Eine Germanistikstudentin auf Abwegen.

Eine Germanistikstudentin auf Abwegen.

Ungeahnte Einblicke.

Chapter 1 by castashadowme castashadowme

/-- Eine Hommage an 'Rotlicht-Reportage' --/

Julia saß an ihrem Schreibtisch und seufzte. Sie sollte eine Projektarbeit anfertigen, aus dem realen Leben, eine Geschichte, etwas Authentisches. So war das Zauberwort, Authentizität hatte der Dozent mehrmals gesagt. Authentizität sei das, was einen guten Schriftsteller von einem schlechten Schriftsteller unterscheide, was in der Zeit der sozialen Medien zu verschwinden drohe.

Und hier saß Julia und wusste weder ein noch aus. Authentizität, sie konnte das kaum schreiben, geschweige denn aussprechen, ohne sich zu verhaspeln. War das nicht ein Indiz? Sie biss sich auf die Unterlippe. Die junge Germanistikstudentin wollte hoch hinaus. Sie las gerne. Sie reiste gerne. Sie schrieb noch lieber, aber plötzlich funktionierte nichts mehr. Ihre letzte Projektarbeit war mit "noch gut" bewertet worden. Sehr gestelzt, hatte es geheißen. Sehr konstruiert, abstrakt, künstlich.

Sie seufzte und schaute aus dem Fenster. Sie sah Blätter in den Bäumen. Das Sonnenlicht flackerte schillernd durch das Blätterwerk, ein wunderschönes Gemälde aus Licht und Schatten. Authentizität, dachte sie, waren Blätter, Bäume, war Naturlyrik authentisch.

Sie kratzte sich am Kopf. Ihre langen brünetten Haare wallten. Sie war eine Schönheit, weiblich, kurvig. Nicht dünn, nicht beleibt, etwas Südländisches meldete sich in ihren feurigen braunen Augen, etwas Romanisches in ihrem grazilen schönen Engelsgesicht, etwas Nordisches in der kämpferischen Stirn, die glatt aber vorwitzig einen gewitzten Geist versprach. Sie hatte lange schöne Beine, einen festen runden Po, saß in ihren Shorts am Schreibtisch und wusste weder ein noch aus.

Verdrossen googelte sie nach "authenticity". Die dümmsten Seiten kamen. Die dümmsten Vorschläge. Sie nahm ihre Teetasse mit beiden Händen. Was um Himmels willen war authentisch?

So ging es den ganzen Morgen, den ganzen Mittag und Nachmittag. Sie schritt in ihrer kleinen Ein-Zimmer-Wohnung auf und ab, schrieb mal hier, mal das hin. Am Ende warf sie sich auf ihr Bett und fragte sich, ob sie überhaupt jemals wahre Gefühle gehabt hatte, Gefühle, wie sie nötig waren, um Authentisches zu schreiben, tiefe, krasse, einschneidende Gefühle, Realität, Wirklichkeit, eine Gegenwart des Unmittelbaren. Sie schnaufte. Alles in ihrer Erinnerung war weich und lieblich, ein Ponyhof der Fröhlichkeit. Warum war das nicht authentisch?

Es fehlte an Ecken und Kanten, an Erfahrung, hatte der Dozent gesagt und ihren Bericht über eine Bali-Reise abgelehnt. Zu typisch. Zu belletristisch. Zu gewollt, eher wie ein TUI-Reisekatalog. Sie verzog das Gesicht. So ein arroganter Arsch mit seiner Hornbrille und seinen sich überlegen fühlenden Blicken. Was bildete er sich ein?

Sie stand auf und nahm ihren Entwurf vom Tisch. "Balis zauberhafte Strände standen im krassen Widerspruch zur Einfachheit des Lebens, das die Bewohner dieser geheimnisvollen Insel mitten im Indischen Ozean führten." Sie schnaufte und las weiter. "Die windschiefen Hütten, die zerfetzten Palmen gegen den blauen Himmel und das azurfarbene Wasser, ließen keinen Zweifel daran aufkommen, dass jeder schöne Tag auf dieser Insel den Naturgewalten abgetrotzt werden mussten. Zu viele Taifuns, zu viele Stürme, Flutwellen, zu viele Unwetter und Orkanböen fegten im Jahr über die Insel hinweg, um das Paradies auch wie ein Paradies erscheinen zu lassen."

Verärgert warf sie die dreißig engbedruckten Seiten fort. Es war Mist. Der Dozent hatte recht. Keine Authentizität, keine Wahrheit, keine Emotion. Ihr Leben war zu geschützt, zu geborgen. Sie war in einer Blase der Unberührtheit gefangen, eine Prinzessin in Wolkenkuckucksheim, die versuchte, über etwas zu schreiben, das sie gar nicht kannte.

Wütend biss sie ins Kissen, wand sich im Bett herum. Wo konnte sie nur Authentizität finden? Wo? Das konnte doch nicht so schwer sein. Plötzlich hörte sie ein Wimmern durch die Wände, ein Hecheln und Winseln. Die Nachbarin trieb es wieder, dachte Julia erzürnt, ständig dieses Stöhnen. Sie legte sich zurück. Wie sollte man sich dabei konzentrieren? Ein leichtes Wummern erklang. Ja, der Bettpfosten rammte gegen die Wand, dachte Julia, hahaha ...

