Drachenhöhle

Drachenhöhle

Rettet die Jungfrau!

Chapter 1 by Prinz_Heinrich Prinz_Heinrich

Ich habe mal wieder ein ältere Geschichte ausgegraben. An Silvester 2010 hatte ich sie das erste Mal veröffentlicht, fast 13 Jahre ist das her.

Die Story greift das klassische Motiv auf, dass einem bösen Drachen Jungfrauen geopfert werden und edle Ritter zu deren Rettung eilen.

Anstatt das Thema geradlinig zu verfolgen, macht die Geschichte ein paar Kurven und Wendungen, die hoffentlich überraschend, vielleicht auch amüsant sind. (Euer Feedback ist wie immer sehr geschätzt.)
Grundtenor sind Aufopferung und Kor­rum­pie­rung.

Und natürlich hat der Drache zuvor den Harkness Test bestanden ;-)

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Konrad drehte sich noch einmal im Sattel um, als er über die Hügelkuppe ritt, um das verwüstete Tal zu verlassen. Von hier aus sah die ganz in weiß gekleidete Gestalt, die er zurückgelassen hatte, noch kleiner und verlorener aus. Still und resigniert hatte die junge Frau sich von ihm an den dicken, rußgeschwärzten Pfahl ketten lassen. Sie war eine wahre Augenweide gewesen. Spätestens als er ihr vom Pferd geholfen und ihr dann den warmen Umhang abgenommen hatte, wurde ihm dies offenbar. Das dünne, fast durchsichtige Seidenhemdchen verbarg kaum etwas von ihrem vollen, weiblichen Körper. Obwohl sie, soweit er wusste, erst diesen Monat volljährig geworden war, hatte sie bereits große runde Brüste, die sich gegen den dünnen Stoff drückten. Und zwischen ihren Beinen zeichnete sich der Schatten eines dunklen Dreiecks ab. Eine ernsthafte Verlockung für den rauen Söldner.

Kurz war Konrad bewusst geworden, dass es im Umkreis von zwanzig Meilen keine Menschenseele gab außer ihm, dem kräftigen, bewaffneten Krieger und der hilflosen Jungfrau. Niemand würde ihn davon abhalten können, die Gelegenheit auszunutzen. Doch er hatte die aufkeimende Versuchung niedergekämpft, denn die Anweisungen des Drachen waren sehr eindeutig. Das Untier erwartete an jedem Sonnwendtag eine echte Jungfrau als Opfer.

Eine ECHTE Jungfrau. Nur einmal hatten die Menschen versucht, ihn diesbezüglich zu hintergehen. Viele Jahre liegt das zurück. Zwei ganze Dörfer waren zu Asche zerfallen, ehe die Leute seine Forderung erfüllen konnten. Denn echte Jungfrauen waren im ganzen Land immer seltener zu finden. Jede beeilte sich, ihre Töchter so schnell als möglich unter die Haube zu bringen, um dem schrecklichen Blutopfer zu entgehen. Und manchmal griffen die Väter, wenn sich der Sonnwendtag näherte, zu noch drastischeren Mitteln, um ihre Töchter vor einem grausigen zu bewahren.

Die langen Haare der jungen Frau, die er heute hierhergeführt hatte, waren pechschwarz, was ihre Herkunft weit aus dem Süden andeutete; vermutlich war ihre vor noch nicht langer Zeit hierhergezogen, so dass sie die lokalen Gefahren für heranwachsende Töchter nicht kannten. Tragischerweise war es ihre liebevolle Fürsorge für das Kind, die dessen Schicksal besiegelte.

Ein silbernes Glitzern weckte Konrads Aufmerksamkeit. Er beschattete seine Augen mit der flachen Hand gegen die untergehende Sonne, um besser sehen zu können. Tatsächlich, dort ritt ein Ritter in schimmernder Rüstung auf den Opferplatz zu. Visier geschlossen, die Lanze hoch gen Himmel erhoben, den Schild am linken Arm. Ein Irrsinniger!

Konrad hatte nicht die geringste Lust in der Nähe zu sein, wenn der Drache diese Herausforderung entdeckte. Es war ein großes Feuer speiendes Biest auf der Höhe seiner Kraft. Kein Mensch hätte die geringste Chance, ihn im Kampf zu besiegen. Vielleicht würde der Ritter ihn verletzten. Ganz sicher aber würde er ihn verärgern. Und ein verärgerter Drache war das Letzte, was Konrad kennen lernen wollte. Er gab seinem Pferd die Sporen und beeilte sich, in die Sicherheit der Burg zurückzukehren.

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