Jessicas Brautjungfern

Jessicas Brautjungfern

Nach der Party ist ihre Aufgabe nicht beendet

Chapter 1 by Meister U Meister U

Das Summen der Gespräche, das leise Klirren von Champagnergläsern und das gedämpfte Pochen der Musik bilden ein schimmerndes Rauschen um mich herum. Ich stehe auf der weitläufigen Terrasse unseres Waldhotels, den Rücken leicht gegen die kühle Sandsteinbalustrade gelehnt. Drinnen im festlich erleuchteten Ballsaal tanzen verschwommene Silhouetten, ein Kaleidoskop aus Seide und Lachen. Aber hier draußen... hier draußen ist die Luft warm und schwer vom Duft der Sommernacht, von feuchter Erde, Tannennadeln und den tausend Rosen, die überall blühen. Und hier draußen ist er.

Emir.

Seine Hand liegt wie ein angeborenes Gewicht, vertraut und fordernd zugleich, auf meiner Hüfte, leicht sichtbar unter dem feinen Spitzenstoff meines Kleides. Sein Daumen streicht kleine, sinnliche Kreise, ein Geheimnis nur für mich, mitten in unserer eigenen Hochzeitsgesellschaft. Ich muss lächeln. Unsere. Das Wort lässt immer noch einen Schauer der Ungläubigkeit und puren Freude durch mich laufen.

"Glücklich, Mrs. Aslan?" Seine Stimme ist ein tiefes Raunen, das direkt in meinen Nacken kriecht, wärmer als die Nachtluft. Er beugt sich zu mir herab, sein Atem streift meine Schläfe, vermischt sich mit dem zarten Duft der einzelnen Blume, die er mir heute Morgen selbst ins Haar gesteckt hat.

"Unendlich," flüstere ich zurück und lehne meinen Kopf für einen flüchtigen Moment gegen seine Wange. Die raue Textur seines gestutzten Bartes ist ein Kontrast zur Seide meines Kleides, ein Kontrast, den ich liebe. "Alles ist perfekt. Genau wie du es gesagt hast." Denn das war Emir. Er hatte dieses Hotel mitten im grünen Nirgendwo entdeckt, den Saal mit einem Meer aus Kerzen und Wildblumen verwandelt, und die Gäste mit einer Sicherheit hierher gebracht, die keine Widerrede duldete. "Wir feiern unter den Bäumen, Jessica. Nur für uns." Und ich? Ich hatte ja gesagt. Zu allem, was er wollte. Immer.

Das ist es, was mich an ihm so berauscht – neben der offensichtlichen, magnetischen Anziehung, die mich seit unserer ersten Begegnung wie ein körperliches Gesetz zu ihm zieht. Seine Spontanität. Dieser unerschütterliche Wille. Er weiß, was er will, und er sagt es. Direkt. Ohne Spielchen. Diese Klarheit ist wie ein Anker in meinem manchmal so unruhigen Meer. Wenn er mich ansieht, mit diesen dunklen Augen, die alles sehen, alles verstehen und gleichzeitig alles fordern zu können scheinen, dann weiß ich genau, wo ich hingehöre. Bei ihm. Für ihn.

Ein Gast kommt vorbei, ein Onkel von mir, und tätschelt Emirs Schulter. "Ein wunderschöner Abend, ihr beiden! Herzlichen Glückwunsch nochmal!" Emir nimmt die Gratulation mit einem kurzen, selbstsicheren Nicken entgegen, seine Hand auf meiner Hüfte bleibt, wo sie ist. Besitzergreifend. Beschützend. Mein. Diese einfache Geste lässt ein warmes Prickeln in meinem Unterleib aufsteigen. Es ist kein heimliches Gefühl; es ist ein stolzes, ein triumphierendes. Ich bin sein. Und er ist meiner. Endgültig.

Während der Onkel weiterzieht, dreht Emir mich sanft aber bestimmt zu sich. Die Lichter des Ballsaals malen helle Reflexe in seine Augen. "Du siehst aus wie eine Fee dieser Nacht," sagt er, sein Blick wandert langsam über mein Gesicht, meinen Hals, verweilt einen Moment auf dem Ausschnitt meines Kleides, bevor er wieder zu meinen Augen aufsteigt. "Und diese Feen gehören ins Dunkel. Weg von all den Augen."

