Der Hacker

Die Tastatur klackerte, Thomas starrte wie gebannt auf den Computerbildschirm. Die Instantnoodeln waren bereits kalt geworden, seine Cola schmeckte nur noch schal, er hatte den Deckel nicht zugedreht. Seine Augen brannten höllisch und sein Kopf pulsierte schmerzhaft vor Übermüdung. Es musste doch möglich sein-

Eine weitere Zeile Codes floss ihm aus den Fingern, noch eine weitere, problemlos verstand er all die Dinge, die er gerade tat. Thomas mochte vieles nicht können. Er war nicht sportlich, sondern eher ein Lauch mit Übergewicht, er hatte kein großes Allgemeinwissen, und auch seine sozialen Fähigkeiten waren minimal, doch was er konnte, das war mit einem Rechner umzugehen und ihm das volle Potenzial zu entlocken.

Er pausierte für 10 Sekunden. 3:35 Uhr, und dabei hatte er in zwei Tagen wieder Schule. Doch er war gefesselt, er hatte einen ganz genauen Geistesblitz für ein Programm gehabt, das noch niemand auf dieser Welt hinbekommen hatte.

Er konnte nicht mehr, wirklich nicht mehr. Thomas hämmerte die letzte Zeile Code, ließ sich rücklings vom Gamingstuhl ins Bett fallen und noch im Fallen war er bereits halb eingeschlafen.

Es war 11:30, als Thomas die Augen aufschlug. Ohne lange zu zögern, rappelte er sich auf. Er war seinem Traum so nahe. Er schob sich erneut zu seinem Rechner. Er lud das gestern beendete Programm auf sein gejailbreaktes Smartphone hinüber, indem er ein USB-Kabel verwendete. Seine Hände schwitzten und zitterten, sein Herz pochte wie ein Hardtechno-Track.

Er drückte das App-Icon, welches ein simples T darstellte. "Talcontrol". Perfekt. Das war der Name, den er dieser App gegeben hatte. Hatte er es wicklich geschafft? Hatte er soeben eine App entwickelt, mit welcher er in jedes Smartphone eindringen und alle Daten sammeln konnte? Das Menü sah genauso aus wie von ihm designt. "Start Intrusion" sollte den Kontakt herstellen. Die restlichen Schaltflächen waren grau, da er noch keine Verbindung hatte. "Transfer data" kopierte Daten vom gekaperten Gerät auf seines oder Daten von ihm auf das Gerät des Opfers. "Write message" platzierte eine Botschaft auf dem Gerät des Opfers. "Wipe data" gab ihm die Möglichkeit, einzelne oder alle Dateien vom Handy des Opfers zu löschen. "Control device in spectator mode" und "control device without spectator mode" schließlich gaben ihm die Möglichkeit, durch das Gerät über die Oberfläche so zu navigieren, wie es auch der Besitzer oder die Besitzerin konnte, wobei der spectator mode dem Opfer erlaubte, live zu sehen, wie die Veränderungen erfolgten, während der zweite Modus dem Opfer keinen Hinweis auf den Eindringling gab. Zuletzt gab es einen "Spectator"-Mode, in welchem Thomas dabei zusehen konnte, wie das Opfer sein Gerät bediente, ohne dass er selbst eingreifen konnte.

Jetzt musste Thomas das Gerät nur noch testen...