Vielleicht liegt der Spaß ja viel näher?

Heike ließ sich von den unfreundlichen Blicken nicht abschrecken und ging frech bis auf wenige Schritte auf das Tor zu. Je näher sie kam, desto verunsicherter wirkten die zwei Kerle. Offenbar waren sie es nicht gewohnt, dass sich jemand von ihren Uniformen und Waffen nicht einschüchtern ließ, zumal eine Frau. In dieser unerwarteten und vollkommen ungewohnten Situation fehlten ihnen Verhaltensmuster. Normalerweise würden sie mit Drohungen und notfalls auch mit **** reagieren, um ihre Unsicherheit zu überspielen. Aber das war eine Europäerin und Bewohnerin der Siedlung, die sie bewachten. Wenn die sich beschwerte, dann könnten sie ihren bequemen und gutbezahlten Job los sein. Also warteten sie lieber ab.

Heike entschied sich, die beiden einfach anzusprechen. Die Chancen standen gut, dass sie englisch verstünden, wenn sie von einem internationalen Baukonzern eingestellt worden waren. Sie funkelte die Männer mit blitzenden Zähnen an.

"Hallo Jungs! Wie geht's?"

Nummer eins mahlte mit den Zähnen, als suche er nach Worten. Nummer zwei war ein klein wenig wortgewandter.

"Gut. Und Ihnen, Lady?"

"Wenn ich ehrlich bin, langweile ich mich hier. Darum frage ich mich, ob ihr mir ein paar Tipps geben könnt, was man hier in der Gegend so unternehmen kann?"

Die Frage überforderte die beiden ganz offensichtlich. Dass eine Frau so etwas wie Eigeninitiative zeigte, war für sie unvorstellbar. "Nun ja", dachte sich Heike, "vielleicht liegt der Spaß ja viel näher, als ich annahm. Direkt vor meiner Nase zum Beispiel."

Sie war inzwischen so nah gekommen, dass sie den männlich herben Duft der beiden wahrnahm, eine Mischung aus Schweiß und würzigem Essen, unterlegt mit einem Hauch Waffen-Öl. Sie atmete tief ein und blinzelte den beiden zu.

"Sagt mal, habt ihr im Moment viel zu tun? Oder könnt ihr ein wenig Zeit für mich erübrigen?"

Bei den Worten zupfte sie an ihrem Pareo und lehnte sich ein wenig zur Seite, damit die Männer deutlich erkennen konnten, dass sie nichts darunter trug.