Seine Worte sind kein Vorschlag. Sie sind eine leise Ankündigung. Eine Vorwegnahme. Die Vorfreude, die den ganzen Tag wie ein elektrischer Strom unter meiner Haut gelegen hat, verdichtet sich zu einem fast schmerzhaften Pochen. Die Hochzeitsnacht. Nicht irgendeine Nacht. Unsere Nacht. Die Nacht, in der alle Versprechen, alle heimlichen Blicke und flüchtigen Berührungen der letzten Monate endlich eingelöst werden. Die Nacht, in der ich ihm ganz gehöre, ohne ****.

"Ich gehöre nur deinen Augen," antworte ich, meine Stimme ist nur noch ein Hauch. Ich spüre, wie sich meine Wangen erwärmen, nicht aus Scham, sondern aus reiner, ungefilterter Erwartung.

Ein Lächeln, gefährlich und verheißungsvoll, spielt um seine Lippen. Er hebt seine Hand von meiner Hüfte, nur um sie gegen meine Wange zu legen. Seine Finger sind stark, seine Berührung entschlossen. "Gut." Das eine Wort sagt alles. Dann neigt er sich herab und küsst mich. Nicht den zarten, höfischen Kuss für die Öffentlichkeit, den wir vor Stunden vor dem Altar getauscht hatten. Sondern einen Kuss, der Besitz fordert. Ein Versprechen. Ein Vorgeschmack. Seine Lippen sind fest, fordernd, und ich öffne mich ihm sofort, spüre den vertrauten Geschmack von ihm, vermischt mit einem Hauch des teuren Whiskys, den er trinkt. Ein Stöhnen entweicht mir, leise, fast unhörbar im nächtlichen Rauschen des Waldes und der fernen Musik, aber er hört es. Ich spüre, wie sein Griff um meine Wange sich für einen Sekundenbruchteil verstärkt.

Als er sich löst, ist die Welt um uns herum verschwommen. Die Gäste, die Musik, die Lichter – alles ist zu bloßem Hintergrundrauschen geworden. Nur er ist scharf. Nur er ist real. Nur das wilde Schlagen meines Herzens gegen meine Rippen und die tiefe, pulsierende Wärme, die er in meinem Inneren entfacht hat.

"Komm," sagt er, seine Stimme ist jetzt rau. Er nimmt meine Hand, nicht sanft, sondern mit einer Entschlossenheit, die mir den Atem raubt. Seine Finger schließen sich fest um meine. Keine Frage. Eine Anweisung. Seine Anweisung.

Und ich folge. Natürlich folge ich. Mein Herz hüpft vor Erregung und einer ekstatischen Unterwerfung. Jeder Schritt weg von der Terrasse, weg von den Lichtern, tiefer in den schattigen Korridor hinein, der zu unserem Turmzimmer führt, fühlt sich an wie der erste Schritt in ein neues Leben. In unser Leben. Die Geräusche der Party verblassen hinter uns, ersetzt durch das Knarren des alten Holzbodens unter unseren Schritten und das rasende Blut in meinen Ohren.

Ich liebe ihn. Über alles. Und in diesem Moment, während seine Hand die meine hält und sein Blick geradeaus gerichtet ist, voller dunkler Absicht, weiß ich: Ich würde alles tun, was er von mir verlangt. Alles. Die Vorfreude auf die kommenden Stunden ist ein lebendiges, atemloses Ding in mir, ein Wirbelsturm aus Verlangen und bedingungsloser Hingabe.

Die Tür zu unserem Zimmer kommt in Sicht. Emir holt den schweren, alten Schlüssel aus seiner Jackentasche. Das metallische Klicken ist laut in der plötzlichen Stille des Flurs. Er dreht sich zu mir um, und in seinen Augen sehe ich das gleiche wilde Versprechen, das in meinem Bauch lodert. Es ist der Blick des Jägers und des Besitzers. Der Blick, der mich zerschmilzt und gleichzeitig zu Stahl macht.

"Endlich allein," flüstert er. Nicht zu mir. Zu sich selbst. Oder zu dem, was jetzt kommen wird.

Mein Atem stockt. Dies ist nicht das Ende des Abends. Es ist der Beginn von allem.

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