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Chapter 10 by castashadowme castashadowme

Wie geht ihr Sonntag weiter?

Julia streitet sich mit ihrer besten Freundin.

Nachdem sich Julia von ihrem mächtigen Orgasmus erholt hatte, schaute sie auf ihr Smartphone und drückte die Nachrichten von Daniel und Matthias weg. Sie hatte keine Lust, diese Weicheier zu sehen. Allein der Gedanke es mit diesen Typen wieder zu treiben, ödete sie an. Sie waren zu dankbar, zu manipulierbar, wie Wachs in ihren Händen. Sie fickten nicht selbstbewusst genug, sondern eher wie junge, notgeile Hunde an ihrem Bein rammeln, und dafür hatte sie einfach keine Zeit mehr. Statt dessen rief sie lieber ihre alte Freundin Christine an. Sie hatte das Bedürfnis über die letzten Tage zu reden, und Christine würde sie vielleicht verstehen.

Christine war schon immer ein Wildfang gewesen, hatte stets viele One-Night-Stands gehabt und ein sehr freies und offenes Sexleben geführt. Sie hatte sogar einmal aus Spaß, obwzar ****, aber immerhin, zu Julia gemeint, sie, Christine, wäre die geborene Hure. Julias Möse zuckte bei dieser Erinnerung auf. Sie hoffte, Christine würde sie verstehen. Sie brauchte dringend jemanden, der sie nicht einfach verurteilen, für verrückt erklären würde. Sie wollte nicht länger mit diesen Begierden, Phantasien, Ausgeburten ihrer dunklen Lust allein sein. Zwar wusste Julia, dass Christine etwas gesetzter geworden war durch ihren neuen Freund, aber so sehr würde sich ja niemand ändern, dachte sie sich und verließ in der Hoffnung, eine verständnisvolle Freundin zu treffen, ihre Wohnung.

Sie trafen sich in einem vollbesetzten Cafe am Paul-Linke-Ufer. Es war bereits nachmittags. Sie saßen an einem kleinen runden Tisch, tranken Latte Macchiatos, und plauderten. Christine sah sehr seriös aus in ihrem Hosenanzug. Sie arbeitete mittlerweile in einer Werbeagentur als Graphikdesignerin. Sie monierte die Arbeitsatmosphäre, war aber zufrieden mit ihrem gegenwärtigen Projektleiter und erzählte von ihrer anstehenden Verlobung mit Johannes in der Toskana. Julia fühlte sich mehr und mehr allein. Die Oberfläche von Christines Leben war aalglatt, wie aus einem Ikea-Katalog. Nichts schimmerte hindurch. Keine Dunkelheit, keine Andeutungen von Intensität war zu spüren, als würde Christine ihr eigenes Leben wie eine Werbekampagne planen. Julia gab die Hoffnung auf, mit Christine über ihre Erlebnisse, Phantasien, Begierden zu reden. Und als Christine sich auch noch über die Prostituierten nahe ihres Büros auf der Straße des 17. Juni zu beschweren begann, wusste Julia vollends, dass sie sich mit der falschen Person getroffen hatte.

Christine war froh, dass der Straßenstrich geräumt worden war. Julia rührte stumm in ihrem Kaffee herum. Sie sagte nur unmotiviert: "Was stört dich denn so an dem Straßenstrich?"

Christine winkte ab. "Unästhetisch, diese Frauen, die sich anbiedern, wie eklig. Welche Frau macht das schon freiwillig mit? Und was für Männer gehen da hin!"

Christine rümpfte die Nase. Julia dachte, du würdest dich wundern, wahrscheinlich geht dein toller Verlobte sogar zu Nutten, aber sagte nur diplomatisch: "Seit wann ist denn alles schwarz und weiß? Lass die doch machen, was sie wollen."

Aber Christine war es gewohnt, im Recht zu sein, und schüttelte den Kopf. "Die Objektivierung von Frauen muss aufhören. Prostitution ist einfach falsch."

