte. Aber seine Nase war plötzlich wie betäubt. Obwohl er der Quelle ganz nah sein musste, konnte er kaum mehr den Duft nach Schweiß und Blumen wahrnehmen, der ihn draußen beinahe wild gemacht hatte. Er prüfte seine anderen Sinne und stellte fest, dass er sich noch am besten auf seine Augen verlassen konnte, zumindest dort, wo das helle Mondlicht in die kleine Kammer fiel. Der Rest des Raumes war in tiefe Dunkelheit gehüllt.
Während er selbst aus dem Zimmer heraus im Gegenlicht nur als schwarzer Schattenriss zu erkennen war, gönnte er sich die Muse, die Schläferin in Ruhe anzusehen. Langes, rötlich golden schimmerndes Haar umrahmte ein kindliches, im Schlaf völlig entspanntes Gesicht. Am schlanken Hals pulsierte schwach und gleichmäßig eine Ader. Die beiden runden Hügel, deren Ansätze der weit aufklaffende Ausschnitt enthüllte, bewiesen, dass es sich bei der Schlafenden beileibe um kein Kind mehr handelte. Weiße, weiche Arme endeten in feingliedrigen Händen. Dünner Stoff bedeckte die Körpermitte, die sich im langsamen Rhythmus des Atems hob und senkte.
Der Saum des Hemdes war so weit hochgerutscht, dass sich dort, wo die zwei grazilen Beine sich in einem weiten V vom Körper streckten, ein dunkles Dreieck abzeichnete. Ehe sein Blick weiter schweifen konnte, bemerkte er, dass sein eigener Körper auf den Anblick der jungen Frau reagierte.
Er sah an sich herunter und entdeckte einen muskulösen Bauch und drahtige Beine. Doch alles war erschreckend haarlos, bis auf die Stelle in den Lenden, aus der ein dicker, roter, fleischiger Pfahl hervorstand, der mit dem Puls seines Blutes pochte. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitzschlag: er war ein Mensch, ein Mann.
Seltsame Emotionen durchfluteten sein Gehirn, weckten Assoziationen und seit langem begraben geglaubte Empfindungen. Wie aus einem tiefen Schlaf erwachte der menschliche Aspekt des Wesens und erinnerte sich, dass es nicht immer ein Ungeheuer in einem Wolfsfell gewesen war. Aus den Untiefen seines Verstandes tauchte ein Name auf. Karol. War das sein Name? Doch der wilde Teil seines Inneren drängte aus jahrelanger Gewohnheit wieder in den Vordergrund, mit Macht!
Kurz versuchte der Mensch in Karol, dagegen anzukämpfen, erkannte aber schnell, dass er keine Chance hatte. Die Wolfsnatur in ihm war zu kräftig geworden, als dass er sie würde zurückdrängen können. Er sah die schreckliche Gewissheit vor sich, wieder in die Dämmerung einer triebhaften, unbewussten Existenz abzugleiten, diesmal vielleicht für immer.
Doch sein Bewusstsein bekam Unterstützung von einer unerwarteten Seite, die archaischer, aber auch stärker war. Ein mächtiger Trieb tobte in ihm, dessen sichtbare Auswirkung in seiner Körpermitte prangte. Würde er jetzt nachgeben, wäre die Frau für ihn verloren. Die monströse Seite seiner zwiegespaltenen Existenz sähe in ihr nur eine leichte Beute, die sie reißen und mit ihr den grausamen Hunger nach Blut und Fleisch stillen würde.
„Lass mich ihr zuerst als Mann begegnen", sprach er mit seinem Inneren, „danach magst du tun, was du willst. Ist dieser kurze Aufschub denn zu viel verlangt?"
So lockte und verhandelte er, um sein tiefes Verlangen befriedigen zu können. Tatsächlich spürte er, wie sich das tierische Wesen in ihm grollend zwar, aber geschlagen zurückzog. Offenbar gab es einen Antrieb in seiner Natur, der noch bedeutender war als Hunger und Blutgier. Andererseits wusste er, es war nur ein Sieg auf Zeit. Spätestens wenn er bekommen hatte, was er wollte, und er befriedigt war, würde das Monster wieder hervorbrechen.
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Mondnacht
Wie in jeder Nacht war er auf der Jagd
Suzanna ist den Wirren der französischen Revolution entkommen und flieht zu ihrem Verlobten. Unter dem vollen Mond in den Karpaten begegnet ihr das Verderben.
Updated on Dec 5, 2023
Created on Nov 28, 2023
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