Chapter 4
by Reyhani
Wer stört denn da schon wieder?
Kaffeepause
Silke bekam fast einen Herzinfarkt als sie aus den Augenwinkeln den Schatten am Fenster sah. Sie dachte, Stahlmüller hätte die Waldarbeiter endgültig verscheucht. Waren sie heimlich zurückgekommen und über den Zaun gestiegen, um sie zu bespannen? Hektisch griff Silke nach dem Bademantel und versuchte damit ihre nackten Vorderseite zu bedecken.
Auch Direktor Stahlmüller hatte die Bewegung bemerkt, war aufgestanden und hatte das Fenster geöffnet. Eine grauhaarige, kleine Dame in einer grünen Schürze, Handschuhen und einer Gartenschere stand draußen. Sie lächelte Silke freundlich an und verdrehte ihren Kopf, um sie besser in den Blick zu bekommen.
"Mit den Rosen bin ich jetzt fertig. Ich wollte eine Pause machen. Wie sieht es bei euch aus, Günter? Wollt ihr auch einen Kaffee oder braucht ihr noch Zeit für die Nachbesprechung?"
"Danke, Mutter, aber das ist nur eine Kollegin, die mich ein wenig unterstützt. Heute keine Nachbesprechung. Wollen wir einen Kaffee ****?", wandte sich Stahlmüller zuletzt direkt an Silke.
Silke war mit der Frage überfordert. Sie war instinktiv immer tiefer in den Raum zurückgewichen weg vom Fenster. Das alles war ihr unglaublich peinlich. Die Waldarbeiter hatten in einiger Entfernung am Zaun gestanden, aber die Oma war direkt vor dem Fenster und sprach mit ihr. Sie wollte nur noch weg. Trotzdem nahm sie stotternd die Einladung zu Kaffee an. Sie war vollkommen überrumpelt und wollte auch nicht unhöflich sein.
Wenig später saßen sie auf der Terrasse vor dem Häuschen in der Sonne. Vollständig bekleidet fühlte sich Silke wieder einigermaßen sicher. Über die provokanten Zeichnungen des Rektors würde sie sich später den Kopf zerbrechen. Stahlmüllers Mutter – sie hatte sich als Gerda vorgestellt – hatte Kaffee gebracht und quetschte Silke über ihr Referendariat und ihr Leben aus. Dabei war sie ganz schön distanzlos. Aber Silke gab bereitwillig Auskunft auch wenn sie fand, dass es Gerda nun wirklich nichts anging, dass sie nicht verheiratet war und auch keinen Freund hatte.
"Ich bin so froh", resümierte Gerda, "dass mein Sohn mal ein anständiges Modell gefunden hat. Diese jungen Dinger, die er sonst immer anschleppt – Abiturientinnen, grade volljährig – taugen doch alle nichts. Sie, Silke, kommen mir wie ein Frau vor, die mitten im Leben steht."
Silke wurde verlegen ob des unerwarteten Kompliments. Rektor Stahlmüller murrte, so pauschal könne man das ja wohl nicht sagen. Doch seine Mutter ging nicht darauf ein und fuhr an Silke gewandt fort:
"Wenn ich die Zeichnungen sehe, denke ich immer, die sind doch viel zu dünn diese Mädchen. Das kann doch nicht gesund sein. Eine echte Frau wie Sie kann man da doch ganz anders in Szene setzen."
"Äh ... ihr Sohn zeigt Ihnen seine Bilder", stotterte Silke und warf einen verunsicherten Blick zu Rektor Stahlmüller.
"Natürlich", bestätigte Gerda, "als Mutter interessiere ich mich doch dafür, was meine **** machen. Und ich finde Günter hat durchaus Talent. Aber man braucht eben auch die richtige Inspiration. Ich verstehe nicht so recht, was er an seinen jungen Modellen findet. Nicht mal zu anständigen Detailstudien taugen die. Immer nur diese langweiligen Schlitze, kaum mal ein Härchen. Ich wette, Silke, ihre Möse ist da ganz anders, viel fraulicher, mit reifen Lippen – eine Herausforderung für den Künstler."
Klirrend stellte Silke ihre Kaffeetasse ab. Geschockt und sprachlos schaute sie zu Rektor Stahlmüller hinüber. Doch der brachte auch nicht mehr als ein genervtes "Mutter ..." heraus.
"Ach, nichts für ungut, ich scherze natürlich nur", plapperte Gerda weiter, "Natürlich weiß ich, was Günter an den Abiturientinnen findet. Er liebt es, diese unerfahrenen Dinger mit seinem Gemächt zu beeindrucken. Wie die immer quietschen. Und ich mache ihm da gar keinen Vorwurf. Der Arme lebt ja allein, so ganz ohne Frau ist es schwer für ihn. Zumal sich die Schülerinnen von heute immer so provokativ kleiden. Da muss er schon ab und zu den Druck loswerden."
Zum Glück sprang Rektor Stahlmüller Silke jetzt zur Seite, die vor Scham im Boden versinken wollte.
"Mutter, ich bitte dich. Was soll Frau Weber von uns denken?! Ich versichere dir, bei ihr ist es ganz anders. Wir haben zufällig herausgefunden, dass sie Modell steht und ich zeichne. Da haben wir eins und eins zusammengezählt. Ich habe lange nicht mehr so gut gearbeitet. Die Resultate sprechen für sich. Also meinetwegen können wir das gerne bald wiederholen. Aber wenn Frau Weber nach deinen peinlichen Anekdoten nicht mehr möchte, kann ich das auch verstehen. Das, was wir heute geschafft haben, würde schon für die Ausstellung in der Schule reichen."