Julia schnaufte und verlor die Lust am Gespräch. "Warum ist sie denn falsch?"

Christine zuckte mit den Achseln. "Weil es falsch ist. Sex für Geld ist falsch."

Julia überlegte, ob sie jemals so gedacht hatte. Sie kam zu dem Schluss, dass das für sie nie ein Argument gegen Prostitution gewesen war. "Wenn du sagen würdest, dass Prostituierte besser geschützt werden sollten, wäre ich vielleicht einverstanden. Aber was ist denn daran falsch, Geld für Sex zu verlangen? Meinst du etwa, man darf nur Sex mit jemandem haben, den man liebt?"

Julia wusste, dass das Argument ins Schwarze traf, schließlich hatte Christine früher oft One-Night-Stands gehabt und sogar ihren Verlobten auf diese Weise getroffen. Christine schob aggressiv ihre Tasse in die Tischmitte. "Das meine ich nicht. Aber ..."

"Was aber? Ist es falsch fürs Designen Geld zu verlangen? Oder fürs Schreiben?"

"Es ist einfach falsch. Es ist kein Job wie ein anderer."

Julia hakte ein. "Diese Meinung hätte ich von dir nicht erwartet, wirklich nicht. Ich finde daran nichts Falsches." Es erregte sie, als sie das sagte und sich zum ersten Mal offen zur Prostitution bekannte. "Solange die Frauen nicht genötigt werden, ist daran gar nichts falsch. Es ist ihre Wahl, ihre alleinige Wahl, anschaffen zu gehen und sich für Geld ficken zu lassen. Wer bist du denn, ihnen das vorzuwerfen. Wenn es nicht freiwillig geschieht, ist das natürlich etwas anderes!"

Christine staunte über den Redeschwall Julias und schüttelte den Kopf. "Die freiwillige Hure, das ist ein Mythos, Julia. Das sind alles unter **** gesetzte, abhängige, verschleppte Frauen aus Osteuropa. Das ist reiner Menschenhandel und Menschenhandel ist widerlich."

Julia wurde unfreiwillig feucht und entgegnete. "Das ist kein Mythos. Meine Nachbarin ist Nutte, und sie ist es gerne. Ich verurteile das nicht. Ja, ich verurteile Menschenschlepperei, jedwede ****, die nicht im beiderseitigen Einvernehmen geschieht, aber nicht jede Nutte ist ein Opfer! Und im übrigen," wendete Julia gehässig ein, "ist nicht jede Ehefrau glücklich und jede Hausfrau freiwillig eine Hausfrau!"

Christine starrte Julia an und ignorierte ihr Argument. "Deine Nachbarin ist Hure? Pass bloß auf, Julia. Du solltest besser umziehen, oder du gerätst da noch in etwas hinein. Das ist gefährlich. Das ist kein Umgang für einen anständigen Bürger. Du verteidigst die Prostitution plötzlich viel zu leidenschaftlich." Sie schüttelte den Kopf und schaute Julia nachdenklich an. "Du bist doch nicht etwa mit ihr befreundet? Ich meine mit der Nutte?"

"Sie heißt Dina, und nein, wir kennen uns nur oberflächlich."

Christine wirkte erleichtert. "Gut, belass das auch dabei. Wer weiß, was da abgeht. Das kann nichts Gutes sein, glaub mir?"

Julia regte die herablassende Art von Christine auf. "Wieso redest du so mit mir? Ich bin kein Kind mehr. Ich treffe mich und rede, mit wem ich will. Dina ist toll. Sie ist stark, verrucht und begehrenswert, eine beeindruckende Person. Du bist nichts im Vergleich zu ihr? Sie wagt etwas? Was wagst du? Was ist denn los mit dir? Wieso bist du so langweilig geworden? Meinst du wirklich, du wirst glücklich mit deinem Johannes? Meinst du wirklich, er bleibt dir treu? Wie hast du ihn getroffen? In einer Disco, wo er seine damalige Freundin mit dir betrogen hat, wenn ich mich recht erinnere!"

