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Chapter 21 by Daemony Daemony

What's next?

Ralfs Café

Der grelle Schein der Straßenlaternen warf lange, gezackte Schatten auf die Straße, während Jasmin auf das entfernte Licht des Cafés zu humpelte. Jeder Schritt jagte eine neue Welle des Schmerzes durch ihren geschundenen Körper, und ihre Knie drohten unter der Last ihrer eigenen Erschöpfung nachzugeben. Sie knickte auf den Absätzen um und zog die Schuhe aus, um barfuß weiterzugehen.

Sie hatte keine Kraft mehr, ihre Oberschenkel zusammenzupressen, und gab nach. Schaudernd bemerkte sie, wie sofort ein Schwall zäher, klebriger Flüssigkeit an den Innenseiten ihre Beine herabsickerte. Sie wollte lieber nicht wissen, was das alles war.

Sie warf einen Blick zurück und erwartete halb, dass die Männer, die sie rausgeworfen hatten, wieder auftauchen und lachen würden, um das verdrehte Spiel zu beenden, das sie begonnen hatten. Aber die Gasse blieb still, bis auf das ferne Summen der Stadt. Sie kämpfte ihre Paranoia nieder und **** sich, weiterzugehen.

Das Café tauchte aus der Dunkelheit auf, eine flackernde Leuchtreklame mit der Aufschrift „RALF'S TRUCK STOP“ in grellem Pink und Grün. Sie verzog schmerzhaft die Lippen zu einem unechten Schmunzeln über den falsch gesetzten Apostroph. Sie musste verrückt sein, sagte sie sich, wenn ihr in der verzweifelten Lage, in der sie sich befand, so etwas auffiel.

Durch die Fenster konnte sie eine Handvoll Gäste sehen, die über ihre Kaffeetassen gebeugt saßen. Die meisten Gesichter waren von den Mühen der Straße gezeichnet. Der Geruch von Frittierfett und abgestandenem Zigarettenrauch wehte ihr entgegen, als sie die Tür aufstieß. Im Raum wurde es schlagartig still, als sich alle Köpfe in ihre Richtung drehten.

Sie schluckte schwer. Unwillkürlich griff sie nach unten und raffte ihren zerschnittenen Rock vorne zusammen, da sie den Eindruck hatte, jeder der Männer würde ihr sofort zwischen die Beine starren. Mit unsicheren Schritten ging sie auf die Theke zu, wobei ihre nackten Füße leicht auf dem Linoleumboden kleben blieben und eklige Geräusche verursachten.

Ein stämmiger Mann mit grauem Stoppelbart und blauweiß gestreiftem Hemd stand hinter der Kasse.

„Alles in Ordnung?“, fragte er mit ehrlicher Sorge in der Stimme.

„Ich muss nur kurz auf die Toilette“, murmelte sie und vermied es, ihm in die Augen zu sehen, "und, ähm, kann ich vielleicht den Waschraum benutzen?"

Er nickte nach hinten. „Erste Tür rechts. Lassen Sie sich Zeit.“

Jasmin schlurfte an den Tischen vorbei und war sich des Gemurmels, das ihr folgte, sehr bewusst. In dem winzigen Waschraum schloss sie die Tür hinter sich ab und lehnte sich schwer dagegen, da ihre Knie schließlich doch nachgaben. Langsam rutschte sie nach unten, bis sie auf dem feuchten Kachelboden saß. Das Neonlicht summte über ihr und warf einen unvorteilhaften Schein auf den gesprungenen Spiegel über dem Waschbecken. Im hinteren Teil trennte ein fleckiger Vorhang eine Duschkabine ab.

Minutenlang blieb sie sitzen, bis sie zu Atem gekommen war und sich stark genug fühlte, um sich zu waschen. Ihr Spiegelbild war kaum wiederzuerkennen. Ihr Gesicht war mit Schmutz, getrocknetem Blut und noch Ekligerem verschmiert, und ihr Haar stand in verfilzten Büscheln von ihrem Kopf ab. Sie legte vorsichtig ihr Jackett ab, wobei sie schmerzhaft die Luft einsog.

Dunkle Blutergüsse blühten an ihren Armen und ihrem Schlüsselbein. Sie drehte den Wasserhahn auf, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und schrubbte mit zitternden Händen den Schmutz ab. Es war nicht viel, aber es half.

