Sehr leicht bekleidet auf jeden Fall

Lisa ging mit mir und führte mich durch das Stockwerk. Zu meiner Überraschung sah ich keine anderen Schüler mehr auf den Gängen; offensichtlich waren mit dem Schulgong alle sofort in ihre Klassenzimmer gehuscht, und nur die Lehrer kamen jetzt noch nach. Auf meiner alten Schule war das ganz anders gewesen; ehe der Lehrer nicht da war, fand man kaum einen von uns an seinem Platz. Das EOF, wie man es anscheinend nannte, hatte seinen Ruf als besonders gute Schule anscheinend nicht von irgendwoher - wenn man hier so strenge Verhaltensregeln anlegte...

Um so erstaunter war ich, als wir dann tatsächlich im Klassenzimmer ankamen und ich zum ersten Mal einen Blick auf meine Mitschüler werfen konnte: So ernst man hier den Schulgong nahm, um so lockerer nahm man anscheinend die Kleiderordnung. Klar, es war Hochsommer und draußen ganz schön heiß, aber hier drinnen, bei laufender Klimaanlage, war es durchaus erträglich - das hielt aber offenbar niemanden davon ab, hier drinnen wie am Strand gekleidet an seinem Platz zu sitzen! Die zwölf Jungs in der Klasse hatten bis auf zwei freie Oberkörper und trugen ansonsten Shorts, während von den sechzehn Mädchen dreizehn in Bikinioberteilen und Hotpants dasaßen, zwei sehr kurze Shirts trugen, die quasi direkt unterhalb ihrer Nippel endeten und kaum etwas der Fantasie überließen, und nur eine der Schülerinnen im Raum trug eine kurzärmelige Bluse und einen knielangen Rock. Absolut alle hier waren auf ihre eigene Art und Weise gut gebaut, manche schlank und sportlich, andere feminin und üppig, aber jede hier hatte einen sehr ansehnlichen Körper.

"Guten Morgen, allerseits", sagte Lisa und schloss die Tür.

"Guten Morgen, Lisa", sagte die Klasse unisono, und ich kam mir für einen ganz kleinen Moment an die Grundschule zurückversetzt vor, wo ich das letzte Mal so einen "Guten-Morgen-Chor" gehört hatte.

Lisa ging ans Lehrerpult, das vor dem Großbildschirm an der Wand stand und winkte mich zu sich. "Das hier ist Leon", sagte sie zu den anderen Schülern. "Er kommt von einer anderen Schule und wird hier mit uns die 13. Klasse und sein Abitur machen. Wahrscheinlich braucht er ein bisschen, um sich hier zurechtzufinden. Ihr werdet ihm doch alle dabei helfen, oder?"

Oh je. Ich sah an den Augen meiner Mitschüler, dass sie sich jetzt schon überlegten, wie sie mir am besten "helfen" konnten. Wahrscheinlich konnte ich mich schon mal darauf einstellen, als Neuer in den nächsten Tagen alle Arten von Mobbing zu erleben, die sich Teenager so ausdenken konnten. Na ja - ich würde es überleben. Man musste nur wissen, wie man damit umgehen sollte. Dementsprechend ließ ich das einsetzende Gekichere aus dem Klassensaal einfach an mir abtropfen.

"Was ist denn so lustig, Valerie?" ließ sich in diesem Moment Lisa vernehmen. "Findest du an Leon irgendwas komisch?"

"Nee", gab ein hochgewachsenes brünettes Mädchen zurück - eine aus der Bikini-Fraktion mit sehr schön gerundeten Brüstchen. "Ich finde ihn bloß niedlich."

Ein Lachen ging durch die Klasse, und Lisa schüttelte amüsiert den Kopf. "Heb dir das für die große Pause auf", sagte sie. "Also, wo setzen wir dich denn hin, Leon? Schon mal nicht neben Valerie, sonst kannst du dich bestimmt nicht auf den Unterricht konzentrieren... Ah." Sie zeigte auf den Tisch, an dem die einzige etwas konservativer gekleidete Schülerin saß. "Da drüben, zu Maja. Da hast du erst mal deine Ruhe."

Ich nickte und ging zu dem Tisch, an dem Maja saß. Auch sie schien ziemlich groß zu sein, soweit ich das bei ihr im Sitzen feststellen konnte, und als ich näher kam, bemerkte ich, dass sie ein sehr ebenmäßiges, symmetrisches Gesicht hatte - sie kam mir fast wie ein Model vor mit ihren wachen hellblauen Augen unter dem glatten dunkelblonden Haar, das sie schulterlang trug. Im Gegensatz zu ihren Mitschülerinnen ließ ihre etwas konservative Kleidung ihre Proportionen nicht sofort erkennen, aber ich hatte schon genügend Mädchen gesehen, um ziemlich sicher zu sein, dass auch sie einen Bombenkörper haben musste.

"Hi", sagte Maja und schüttelte mir kurz die Hand, als ich mich zu ihr setzte. Sie schien meine Gegenwart einfach nur zur Kenntnis zu nehmen, im Gegensatz zu ein paar ihrer Mitschülerinnen hier im Klassensaal, die mich sehr neugierig angestarrt hatten. "Willkommen auf unserer Schule."

"Danke", gab ich zurück. "Irgendwas, auf das ich besonders acht geben muss hier?"

Maja wollte antworten, doch in diesem Moment meldete sich auch schon wieder Lisa zu Wort. "So, und damit wir nicht noch mehr Zeit verlieren, fangen wir an. Tablets raus, allesamt, in diesem Halbjahr dreht sich alles um eine neue Literaturepoche. Fassen wir mal zusammen, was wir im letzten Halbjahr durchgenommen haben..."