Christine schnaubte. "Was fällt dir ein, so zu urteilen! Ich wusste ja nicht, dass Johannes eine Freundin hat, und wenn ich es gewusst hätte, na und. Es ist gut für ihn diese langweilige Kuh verlassen zu haben."

Julia runzelte die Stirn. "Ich habe von dir, nicht von ihm gesprochen. Du wirst am Ende die Gelackmeierte sein. Du glaubst doch nicht im Ernst, Johannes lässt sich nicht von Strippern und Nutten bezirzen. Wieviel Geld hat er? Wie oft ist er auf Geschäftsreisen, während du hier plötzlich die brave Verlobte mimst? Wie lange arbeitet er nachts, wenn du zuhause schon die Einrichtung deiner Vorstadtvilla planst? Wieso ziehst du nicht um die Häuser, sondern nur er und seine Geschäftskollegen? Wahrscheinlich hat er Dina schon längst ein paar Mal gefickt!"

Christine schluckte. "Das sind sehr hässliche Sache, die du sagst. Ich vertraue Johannes, aber davon verstehst du ja nichts. Wem hast du denn je vertraut? Wie lange war deine längste Beziehung? Mit diesem Frank, diesen Sportler, wie lange war das? Drei Monate, vier Monate?"

Julia brummte. "Vier Monate, na und. War'ne langweilige Nummer der Typ." Julia erinnerte sich an Frank. Er war nett und lieb gewesen, verständnisvoll und zuvorkommend, aber hatte kein Feuer gehabt, keine Leidenschaft, nichts. Sie hatten sich nicht einmal richtig streiten können, so nachgiebig war er gewesen.

"Gut ausgesehen hatte er aber," sagte Christine etwas versöhnlicher und weichte etwas auf. Wenigstens, dachte sich Julia, war sie nicht ein völlig toter Fisch geworden. Christine seufzte. "Ich mache mir Sorgen um dich. Es wird Zeit, dass du einen Freund findest. Wie lange bist du schon allein?"

Julia grummelte. "Ich mache mir Sorgen um dich, Christine. Du verlierst völlig deine Persönlichkeit, nur um diesem Typen zu gefallen, der wahrscheinlich nebenher x-viele Affären hat. Du bist seine Vorzeigefrau, hübsch, gebildet, sein Pokal, den er vorzeigen kann. Wo bist du in dem ganzen? Wolltest du nicht um die Welt reisen? Wolltest du nicht Samba-Tänzerin werden? In Paris photographieren? Hattest du nicht mal in Erwägung gezogen, selbst Prostituierte zu werden?"

Christine wurde rot. "Ich hatte nie vor," sie schüttelte den Kopf. "Was fällt dir ein, irgendwelche dummen Jugendflausen hervorzukramen." Sie schluckte. "So ein Unsinn, ich und Hure. So eine Unverschämtheit! Du bist ja völlig von Sinnen, das zu sagen, auch noch in der Öffentlichkeit."

"Macht dir Sex keinen Spaß mehr?"

Christine nickte. "Ich habe Sex. Keine Sorge."

"Genug?"

Christine starrte sie nur an. "Was ist denn los mit dir? Ich habe genug Sex, hab ich doch gerade gesagt?"

Julia zuckte mit den Achseln. "Dafür reagierst du aber reichlich aggressiv auf die Frage?"

Christine seufzte. "Es geht dich doch gar nicht an. Du lenkst nur ab von deinem miserablen Liebesleben."