Als sie ihr Gesicht mit einem Papiertuch, das man auch als Schmirgelpapier hätte verwenden können, abtrocknete, klopfte es an der Tür.

„Hallo, alles in Ordnung bei Ihnen?“ Es war der Mann von der Theke.

„Danke. Mir geht's gut“, rief sie zurück, obwohl sie sich nicht so fühlte.

"Okay, kommen Sie nach vorne, wenn Sie fertig sind. Ich gebe Ihnen einen Kaffee aus. Sie sahen vorher aus, als könnten Sie einen gebrauchen."

"Danke, sehr freundlich. Das nehme ich gerne an. Bis später."

Sie hörte, wie sich seine Schritte entfernten. Der Cafébesitzer schien ganz nett zu sein. Sie würde ihn nach seinem Namen fragen müssen und sich später nochmal anständig bedanken, wenn all das vorbei war.

An sich herab zu schauen traute sie sich immer noch nicht richtig. Vermutlich käme sie aber nicht umhin, sich dort mindestens genauso sauber zu machen, wie im Gesicht. Sie schielte zur Dusche. Besonders einladend sah sie nicht aus, aber gegenwärtig könnte sie nicht wählerisch sein, sagte sie sich. Sie zippte ihren zerschnittenen Rock auf und ließ ihn an den klebrigen Beinen herabrutschen. Dann tapste sie auf nackten Füßen über die Fliesen und hinter den Vorhang.

Zu Beginn war das Wasser eiskalt, aber Jasmin stellte sich trotzdem unter den Brausekopf. Sie begrüßte die Kälte sogar, half sie ihr doch dabei, einen klaren Kopf zu bekommen. Nach und nach wurde das auf sie herabprasselnde Wasser wärmer und sie schrubbte sich mit einem Stück Seife, das sie in der Seifenschale fand, von Kopf bis Fuß ab. Es tat gut, sich wieder sauber fühlen zu können!

Nach der Dusche fiel ihr ein, dass sie kein Handtuch zum Abtrocknen hatte. Der Rest an Papiertüchern würde vermutlich nicht ausreichen und zudem hätte sie ein schlechtes Gewissen dem Besitzer gegenüber, wenn sie seine ganzen Vorräte für sich verbrauchen würde. Aber vielleicht könnte sie ihn rufen und um ein richtiges Handtuch bitten. Sie schlich tropfnass und auf Zehenspitzen zum Ausgang. Mit einem Seitenblick auf ihre zerrissenen, dreckigen, verschmierten Klamotten entschied sie spontan, gleichzeitig auch nach etwas zum Anziehen zu fragen, einen alten Jogginganzug oder so.

Sie drehte den Schlüssel im Schloss und zog die Tür vorsichtig einen Spalt auf.

"Na, wird aber auch Zeit. Du hast die Dusche jetzt lange genug blockiert", brummte es ihr ungehalten entgegen.

An der gegenüberliegenden Wand lehnte ein unwirsch aussehender Fernfahrer, die Arme vor der breiten Brust verschränkt, ein Badetuch über der Schulter. Jasmin schaute ihn entgeistert an, bis ihr Verstand die Situation verarbeitet hatte. Sie öffnete den Mund, um sich zu entschuldigen. Er ließ sie aber gar nicht soweit kommen, stieß sich von der Wand ab und drückte die Tür einfach auf. Jasmin schob er dabei spielend zur Seite, als ob sie überhaupt nicht da wäre. Mit ihm wehte eine nach Schweiß und Diesel riechende Wolke herein.

"He!", war das Einzige, was Jasmin als Protest herausbrachte.

Bei dem Geräusch drehte er sich zu ihr um. Als er erkannte, was da hinter der Tür stand, verzog sich sein Mund zu einem dreckigen Grinsen. Hektisch versuchte Jasmin, mit Armen und Händen die entscheidenden Partien ihrer Anatomie zu verstecken. Belustigt musterte er die triefende Nackte von Kopf bis Fuß. Mit Blick auf ihre Blutergüsse und Kratzer kniff er die Augen zusammen und fragte nur: "Zuhälter oder Freier?"

"Prima", dachte Jasmin konsterniert, "der hält mich auch schon für eine Nutte."

Lässt sie den Trucker in seinem Glauben?

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