Resigniert hörte sie zu. Das weibliche Stöhnen war tief, hoch, schrill, bejahend. Es forderte, es ermahnte, es unterwarf sich den Bewegungen, dem Eindringen. Julias Atmen wurden schwerer. Sie verfolgte nun immer konzentrierter den Sexgeräusche, dem Wummern. Der Typ schien es der Nachbarin krass zu besorgen, aber sie hörte nur das helle, klare, geile Winseln von ihr, nicht den Partner, dieser ungehobelte Kerl, den sie manchmal traf und viel zu aggressiv und alt wirkte. Sie erinnerte sich, wie unheimlich dieser Typ ihr jedes Mal war, wenn sie ihm im Treppenhaus begegnete. Etwas Hartes lag in seinem Blick, etwas Ungehemmtes drückte seine Bewegungen aus. Und er musterte sie immer wie ein Stück Vieh.

Julia wurde vom Stöhnen der Nachbarin immer erregter und auch von den Gedanken an diesem Typ mit seinen breiten Schultern und groben Händen, der ein Kopf größer als sie war, meistens mit Drei-Tage-Bart, der sie nicht mal grüßte, nur anstarrte, als sei sie ein Stück Fleisch, etwas verächtlich, etwas neugierig, lauernd, als würde er nur auf den richtigen Moment warten ... die Nachbarin schrie nun geil und Julia wusste sich nicht zu helfen und begann zu masturbieren. Sie war schon ganz feucht geworden und stöhnte nun synchron mit ihr mit, stellte sich vor, wie dieser Grobian sie fickte, es ihr zeigte, sie durchnahm. Ihre Pussy schmatzte vor Geilheit. Sie zog sich schnell ganz aus, hockte sich auf alle Viere und masturbierte, den Hintern hochgeschreckt, vornüber auf dem Bett. Jeder, der sie so sehen würde, dachte sie voller Geilheit, würde sie sofort ficken, eine feuchte geile Hündin, bereit bestiegen zu werden. Die Nachbarin hechelte laut und lauter und kam, kam zusammen mit Julia, die erschöpft zur Seite kippte. Es wummerte noch mehrmals, aber dann war es wieder still.

Nachdem Julia etwas geschlummert hatte, zog sie sich wieder an. War Sex authentisch? Sie zuckte mit den Achseln. Was soll daran authentisch sein? Sie fühlte sich von Minute zu Minute dümmer. Was sollte dieses dumme Wort überhaupt bedeuten. Verärgert zog sie sich eine Jeans an, einen Pulli und beschloss einkaufen zu gehen. Als sie die Tür öffnete, stand ihre Nachbarin im knappen Minirock in High-Heels und mit bauchfreiem Top vor der Tür, daneben der Hüne von Kerl, der sie wütend ansah: "Keine Spirenzien heute, Dina. Die Freier wollen ficken und keine Psychokacke."

Er stoppte und starrte Julia an, schob die Nachbarin wieder in die Tür und zog sie hinter sich zu. Julia war geschockt, schloß langsam die Tür von außen und wollte gehen, aber sie war neugierig geworden. Ohne wirklich nachzudenken, legte sie das Ohr an die Tür der Nachbarin und hörte das Brummen des Typen. "Eine Nutte sucht sich die Freier nicht aus, verstehst du das, du dumme Ziege?"

Sie hörte die Nachbarin. "Ja, Serge, ist in Ordnung. Der stank nur so aus dem Mund und war grob und ungewaschen. Ich bin ja einiges gewohnt, aber der Typ war eher ein Penner."

Julia hörte ein Klatschen. "Das ist dafür, dass du einfach nicht zuhörst, sondern dein Fehlverhalten noch entschuldigst. Eine Nutte fickt, wer zahlt. Hat der Typ bezahlt?"

Dinas Stimme erklang. "Ja, hat er."

"Und?"

"Es tut mir leid, Serge. Kommt nicht wieder vor, wirklich nicht."

Serge brummte. "Es gibt Tausend von deiner Sorte, Dina. Ich weiß nicht, warum ich mich mit dir abgebe. Bist du etwa wieder verliebt?"

Dina klang einlenkend. "Nein, Serge, ganz sicher nicht. Ich stand neben mir. Kommt nicht mehr vor!"

Serges Stimme wurde wärmer. "Dina, ich mag dich wirklich. Ich weiß nicht warum, aber ich habe einen Narren an dir gefressen. Aber das alles, das würde ich mir von keiner anderen gefallen lassen. Ich kann mich nicht den ganzen Tag um dich kümmern. Ich habe noch andere Nutten zu versorgen und die stellen sich nicht so an."

Dina flehte. "Serge, tut mir leid. Ich weiß, dass ich schwierig bin, ich bessere mich, versprochen."

"Du hast Glück, dass ich dich so gerne ficke. Dreh dich um, ich will deinen geilen Arsch sehen." Julia wurde erregt. Sie hörte Serge sagen: "Geil, dieses Hinterteil. Du bist 'ne Prachtstute."

Dina stöhnte. Julia hörte ein paar Schläge. Serge sagte erregt: "Du findest es geil, wenn dir dein Zuhälter den Hintern versohlt, oder?"

Dina hechelte nur. Julia ging schnell ein paar Schritte zurück. Ihr Herz raste. Plötzlich öffnete sich die Tür der Nachbarin, aber Julia war schon ein Stockwerk höher gehuscht, und hörte Serge sagen: "Sei brav heute in der Auberge Espagnole, hörst du." Die Tür schloss sich. Die beiden gingen die Treppe herunter. Plötzlich sagte Serge. "Eine scharfe Nachbarin hast du, Dina, eine geile Schnecke."

Dina sagte nur: "Ja, aber total verklemmt. Eine Germanistikstudentin glaube ich."

Serge lachte. "Das warst du doch auch mal!"

Dina, kaum hörbar, antwortete. "Nein, Psychologie, aber das ist lange her."

Geht Julia einkaufen oder folgt sie den beiden?

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