"Vielleicht will ich gar kein Liebesleben", platzte es aus Julia heraus, "vielleicht will ich leben, Affären haben, mich verbrennen. Vielleicht will ich einmal zur Abwechslung etwas wagen und nicht immer den sicheren Weg gehen, der in Langeweile und vorzeitigem geistigen Tode endet. Vielleicht will ich mich spüren, mich mit Haut und Haaren verzehren lassen, mich exponieren, aus meiner Komfortzone endlich heraustreten und zu Leben anfangen, scheitern, wieder aufstehen, Schmerzen erleiden, aber kämpfen und meinen inneren Reichtum erschließen. Schon mal daran gedacht?"

Christine starrte sie an. "Du meinst es also ernst mit deiner Schriftstellerei? Das sind doch Jugendflausen!"

Julia wurde zornig. "Das hat doch gar nichts mit meiner Schriftstellerei zu tun. Hörst du mir überhaupt zu? Hörst du dir selbst zu? Schau dich an, willst du so in dein Leben starten? Willst du so in vierzig Jahren herumsitzen, so gesetzt und halbtot, so zufrieden und doch unzufrieden, weil nichts mehr wirklich wichtig ist? Nichts außer das Haus im Grünen und der nie anwesende Ehemann? Sag mir nicht, Johannes könne dich genug ficken! Du warst unersättlich, meine Liebe! Ein Mann war dir nie genug, und Johannes wirkt noch nicht mal so männlich!"

Christine zuckte mit den Achseln. "Das heißt, erwachsen werden, Julia, das heißt, den Tatsachen ins Auge zu sehen, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen und nicht mehr kindisch zu träumen! Ich habe den Sex, den ich brauche. Jeder macht Kompromisse. Auch du wirst das noch lernen."

Julia lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. "Nein, das ist das genaue Gegenteil. Das ist einfach, was Papa und Mama von dir erwarten. Das ist nicht," sie deutete Anführungsstriche in der Luft an," das sogenannte 'erwachsen werden', das heißt lediglich, für ein Leben lang Kind zu bleiben. Ist das hier," sie zeigte auf Christine, "das alles hier, wirklich das, was du dir erträumt hast? Ich kenne eine andere Christine, eine leidenschaftliche, ausgelassene, waghalsige Christine, die das Leben genoss und sich in die Fluten ozeanischer Gefühle stürzte, wo sie nur konnte, die die Beine spreizte, sich von Fremden ficken ließ, Party machte, und," sie schaute Christine an, "hattest du nicht einmal einen Gangbang veranstaltet?"

Julia pustete durch. Sie sah Christine an, die plötzlich nachdenklich geworden war und nichts mehr sagte, nur beschämt zu Boden blickte.

Julia fuhr fort. "In den letzten Tagen habe ich Dinge erlebt, die mir gezeigt haben, dass ich noch gar nicht weiß, wer ich bin, habe ich Gefühle in mir entdeckt, die ich nicht für möglich gehalten habe, und ich bin nicht gewillt, sie einzusperren, so zu tun, als gäbe es diese Bilder, Sehnsüchte, diese Wünsche nicht. Es gibt mehr als dieses, "sie zeigte abwechselnd auf Christine und sich, "als dieses Gerede. Es gibt Intensität, Unmittelbarkeit, Aufrichtigkeit, existenzielle Authentizität!!"

Christine sank in ihren Stuhl und wirkte nicht mehr souverän. Sie wirkte unsicher, zaudernd, ängstlich. Sie fühlte sich klein gegen diese aufbrausende, leidenschaftliche Julia, die aufstand, einen Zwanzig-Euro-Schein auf den Tisch knallte und zu ihr sagte: "Ruf mich an, wenn du wieder bei Sinnen bist, wenn du wieder leben willst und nicht bereits jetzt deine Ruhestätte im Zentralfriedhof Zehlendorf zu buchen versuchst."