"Oh nein, das wollte ich nicht", reagierte Stahlmüllers Mutter sichtlich betroffen. "Ich verspreche Ihnen, Silke, Günter ist immer ganz Gentleman. Sie können ihm voll vertrauen. Sie müssen wiederkommen!"
Jetzt war es Silke endgültig zu viel. Sie murmelte, dass sie es sich überlegen würde aber jetzt ganz dringend nach Hause müsse, den Unterricht für morgen vorbereiten. So verließ sie fluchtartig die Kaffeetafel und atmete erst wieder durch, als sie zuhause die Tür hinter sich sich schloss.
In der Nacht hat sie einen seltsamen Traum: Aus irgendeinem Grund ist sie Nachts in der Schule. Im Lehrerzimmer überrascht sie ihre Kollegen, bei einem brutalen aber irgendwie erregenden Schauspiel: Sie vergehen sich an einer Schaufensterpuppe. Die Puppe geht langsam kaputt, weil alle an ihr zerren, reißen und Löcher in ihren Körper hineindrücken. Der Direktor beendet das Treiben und hält den Kollegen eine Standpauke wegen Beschädigung von Schuleigentum. Sandro nimmt beim Aufräumen den abgebrochenen Arm der Puppe mit. Er steckt ihn an eine dieser beschädigten antiken Statuen, die da zufällig in seinem Atelier rumsteht. Der Arm passt wie angegossen. Dann fängt Sandro an, die Statue zu küssen und streicheln wodurch sie langsam zum Leben erwacht. Sie wird regelrecht erregt und schlägt zum Schluss die Augen auf.
Obwohl es erst vier Uhr war, konnte Silke lange nicht mehr einschlafen. Als sie das nächste Mal wach wurde, war es schon elf. Sie meldete sich schnell bei der Sekretärin krank und verbrachte den restlichen Tag im Bett. Offenbar fehlte ihr der Sonntag als Erholung. Erst am Mittwoch fühlte sie sich wieder fit genug für die Schule.
Dafür fing der Tag gut an: Mit Sandro hatte Silke die Hauptrolle in einem Zwei-Personen-Stück auf der Bühne des Improvisationstheaters im Lehrerzimmer.
"Wieder auf dem Damm, liebe Frau Kollegin?"
"Ja , habe die anziehende Sommergrippe grade noch mal abgewehrt. Und Sie auch wieder fit?!"
"Ja, kleine künstlerische Krise. Aber es muss ja weitergehen … (sich verstohlen umsehend) … ich habe noch eine Überraschung für dich. Ich erzähl's dir später, wenn wir ungestört sind."
Am Nachmittag nach ihrem Unterricht hielt es Silke nicht mehr aus und machte sich auf den Weg in den vierten Stock, Sandros Reich. Sie musste wissen, was das für eine Überraschung war. Sicher wollte der Kunstlehrer ihr das besagte Gemälde zeigen, das er nach seinen Skizzen von ihr ausgearbeitet hatte, und sich für den ganzen Schlamassel entschuldigen. Er würde sie fragen, ob sie seine Muse sein wolle. Eigentlich müsste sie ihm böse sein, aber sie würde ihm verzeihen, damit er nie mehr so abstürzte. Dann wäre auch der Direktor zufrieden und alles wäre wieder gut.
Mit jeder Treppenstufe war sie zufriedener mit sich und der Welt. Am liebsten wäre sie gerannt, um schneller ans Ziel ihrer Träume zu kommen. Doch da war diese Gruppe von Schülerinnen vor ihr, die alles blockierten.
"Willst du das echt machen, Yara. Oder hast du nur mal wieder den Mund zu voll genommen, um dem Steffen zu imponieren?", kam es aus der Gruppe.
"Wenn man an einem Aktzeichenkurs teilnimmt, dann muss man auch bereit sein, die andere Seite kennenzulernen. Das nennt man Konsequenz", erwiderte die Angesprochene.
"Ich nenne das beim Lehrer einschleimen. Gib's doch zu, du stehst auf ihn."
"Ihr seid nur neidisch, weil er sich für mein Fotografieprojekt interessiert."
"Ach Quatsch, der interessier sich für deine Titten."
"Ne, für deinen Arsch …"
So diskutierte die Gruppe weiter – die Abiturientinnen schenkten sich nichts. Silke war stehengeblieben und sah ihnen nach, wie sie im Treppenhaus nach oben verschwanden. Bald hörte sie nur noch den sporadischen Ausbruch von Gelächter. Er hatte also noch andere, die für ihn Modell standen. Eine ganze Klasse naiver Mädchen, an deren Körpern er sich aufgeilen konnte. Mit Inspiration hatte das ja wohl nichts mehr zu tun. Silke drehte um und stürmte wütend die Treppe wieder hinunter. Bevor sie nach Hause ging, wollte sie im Büro des Direktors vorbeischauen. Vielleicht war die Sekretärin noch da und sie konnte Stahlmüller eine Nachricht hinterlassen.
Was will Silke mit dem Rektor ausmachen?
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Referendarin mit besonderen Aufgaben
Vom Aktmodell zur Schuldirne
Silke ist als neue Referendarin am Sacher-Gymnasium nicht besonders glücklich. Durch einen Zufall lernt sie eine andere Seite des Schulbetriebs kennen. Bald werden ihr neue Aufgaben übertragen, die ihr einiges abverlangen.
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- Aktmodell, Schule, Gymnasium, Erpressung
Updated on Jun 16, 2025
by Reyhani
Created on May 24, 2025
by Reyhani
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