Henker und Richter

Thomas’ Atem ging flach. Michelle kniete noch immer. Andreas stand neben ihr wie ein Monument.

Thomas rutschte tiefer in den Sessel. Seine Finger klammerten sich um die Kante, als könnte er sich irgendwo festhalten, als würde er nicht gleich aus sich selbst kippen. Und dann — Bewegung.

Irgendwas draußen. Am großen Fenster. Hinter der Gardine, schlecht gezogen, schlampig wie alles heute Nacht.
Thomas’ Blick zuckte dorthin. Rolf. Der Vermieter. Alte Haut, grauer Bart, Augen wie winzige Glassplitter.

Einfach da "Der Gönner" stillglotzendrauchenderweise

Wie eine Erscheinung, die gekommen war, um Thomas an seine eigene Fäulnis zu erinnern. Und Thomas? Er zuckte nicht. Er schloss die Vorhänge nicht. Er schloss sich nicht selbst weg. Er ließ es geschehen. Er ließ sich anschauen, wie ein offenes Grab. Geöffnete Beine, Hose offen, die Hand darin wie tief in einer Schublade suchend steifer Schwanz Michelle ausgestellt Brüste hinten vorne unten innen. Zeugen der Anklage.

Andreas zog Michelle an den Haaren zurück. Ein Ruck. Ein Befehl. Sie fiel rücklings auf den Teppich. Arme ausgestreckt.
Hingebungsvoll wehrlos.
Sein kleines Opfer.

Thomas spürte einen Anflug von Stolz. Dann Ekel.

Andreas stellte sich über sie, ließ seinen Blick auf ihr ruhen.
Tat nichts musste nichts tun bedrohlich brutal.
Seine bloße Präsenz war genug.

Beugte sich nach unten Griff zwischen Beine Ausweiten Eindringling

Und draußen, hinter der Scheibe, Rolf. Rauch kringelte sich vor seinem Gesicht. Sein Blick war leer. Kein Lüstling. Kein Voyeur.
Ein Richter oder Beisitzer. Urteile

Thomas spürte, wie sein Herz schlug, klopfte. Wie ein Uhrwerk. Michelle drehte den Kopf, suchte seinen Blick. Thomas wich aus. Er konnte sie nicht mehr ansehen. Nicht, weil er sie nicht mehr wollte. Sondern, weil er sie genau jetzt am meisten liebte. Und weil Liebe eine viel größere Schande war als alles, was sie heute Nacht getan hatten.

Andreas zog sich zurück. Stand wortlos im Halbdunkel. Wie ein Henker, der sein Werk beendet hatte.

Nur noch Thomas und Michelle und Rolf draußen im Dunkeln. Thomas stand auf sein Penis halbsteif voraus. Ging zum Fenster Gardine auf. Schaute Rolf direkt an. Nackte Konfrontation.
Nackte Schuld. Beweismittel

Rolf zuckte nicht. Er nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette, warf sie weg. Dann hob er die Hand. Ein kurzes, ruckartiges Winken.
Nicht freundlich oder hämisch Zeichen Schwur Meineid Urteil
Ich hab dich gesehen.
Ich kenne dich jetzt.

Keine Schöffen