Chapter 29
Halbblut?
Aber warum?
„…Dort ist es alles andere als heiß!!!! Im Gegenteil“
Bei diesen Worten beugte sich die immense Gestalt zu Hanni herab und bedeckte sie gerade zu mit ihrem riessigen Schatten.
Obwohl Hanni den ganzen Tag in der Steppe verbracht hatte und nackt in der prallen Sonne aufreibenste Torturen über sich ergehen ließ, bildete sich im Nu eine Gänsehaut. Ihr war kalt, kalt wie es nur von einer Bedrohung ausgehen konnte welche mit den plumpen aber brutalen übergriffen der Kerle, vor welcher sie der Hüne beschützt hatte, nichts gemein hatte.
War das Böse durch eine ungleich gefährlichere Kreatur nur vorrübergehend in den Bann geschlagen worden? War der beelzebub wie es so schön hieß mit dem Teufel ausgetrieben worden?
Oder war sie einfach nur durch die Vorrang gegangene Vergewaltigung traumatisiert und projezierte ihre überspannte Wahrnehmung all den Schrecken welcher gerade von ihr genommen wurde in ihren Retter? Ihren Helden?
Wie so oft entschied sich Hanni für die angenehmste Lösung, dafür ihren neuen Beschützer zu danken. Was blieb ihr auch anderes übrig? Im Staub und Schmutz nackt und besudelt einem Mann dargeboten welcher drei über die Landesgrenzen bekannte Revolverhelden, Banditen der übelsten Sorte, scheinbar ohne jede Mühe in wenigen Sekunden erledigt hatte?
Darüber hinaus zeigte das Gesicht des Mannes keine Anzeichen irgendeiner viehischen Geilheit. Zwar musterten die graugelben Augen mit stechendem Blick ihren makellosen Körper – doch von unkontrollierter Begierde war in ihnen nichts zu erkennen. Sollte überhaupt irgendetwas an dem Spruch dran sein, das die Augen der Spiegel der Seele waren, so war jene Emotionslosigkeit, geradezu ein Hinweis auf die eisige Kälte, welche hinter ihnen herrschen musste.
Das Gesichts selbst war über und über vernarbt. Dabei war es an sich ein staatliches, fast schon zeitloses Männergesicht – das Alter war kaum einschätzbar, es hatte sowohl etwas greisenhaftes, als auch einen Elan und eine Vitalität wie sie nur der Jugend zu eigen ist. Hager und lang geschnitten, mit strengen Zügen, von der Sonne verbrannt. An den Augen selber waren in tiefem schwarz einige, Hanni völlig unbekannte, seltsame Ornamente eintätowiert, was ihnen zusätzlich einen wölfischen Charakter verlieh. Die Wangen durchzog jeweils eine alte tiefe Narbe, auch über dem linken Auge befand sich eine solche.
Bekleidet war der Mann mit einem langen bis zum Boden reichenden Mantel aus altem, verblichenem Leder. Es hatte den Anschein als ob sein Oberkörper nur von einem sehr dünnen, äußerst tief ausgeschnittenen, dunklen Hemd bedeckt war, das einen Großteil seiner hageren, aber durchtrainierten, über und über ebenfalls mit Tätowierungen versehene Brust dem Blick von Hanni preisgab.
Um den Bauch waren zwei Patronengurte geschnallt, jeweils zwei Colts baumelten in ihren Halftern.
Wo der Mann das Beil unterbrachte konnte sie nicht sehen, doch noch während sie ihn ungläubig musterte, ließ derselbe das Gewehr unter ihr Kinn gleiten um dieses anzuheben, damit Hanni ihm in die Augen blicken konnte:
„ich habe dich nur gerettet weil du nicht von ihrer Art bist. Das heißt nicht das ich dich zwingend verschonen werde“ die Stimme war tief, ruhig, klar und kühl, nichts unbeherrschtes lag in ihr:
„ich werde dich töten wenn ich das muss und nichts wird mich davon abhalten. Du wirst mir dienen, dafür laß ich dich am Leben. Du wirst mit mir in die Berge gehen und ich werde das Leid von dir nehmen, wie du es von mir nehmen wirst, so Takanonkaquatl dich akzepiert!!! Bis dahin bist du sicher“ Du hast die Wahl, komm mit mir, sei Mein, oder lauf der nächsten Bande in die Arme welche sich deiner bedient, es ist deine freie Entscheidung, sei mein, oder Vogelfrei!!!“
Nach diesen Worten erhob sich der fremde und drehte sich ohne einen Ton zu sagen um und ging auf das nahe gelegene Gebüsch zu.
Hanni blickte ihm völlig entgeistert nach!!! Was der Fremde da gesagt hatte war mehr als obskur und die Aussicht „zu dienen“ verhieß nichts gutes, andererseits war er der erste Mann der sich nicht an ihr vergriff und im Zweifelsfall auch nur einer, anstatt das sie eine ganze Gruppe roher Kerle befriedigen musste. Darüber hinaus war sie hilflos der rauhen Natur ausgeliefert. Ohne Waffe und –bis auf ihren Poncho – auch ohne Kleidung, würde sie es wohl nicht lange unbeschadet in dieser wilden Gegend durchhalten. Die Wahl vor die sie der Fremde stellte war also nur eine scheinbare: und so stand sie auf, und folgte ihm nach.
Der Pakt wird besiegelt ;-)
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Hanni Caulder
Ihr Leidensweg im Wilden Westen
Created on Jul 24, 2012
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