Der jungen Kaisers Kunibert

„James, was hat es mit Eurer Begleitung auf sich?“ fragte der Kaiser in einem für James ungewöhnt vertraulichen Ton.
„Vicky wurde von der Gräfin el Draco in einem Waisenhaus gefunden, aufgenommen und ausgebildet. Ich möchte sie zur Vögtin von Glimmerwein machen, damit ich mich nicht mit der Verwaltung herumplagen muss.“
„Sie ist wunderschön und tanzt wie eine Nymphe. Ist eure Beziehung nur rein geschäftlich?“
„Nein, aber wir kennen uns erst seit ein paar Tagen."
„Seid ihr verliebt?“
„Ich denke schon, Eure Hoheit.“ James fühlte sich unwohl, er verstand nicht, was der Kaiser von ihm wollte.
„Wie fühlt sich das an, verliebt zu sein?“
Mit allem hätte James gerechnet, aber nicht mit dieser persönlichen Frage. Andererseits kam diese Frage von einem isoliert lebenden fünfzehnjährigen Jungen, dessen Vater ein Drache und dessen Aufgabe die Führung eines Kaiserreiches war. Ihm blieb keine Möglichkeit für erste amouröse und erotische Erfahrungen. Somit versuchte er dem Kaiser seine Verliebtheit und deren Auswirkungen zu beschreiben, wobei er aber sehr allgemein blieb. Der Kaiser bedankte sich dennoch überschwänglich und überfiel James gleich mit der nächsten außergewöhnlichen Bitte, welche James ihm nur zu gerne erfüllte.

James suchte Vicky und fand sie beim Tanz mit einem ihm unbekannten Herren. Er unterbrach die beiden und entführte die überraschte Vicky mit den Worten:
„Verzeiht mein Herr, aber die Dienste dieser Frau werden an anderer Stelle gebraucht.“
Ohne Vicky zu sagen, was er mit ihr vorhatte, führte er sie am kaiserlichen Thron vorbei in einen abgeschiedenen Teil des Gartens.
Vicky war erst etwas erstaunt, hatte sogar mit einem erotischen Zwischenspiel spekuliert, aber als sich ihnen dann auch noch Dagobert anschloss, verwarf sie diese Option. James sagte den beiden, dass sie um eine kurze Einführung in die Grundlagen des Tanzens gebeten wurden.

Dann stand plötzlich der Kaiser vor ihnen und Vicky und Dagobert gaben dem Kaiser Tanzunterricht.

Unterdessen unterhielten sich Alfonso und James über Vicky. Nachdem Alfonso James darlegte, wie viel er von Vicky hielt und ihm das Versprechen abnahm, immer gut zu ihr zu sein, sagte er James noch zu, für die Auslöse der Baronin aufzukommen. James gab sich damit zufrieden und ihre Freundschaft war wieder ungetrübt.

Wider Erwarten erwies sich der Kaiser als gelehriger Schüler, sodass er im Anschluss Vicky sogar um einen Tanz in der Menge bat. Vicky wurde dieser Ehre gerecht und fegte mit dem jungen Kaiser übers Parkett, während der Altadel sich die Mäuler darüber zerriss. In der Zwischenzeit hatte James sich Miranda geschnappt und während der Unterbrechung zwischen zwei Musikstücken tauschten er und der Kaiser ihre Tanzpartnerinnen und auch Miranda bekam die Ehre eines Tanzes mit dem Kaiser. Vicky strahlte James glücklich an, während sie miteinander tanzten.
„Ein bisschen vorwarnen hättest du mich schon können.“
„Das war eine spontane Idee ihrer Hoheit.“
„Ich dachte erst, du willst mich gemeinsam mit Dagobert vernaschen.“
„Das hättest du mir zugetraut?“
„Ich hätte es nicht erwartet, aber zutrauen tu ich dir viel.“
„Und dir hätte das nichts ausgemacht?“
„Wenn es für dich ok ist, bin ich bei fast allem dabei!“
Diese Antwort war einerseits Balsam für seine Seele, andererseits warf sie auch die Frage auf, wie weit er bei ihren Spielchen gehen sollte, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Aber mit dieser Problematik würde er sich später in abgeschwächter Form eingehender beschäftigen und so lenkte er das Gespräch wieder zurück zum Kaiser.
„Was hältst du von unserem Kaiser?
„Er ist ein fescher, intelligenter junger Mann und ein begabterer Tänzer als du.“
„Ich kann mir auch keinen besseren Herrscher für das Reich vorstellen als ihn. Er ist sich, im Gegensatz zum Großteil des Adels, seiner Verantwortung bewusst.“
„Ich hab mich mit ihm nicht über Politik unterhalten, nur übers Tanzen und über dich. Er hält viel von dir.“
„Hat er dir auch gesagt, wieso ausgerechnet du mit ihm tanzen durftest?“
„Er meinte, als Kaiser müsse er unbedingt auf seinen Ruf achten, weshalb er mit Miranda und mir tanzen wollte. Denn ein Kaiser sollte nur mit den schönsten und anmutigsten Frauen verkehren.“
“Und dabei hat er sogar ganz außer Acht gelassen, dass du nicht Adelig bist!” Es war des Kaisers eigene Idee gewesen, doch so wie James ihn mittlerweile einschätzte, war dies ein bewusster Affront seiner Hoheit gegen das Establishment gewesen.
“Darum haben mich alle Frauen ignoriert.”
“Die Männer etwa nicht?”
“Du kennst deinesgleichen gut genug. Ich habe so manche Einladung erhalten.”
„Da darf ich mich ja richtig glücklich schätzen, dass du mich ganz ohne formelle Einladung begleitest.“
„Dann versuche dieser Ehre auch gerecht zu werden!“ sagte sie und legte dabei ihre Hände demonstrativ auf ihre Hinterbacken.

Sie tanzten noch in wechselnden Konstellationen, bis der Kaiser um Mitternacht zu Bett ging und sich das Fest auflöste.
James wollte sich zur Ruhe begeben, denn er hatte vor, am nächsten Tag fit zu sein, für die Einladung beim Kaiser und die geplante Reise nach Glimmerwein. Vicky schloss sich ihm kommentarlos an und sie ignorierten die zahlreichen Einladungen zu weiteren Feiern, die sie erhielten.

„Da darf ich mich ja richtig glücklich schätzen, mit einer dieser Frauen mein Bett teilen zu dürfen.“

„Dann versuche dieser Ehre auch gerecht zu werden!“ sagte sie und legte dabei ihre Hände auf ihre Hinterbacken.

Sie tanzten noch in wechselnden Konstellationen, bis der Kaiser sich um Mitternacht zurückzog und sich das Fest auflöste. James wollte sich zur Ruhe begeben, denn er hatte vor, am nächsten Tag fit zu sein, für die Einladung beim Kaiser und die geplante Reise nach Glimmerwein. Vicky schloss sich ihm kommentarlos an und sie ignorierten die zahlreichen Einladungen zu weiteren Feiern, die sie erhielten.