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Chapter 17 by Daemony Daemony

What's next?

Ein Laufhaus, kein Bordell

Jasmins Puls raste. Sie fühlte sich dem breitschultrigen Mann, der hier offensichtlich das Sagen hatte, völlig schutzlos ausgeliefert. Er hatte die uneingeschränkte Kontrolle über alles, was geschah. Körperlich war er ihr ohnehin meilenweit überlegen. Früher hatte sie sich immer eingeredet, dass sie jede Auseinandersetzung durch ihre Redegabe und ihr Einfühlungsvermögen wenn schon nicht gewinnen, so doch mindestens zu einem friedlichen, bestenfalls einvernehmlichen Ende führen könnte. Diese Gewissheit war wie ein Wölkchen im Sturmwind zerstoben. Er entschied allein, ob und wie sie das Haus verließ. Das war ihr klargeworden.

Spätestens seit sie wusste, dass dieser Mischa ebenfalls im Raum war, lag ihr Selbstbewusstsein in Trümmern. Die Demütigung, die er ihr zugefügt hatte, reichte tiefer und war nachhaltiger, als sie hatte wahrhaben wollen. Eine heiße Dusche, ein fester Wille und eine gute Nacht Schlaf reichten bei weitem nicht aus, um diese Wunde zu heilen. Es würde Jahre dauern, bis sie das Ohnmachtsgefühl und die Erniedrigung, die sie gefühlt hatte, überwinden würde. Wenn je überhaupt. Es genügte, ihn zu sehen oder zu hören, gar nur an ihn zu denken, und sie wurde zum Nervenbündel.

Dass sie nun auch noch ihrer Kleidung beraubt war und in Unterwäsche vor dem vollständig angezogenen Mann saß, ließ das Ungleichgewicht und ebenso ihre Unsicherheit noch weiter anwachsen. Sie leckte sich über die trockenen Lippen und wartete, was er zu sagen hatte.

"Meine liebe Jasmin..."

Der zuckersüße Ton brachte sie beinahe dazu, sich übergeben zu müssen.

"... als ich hörte, dass dein ehrenwerter Vorgänger Pastor Fischer sich in den Ruhestand verabschiedete, war dies eine sehr frohe Botschaft für mich. Verstehe mich bitte nicht falsch, ich hatte nichts gegen den Menschen persönlich. Und ich nehme an, dass er für die Schäfchen seiner Gemeinde ein guter Hirte war. Aber er mischte sich auch in Angelegenheiten ein, die ihn nichts angingen."

Mit den letzten Worten war seine Stimme härter und schärfer geworden. Jasmin verzichtete darauf, etwas direkt zu erwidern. Wenn sie das Falsche sagte, würde sie ihn nur wieder wütend machen. Zunächst wollte sie erfahren, worauf er hinaus wollte.

"Weißt du denn, wo du dich hier befindest?"

"In einem Bordell, nehme ich an", antwortete sie vorsichtig.

"Fast richtig", korrigierte er sie. "Das hier ist ein Laufhaus. Die wenigsten kennen den Unterschied. In einem Bordell gibt es Regeln, die der Besitzer oder der Zuhälter erlässt. Er bestimmt, welche Leistungen die Damen anzubieten haben und welche Preise sie dafür verlangen dürfen. Von dem Geld, das sie einnehmen, müssen sie dann einen Teil an ihren Zuhälter abgeben. In diesem - meinem - Etablissement hingegen können die Prostituierten ein Zimmer zu einem Fixpreis anmieten. Sie bestimmen selbst über ihre Dienstleistungen und die Kunden bezahlen sie direkt. Sie sind also freie Unternehmerinnen. Umso wichtiger ist es, dass sie in einem angenehmen, sicheren, funktionalen und optisch ansprechenden Umfeld tätig sein können. Darum wollte ich schon vor Jahren ein ehemaliges Hotel am Stadtrand übernehmen und komplett renovieren. Nur hat der liebe Pastor Fischer aus einem falsch verstandenen Moralverständnis heraus genau dies verhindert, indem er eine Mehrheit im Stadtrat auf seine Seite zog. Also müssen meine Kundinnen ihr Gewerbe in dieser alten, unzulänglichen Immobilie ausüben. Ich frage dich, sind sie denn keine Menschen, die Beistand brauchen? Wo bleibt denn da die Nächstenliebe?"

Er hatte sich richtiggehend in Fahrt geredet. Wenn sie ihn richtig verstand, wollte er, dass sie den Einspruch, den ihr Vorgänger gegen die Neueröffnung eines Laufhauses eingelegt hatte, zurückzog. Das konnte sie gerne in Erwägung ziehen. Aber ohne die Fakten zu kennen, wollte sie keine Zusagen machen. Sie legte sich Worte zurecht, um ihm möglichst diplomatisch entgegen zu kommen, ohne sich sofort festlegen zu müssen. Er fragte sie aber noch gar nicht nach ihrer Meinung, sondern plapperte weiter.

"Du kannst dir nicht vorstellen, wie erfreut ich war, als ich hörte, dass eine Pastorin seine Nachfolge antreten sollte. So eröffnete sich nicht nur die Chance, mit einem neuen Gesprächspartner eine vernünftige und für alle Seiten vorteilhafte Übereinkunft zu finden. Nein, du kannst dich als Frau sogar viel tiefer und direkter in das Thema einbringen, als es ein männlicher Priester je könnte."

Sie verstand nicht, worauf er hinaus wollte, und wagte es erstmals, ihn zu unterbrechen. Wollte er vielleicht, dass sie die Frauen im Haus als Seelsorgerin betreute? Das würde sie gerne übernehmen, sofern sie dem Kirchengemeinderat darlegen konnte, dass es ihre primären Aufgaben im Pastorat nicht behinderte.

"Wie meinen Sie das? Was kann ich tun?"

"Du wirst, damit du die Bedürfnisse der Damen aus erster Hand kennenlernst", und es klang nicht wie eine Bitte oder ein Vorschlag, "höchstselbst hier im Haus als Nutte arbeiten und die Männer bedienen, die ich zu dir schicke."

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