Julia drehte sich um und wartete auf keine Antwort. Sie hatte Wut im Bauch, Tränen in den Augen. Sie wollte sich ihr Leben von diesen Erwartungen nicht nehmen lassen. Sie wollte die Straße spüren, die Nacktheit des Lebens erfahren, auf widerständige Echtheit stoßen. Die Projektarbeit hatte sie mit der Nase darauf gestoßen, dass sie Authentizität nicht bearbeiten konnte, weil sie in ihrem Leben nie Authentizität erfahren hatte. Ja, das Schreiben hatte sie entlarvt, dieses zuckersüße Herumlavieren von tropischen Inseln, Dialogen zwischen Mann und Frau. Was wusste sie schon, sie, Julia, was wusste sie vom Leben, von den Drangsalen des Schicksals, der Härte, des Schmerzes, der Leidenschaft, die brannte und verbrannte und nicht nur heimelig im Kamin vor sich hin flimmerte und flackerte, kurz vor dem Verlöschen stand. Sie wusste gar nichts. Nichts! Alles in ihr rief nach Authentizität, Realität, nach einem Ausgang aus diesem allgegenwärtigen Maskenball vorgetäuschter Gefühle.

Julia ging verdrossen Richtung Kottbusser Tor. Ihr Smartphone vibrierte. Es war Daniel. Sie drückte den Anruf verärgert weg. Sie wollte seinen hündischen Blick nicht sehen. Er kotzte sie an, und wenn sie daran dachte, wie er sie gevögelt hatte, wurde ihr ganz schlecht, völlig schwammig und nachgiebig. Auch auf Matthias hatte sie keine Lust. Ein Mann, der nicht bezahlte, fickte nicht richtig, dachte sie plötzlich erregt, ging in einen Kiosk und kaufte sich eine Flasche Vodka, von der sie sofort die Hälfte austrank. Die Augen des arabischen Kioskbesitzers leuchteten. Sie grinste nur derb und überlegte, sich von ihm ficken zu lassen, und soff vor seinen Augen weiter, fand den Gedanken, sich von diesem fetten unattraktiven Familienvater rammeln zu lassen, immer interessanter, schluckte und starrte zurück. Der Araber wurde unruhig. Julia grinste und spürte den Saft in ihrer Möse schmatzen. So'nen richtiger Fick, dachte sie sich, könnte jetzt nicht schaden. Der Araber schluckte. Sie soff und grinste, aber als sie gerade die Beine für ihn breitmachen wollte, kam eine Türkenfamilie zu Tür hinein und entspannte die Situation, sehr zum Leidwesen des Arabers, der Julia traurig nachschaute, als sie den Laden verließ.

Mit einer angenehmen Wärme im Bauch fühlte sie sich schon besser und verstaute die halbleere Flasche in ihre Handtasche. Sie ging den Kottbusser Damm hinauf in Richtung Hochbahntrasse. Ein richtiger Mann musste nicht zahlen, aber musste gewillt sein zu zahlen, dachte sie. Für Worte konnte sie sich nichts kaufen. Worte waren Schall und Rauch. Niemand hielt sich an Worte. Worte lebten im Moment. Sie wollte harte Währung für ihre feuchte Möse, harte Schwänze und harte Währung, keine biligen Worte aus dem Poesie-Album. Sie mochte einfach nicht das romantische Herumgebumse mit angezogener Handbremse, das Gezetere und sich gegenseitige Einreden, alles sei gut, wenn man doch auf dem besten Wege war, am lebendigen Leibe zu sterben.

Verärgert ging sie zur U-Bahn und fuhr nach Hause. Sie war verwirrt, verärgert. Sie wusste, dass sie mehr und mehr gefährlichen Tendenzen nachgab, dass Christine teilweise recht hatte, dass sie im Begriffe war, sich mit Mächten einzulassen, die sie vielleicht nicht würde kontrollieren können. Aber es war ihr Leben, dachte sie und trank, in der U-Bahn sitzend, aus ihrer Vodka-Flasche. Sie grinste. Es war das erste Mal, dass sie öffentlich **** trank, aber es ging um ihr Begehren, ihre Neugier. Es ging um das Pulsieren in ihrem Herzen, um ihre innerste tiefste Wahrheit. Um Freiheit!

