
Der Letzte Schatten
Ein uralter Drache, ein dunkles Abkommen und eine Welt, die sich verändert.
Chapter 1
by Meister U
Der Wald lag im Nebel. Ein endloser, dichter Schleier aus grauem Weiß, der selbst das Licht der Sonne verschluckte und die Welt in Schweigen hüllte. Hier, tief verborgen in der Wildnis, existierte eine Legende, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Der letzte Drache. Eine uralte Kreatur, so mächtig und furchteinflößend, dass selbst die mutigsten Männer ihren Atem anhielten, wenn sie nur seinen Namen hörten.
Er nannte sich selbst Vaelthar, doch die Menschen hatten ihm andere Titel verliehen: „Der Schatten über den Bäumen“, „Der Hüter der Stille“ oder schlicht „Das Ende“. Seit Jahrhunderten lebte er zurückgezogen in seinem Wald, streng geschützt durch eine unsichtbare Grenze aus Angst und Ehrfurcht. Vaelthar war kein Drache, der mit Gold oder Juwelen seine Höhle füllte. Sein größter Schatz waren zwei fragile, alabasterfarbene Eier, die in einem Nest aus Kristall und Moos ruhten. Hunderte Jahre hatte er sie bewacht, die Zeit unerbittlich im Kreis drehen sehen – und nun spürte er, dass ihr Moment gekommen war. Bald würde das Leben in den Eiern erwachen, und die Welt würde Zeuge eines neuen Kapitels werden.
Doch die Welt hatte sich verändert. Statt tapferer Ritter und furchtloser Jäger waren es nun moderne Glücksritter, die sein Territorium betraten. Youtuber, Twitch-Streamer und Content-Creator, die ihre Kameras wie Waffen vor sich hertrugen und sich den Nervenkitzel auf der Jagd nach Klicks und Likes erhofften. Sie trugen keine Schwerter, doch Vaelthar erkannte die Gefahr in ihrem verlockenden Schein von Technologie. Ihr Lärm und ihre Unwissenheit störten die unantastbare Ruhe seines Waldes.
Er roch sie, noch bevor sie seine Grenzen übertraten. Kein Wesen auf Erden konnte sich seinem Geruchssinn entziehen. Das Adrenalin, der Schweiß, die billigen Snacks in ihren Taschen – all das sprach zu ihm wie ein offenes Buch. Und während sie lachend und filmend in den Nebel eindrangen, war Vaelthar längst über ihnen. Lautlos wie der Wind, unerbittlich wie der ****.
Die Kameras liefen, die Herzen der Eindringlinge pochten, und der Drache wartete. Denn wer in seinen Wald kam, zahlte einen hohen Preis. Für manche das letzte Abendessen – für Vaelthar ein schmackhaftes Mahl.
Vaelthar war kein Ungeheuer, das blind tötete. Sein Zorn war zielgerichtet, sein Urteil gerecht – zumindest aus seiner Sicht. Diejenigen, die aus Habgier oder Leichtsinn seinen Wald betraten, waren für ihn nicht mehr als Plünderer. Und so sorgte er dafür, dass ihre Überreste zurückkamen, damit die Menschen außerhalb seiner Grenzen wussten, was hier geschah. Er ließ Knochen und zerrissene Ausrüstung am Rand des Waldes zurücklegen, wo Förster oder Polizisten sie finden konnten. Die Behörden taten, was Menschen eben taten: Sie analysierten, katalogisierten und identifizierten. DNA-Tests brachten die Namen der Abenteurer ans Licht, manchmal auch traurige Geschichten von Verzweifelten, die ihren **** im Schatten des Drachen suchten.
Doch Vaelthar war kein Mörder ohne Herz. ****, die sich verirrt hatten – zu neugierig, zu unschuldig, um zu verstehen, welche Gefahr sie umgab – ließ er nicht sterben. Er rief die Geschöpfe des Waldes zu Hilfe. Die Rehe führten sie zurück zu bekannten Wegen, die Wölfe hielten Wacht, bis die **** sicher waren.
Die Drohnen waren eine moderne Plage. Vaelthar hasste ihr unablässiges Summen, den chemischen Geruch, den sie hinterließen, und die Unverschämtheit, mit der sie sein Reich verletzten. Doch die Adler des Waldes waren schneller, ihre Krallen präziser als jede Technologie. Mit einem einzigen Sturzflug zerrissen sie die Fluggeräte, die wie Fremdkörper durch die Stille des Waldes schwirrten. Die Bruchstücke der Drohnen landeten zwischen den Wurzeln, ein Mahnmal an die, die glaubten, sie könnten diesen Ort kontrollieren.
Vaelthar sah dies alles mit der Geduld eines Wesens, das die Welt seit Ewigkeiten beobachtete. Er wusste, dass die Menschen niemals lernen würden, die Grenzen zu respektieren, die er zog. Aber so lange er atmete, würde er sie verteidigen – nicht aus Hass, sondern aus der Liebe zu dem Leben, das unter seinen Schwingen gedieh. Und für die, die glaubten, ihn herausfordern zu können, hatte er eine klare Botschaft: Es gibt Orte, die besser unberührt bleiben.
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Tief im Nebelwald lebt der letzte Drache seiner Art, ein Wesen von unvorstellbarer Macht und jahrhundertelanger Weisheit. Er bewacht seine Eier und das Gleichgewicht seines Reiches – zu einem hohen Preis. Jedes Jahr bringt das nahegelegene Dorf ihm eine Jungfrau, ein Opfer, ein Relikt aus alter Zeit, das niemand zu brechen wagt.
Updated on Mar 7, 2025
by Meister U
Created on Dec 15, 2024
by Meister U
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