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Chapter 34

What's next?

Margot wird zu Lisa gezogen

_Tut mir leid, Leute, dass es hier so lange nicht weiterging. Leider kamen mir ein paar Dinge im "echten Leben" in die Quere und ich musste mich jetzt erst wieder in die Handlung einfinden.- - - - - -

_

Margot schwebte durch die Korridore, lautlos wie ein Schatten, und fühlte sich dennoch solider als je zuvor. Es fühlte sich – seltsam an. Dieses Ziehen, diese Neugier – nein, dieses Verlangen – war anders als alles, was sie in ihrer langen Existenz als Geist gekannt hatte. Sonst war sie immer diejenige gewesen, die die Kontrolle hatte, die verführte, manipulierte und Einfluss ausübte, so wie eine Spinne ihr Netz spinnt. Aber Lisa ... Lisa ließ sie zögern.

Sie fand das Mädchen in einem der kleineren Räume, einem Schlafzimmer, das vorübergehend in eine Abstellkammer umgewandelt worden war. Stapel halb ausgepackter Kartons, deren Inhalt sich auf dem Boden ausbreitete, säumten die Wände. Lisa saß im Schneidersitz auf dem abgewetzten Holzparkett und blätterte träge in einem alten Buch, das sie aus einem Stapel herausgezogen hatte. Eine schummrige Glühbirne, die von der Decke baumelte, warf einen warmen Schimmer auf ihr Gesicht und webte Reflexe in die widerspenstigen Strähnen ihres blonden Haares.

Lisa war allein. Oder besser gesagt, sie dachte, sie sei allein.

Margot schwebte direkt über der Schwelle, unsichtbar, und beobachtete. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten verspürte sie so etwas wie Schüchternheit. Sie war es gewohnt, in Körper zu schlüpfen, die Kontrolle zu übernehmen und ihren Opfern so lange ins Ohr zu flüstern, bis sie nachgaben. Aber diesmal war es anders. Lisa strahlte etwas Eigenartiges aus – einen Funken, der Margot zweifeln ließ.

Lisa seufzte und schloss das Buch, legte sich auf den Rücken und streckte die Arme über den Kopf, ohne sich ihrer geisterhaften Zuschauerin bewusst zu sein. Ihre Bewegung sandte eine Energiewelle durch die Luft, die Margot spürte – es war wie eine Welle in einem stillen Teich, die sie erreichte und näher lockte.

Wusste Lisa, was sie tat? Rief sie den Geist zu sich?

Margot trat einen kleinen Schritt vor, und plötzlich zitterte Lisa. Sie rieb sich über die Arme und neigte leicht den Kopf, als hätte sie etwas gehört.

Margots Finger zuckten. Sollte sie etwas sagen? Sich zu erkennen geben? Oder war es sicherer zu warten, zu beobachten, zu verstehen, warum ausgerechnet dieses Mädchen einen Geist zum Zögern bringen konnte?

Margot musterte Lisa, ihr gewohntes Selbstvertrauen schwankte angesichts von etwas, das sie nicht genau beim Namen nennen konnte. Sie hatte lebende Menschen immer als Spielzeuge betrachtet, formbar und berechenbar. Aber Lisa ... sie war nicht von Margots Einfluss betroffen – sie schien ihn zu reflektieren, ihn zu verdrehen, zu verbiegen und daraus etwas Neues zu machen.

Margot war das schon früher aufgefallen, an Kleinigkeiten – an der Art, wie Lisa vor dem Spiegel stand, wie sie mit nachdenklichem, fast wissendem Gesichtsausdruck über ihre eigene Haut strich. Es war nicht die blinde Begeisterung, an die Margot gewöhnt war. Es war Neugier. Es war Verständnis. Und das machte Lisa gefährlich. Oder aufregend. Vielleicht beides.

Sie hatte erwartet, dass Lisa ein leichtes Opfer sein würde, **** und leicht zu beeindrucken, jemand, den sie nach Belieben formen konnte. Aber jetzt war Margot sich nicht mehr so sicher, wer wen kontrollierte. Das beunruhigte sie auf eine Weise, die sie noch nie zuvor empfunden hatte. Es war berauschend. Es war zum Verrücktwerden.

Und es weckte in ihr den Wunsch, dem Mädchen näher zu kommen.

Margot zögerte, ein ungewohntes Kribbeln durchfuhr ihre geisterhafte Gestalt. Sie hatte noch nie gezögert. Die Fähigkeit, andere zu besitzen, war für sie zu einer Selbstverständlichkeit geworden – ein nahtloses Hineinschlüpfen in den Körper eines anderen, das Verdrehen seiner Wünsche, das Beugen nach ihrem Willen. Aber bei Lisa ... fühlte sich der Gedanke, einfach die Kontrolle zu übernehmen, falsch an. Oder besser gesagt, er fühlte sich ... unzulänglich an.

Sie näherte sich ihr unbemerkt und beobachtete, wie Lisa sich auf dem Boden ausstreckte und das aufgeschlagene Buch auf ihren Bauch legte. Das Mädchen blickte gedankenverloren an die Decke. In Lisas Gesichtsausdruck lag etwas – als ob sie es wüsste. Als ob sie wartete. Als ob sie spüren könnte, dass Margot in der Nähe war.

Der übliche Hunger des Geistes, zu besitzen, wurde durch etwas Tieferes, Gefährlicheres ersetzt: den Drang, eingeladen zu werden. In Lisas Welt einzutreten, nicht als Puppenspielerin, sondern als ... ja, als was?

Margot war sich nicht sicher.

Sie schwebte jetzt nur noch wenige Zentimeter entfernt und spürte, wie Lisas Energie sich mit ihrer eigenen verknüpfte, wie ein Magnet, der sie anzog. War es das, was Sterbliche fühlten? Diese quälende Ungewissheit? Der Nervenkitzel des Unbekannten?

Zum ersten Mal seit Jahrzehnten handelte Margot nicht.

Sie wartete.

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