Der Zufall kommt zu Hilfe.

Von seinen Weihnachtsgeld hatte sich Peter ein leistungsstarkes Fernrohr, eine Videokamera und ein neues, lichtstarkes Objektiv mit 300er-Weite anschaffen können.

Genug, um herauszufinden, ob sie tatsächlich gegenüber wohnte.

Zwischen Weihnachten und Silvester ging er wieder mal einkaufen. Dieses Mal in einen Supermarkt, in dem er sonst eigentlich nicht einkaufte. Aber auf dem Weg zu einem Freund, dessen Katzen er hütete, war dieser Markt einfach der praktischste.

Und wie er an der Kassa stand, er war schon ungeduldig ob der Schlange und der langsamen Kassierin, hörte er auf einmal den Satz:

"Die Marktleitung wird gebeten zur Kassa zu kommen."

Peter ärgerte sich, denn er wollte eigentlich heim. Doch dann hörte er schnelle Schritte von weiblichen Absätzen hinter sich. Es war tatsächlich die attraktive Blonde. Sie ging zu der Kassierin und erklärte ihr, wohl nicht zum ersten Mal, wie der Ton ihre Stimme verriet, wie sie einen Beleg zu stornieren hatte.

Als sie sich zur Kassa bückte, konnte er in den tiefen V-Ausschnitt sehen. Was er da sah, entzückte ihn besonders. Da schien nichts zu hängen, ihren BH trug sie wohl nur, damit alles richtig zu Geltung kam. Eine ältere Dame quäckte:

"Geh, das geht alles so langsam."

Sie lächelte nur und meinte:

"Die Kollegin ist neu. Sie kann nicht alles auf einmal wissen."

Die Alte ließ sich nicht so schnell beruhigen:

"Die kann nicht schneller, die ist unfähig."

Die Blonde ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und lächelte nachsichtig. Die Alte hielt sich scheinbar für was besseres und geiferte weiter. Sie setzte sich in eine weitere Kassa und winkte ein paar Kunden zu sich rüber. Die Alte hatte sich noch nicht beruhigt, doch als sie mit ihrer Karte zahlen wollte, wusste sie ihre Geheimnummer nicht mehr. Jetzt reichte es Peter:

"Das kann ich leiden. Er herumstänkern und dann den ganzen Laden aufhalten!"

Die Alte blickte ihn empört an, die anderen Kunden grinsten, die neue Kassierin auch. Nur Blondie blieb cool. Verkrampft kramte die Alte in ihrem Geldbeutel, zückte einen 50er und zahlte cash. Peter war jetzt richtig in Fahrt:

"Und dann auch noch 1,98 mit der Kreditkarte zahlen wollen. Für soviel Abgehobenheit sollte man eigentlich noch 5 Euro für Blödheit extra berechnen."

Die Alte stopfte nahm ihre zwei Tafeln Schokolade und stapfte von dannen. Er musste noch auf eine weitere Kundin warten, die kassiert werden wollte. Da hatte Blondie auch einen Storno und rief ihrer Kollegin zu, sie solle den Storno-Schlüssel rüber werfen. Die andere Kassenkraft reagiert, doch leider fiel Blondie der Schlüssel aus der Hand. Peter bückte sich, nahm galant den Schlüssel und übergab ihn der Chefin. Ihre Blicke trafen sich und mit unverkennbaren polnischem Akzent meinte sie:

"Vielän Dank, auch für geradä äben."

Peter lächelte nur und meinte:

"Ich darf es ja sagen, ihr nicht."

Das auflitzende Lächeln in ihren blau-grauen Augen war für Peter mehr als eine Entschädigung für die lange Wartezeit. Er freute sich schon auf die nächste Begegnung mit ihr, denn er hatte anhand ihres Namensschildes bemerkt, dass sie tatsächlich seine blonde Favoritin von einst war.