Wiedersehen mit Marianne

Janina schließt die Türe zu Mariannes und ihrer gemeinsamen Wohnung auf und lässt mich eintreten. „Marianne?“ ruft sie dann laut. „Ich bin wieder da.“ Als keine Antwort kommt, nimmt Janina mich an der Hand und führt mich ins Wohnzimmer. „Marianne?“ ruft sie dann erneut. Dieses Mal hören wir sich rasch nähernde Schritte. „Janina, wo bist du bloß die ganze Nacht gewesen, ich habe mir solche Sorgen um dich …“ Marianne verstummt plötzlich, als sie ins Wohnzimmer kommt und mich noch dazu händchenhaltend mit ihrer jüngeren Schwester sieht. Allzu schnell lasse ich Janinas Hand wieder los.

Stumm betrachte ich meine Ex-Ehefrau. Marianne ist bei den sommerlichen Temperaturen lediglich mit meinem alten Lieblings-T-Shirt bekleidet, welches sich über ein wohlgerundetes Schwangerschaftsbäuchlein spannt und ihre schlanken Beine von den Oberschenkeln ab komplett unbekleidet lässt. Abgesehen von ihrem vorgewölbten Bauch wirkt die früher so überaus vitale Marianne jetzt jedoch sehr dünn und fast schon zerbrechlich. Allem Anschein nach hat sie seit unserem letzten Treffen, bei dem sie schon nicht besonders gut ausgesehen hatte, zusätzlich noch ein paar weitere Kilogramm abgenommen.

„Du hast es Martin erzählt“ stellt Marianne verbittert fest und sieht ihre jüngere Schwester stirnrunzelnd an. Janina nickt, geht schnell auf Marianne zu und nimmt sie dann in den Arm. „Ich musste es ihm sagen. Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, dich so unglücklich zu sehen“, sagt sie und fängt dann an zu ****. Ich sehe betreten zu und weiß nicht, ob ich sie lieber trösten oder eher gehen soll. Da sieht mich Marianne plötzlich an und wischt sich eine Träne aus dem Auge. „Ich bin gerade vom Arzt zurück gekommen“, sagt sie, wobei erstmals ein Anflug von einem Lächeln über ihr Gesicht huscht. „Es soll ein Junge werden …“