Bald kam sie an und ging durch die nächtlichen Straßen Berlins zu ihrer Wohnung. Als sie die Treppen zu ihrer Wohnung hinaufstieg, hörte sie eine Frauenstimme. Auf dem Absatz vor ihrer Tür stand eine aufgetakelte Blondine, eher silberblondiert, in heftigen Stöckelschuhe, knappem Minirock und einem weißen Oberteil, das bis zum Bersten gefüllt war mit riesigen, unheimlich festen, prallen Brüsten. Die Frau war stark geschminkt und sprach, mit chaotischen Gesten und absurd langen Fingernägeln auf Dina zeigend ein. "Du siehst nun voll geil aus, Kleine. Ich hab mich voll selbst übertroffen."

Als Julia Dina zu Gesicht bekam, blieb ihr die Spucke weg. Dina stand in schwarzen, kniehohen Lackstiefeln, in weißen Hotpants, hautfarbenen Nylonstrümpfe und weißen Lackjäckchen auf einem knallengen Top, das ihre schönen Brüste hervorpresste. Ihr Gesicht war kaum wiederzuerkennen, so sehr war es zugespachtelt, geglättet, Projektionsfläche jedweder männlicher Geilheit. Ihre Augenbrauen waren haarscharf zusammengezupft, ihre Augenlider verrucht verdunkelt und ihr Mund bordeauxrot aufreizend angemalt. Julia wurde geil bei diesem Anblick. Sie stand nicht auf Frauen, aber in jenem Moment, vielleicht trug auch der **** sein übriges bei, stand sie auf Dina, wollte sie wie Dina sein, Dina spüren, diesen Mund knutschen, diese Titten anfassen, diese Nutte, dachte sie innerlich keuchend, benutzen und lecken bis zum Morgengrauen. Sie schluckte schwer. Die Silberblondine drehte sich zu ihr. "Was bist du denn für'n Schmuckstück? Willst du mitkommen?"

Dina erschreckte. Julia stieg die letzten Stufen zu dem Treppenabsatz. "Wohin ging es denn?" fragte sie unschuldig, wohlwissend, wohin es ging, aber sie wollte es hören.

Die Blondine lachte. "Auf den Strich, wohin denn sonst."

Julias Möse zuckte. Wie gern sie mitgehen wollte! Sie zögerte. Dina trat auf den Treppenabsatz und drückte die Blondine von Julia weg. "Lass uns gehen. Serge wartet schon."

Die Blondine wehrte sich. "Die Süße ist fasziniert. Warum nehmen wir sie nicht mit?"

Dina drückte die Blondine weiter die Treppe herab. "Lass uns gehen. Das ist Julia. Die ist in Ordnung. Die ist nicht wie ich, Jenny. Lass mal!"

Unzufrieden drehte sich Jenny um. "Was heißt hier, die ist nicht wie du. Du bist voll in Ordnung."

Dina schüttelte auf krassen Heels die Treppe heruntergehend den Kopf. "Ich bin eine scheiß Nutte, Jenny, und gehe zum Straßenstrich. Nichts ist an mir in Ordnung."

Die Stimmen wurden leiser. Julia hörte Jenny protestieren, aber Dina sagte nur. "Lass sie einfach in Ruhe. Ich will davon nichts hören."

Dann war es still im Hausflur. Julia öffnete feucht und geil, besoffen und willig, ihre Wohnungstür. Ihr ging Dinas Anblick nicht aus dem Sinn. Alles in ihr pulsierte, war lebendig, euphorisch, offen. Sie war einfach nur erregt und glücklich und mit einem Mal waren Christine und alle Bedenken waren vergessen.

Wird sie es zuhause allein aushalten?

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