Wir verbringen den Abend miteinander

Ich ließ Antje eintreten und führte sie ins Wohnzimmer. Antje sah sich staunend in dem großzügig gestalteten und modern möblierten Raum um. „Wow“, entfuhr es ihr. „Wohnst du hier ganz allein oder …“ „Ich bin weder verheiratet noch habe ich eine Freundin“, entgegnete ich steif. „Ich habe nicht die Richtige gefunden und habe ehrlich gesagt auch kein Interesse seit …“ Antje sah mich mit großen Augen schuldbewusst an. Allerdings sah ich noch etwas anderes in ihrem Blick: Erleichterung? Hoffnung? „Möchtest du etwas essen?“ wechselte ich lieber schnell das Thema. Antje nickte. Wir gingen in die Küche und ich öffnete den Kühlschrank. „Du kannst kochen?“ fragte Antje verwundert. „Ich habe es mit den Jahren gelernt“, antwortete ich und begann das Abendessen für uns zuzubereiten. Antje half mir dabei. Eine halbe Stunde später aßen wir zusammen auf der Terrasse und tranken dazu Rotwein aus Kalifornien.

„Was machst du hier in Austin?“ erkundigte ich mich. „Ich arbeite als Model“, erwiderte Antje etwas verlegen. „Nichts Besonderes, keine Haute couture, sondern hauptsächlich Unterwäsche für einen Sportartikelhersteller. Ich habe mich extra für dieses Shooting beworben, nachdem Carena mir endlich deine Adresse gegeben hat“, lächelte sie, und ich nahm mir im Stillen vor, mal ein ernsthaftes Wort mit meiner kleinen Schwester zu reden. „Ich wollte dich unbedingt wiedersehen, nach all den Jahren. Ich habe dich so sehr vermisst …“ Antje schwieg, und ich blickte in die Ferne. Auch ich hatte Antje an jedem Tag vermisst, seit sie mir vor sieben Jahren das Herz gebrochen hatte. „Leider muss ich schon morgen wieder zurückfliegen. Aber ich hoffe, dass wir zumindest wieder Freunde sein können …“, fuhr Antje hoffnungsvoll fort und zeigte auf den silbernen Freundschaftsring an ihrem Ringfinger, den ich ihr damals gekauft hatte ...