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Chapter 7 by tease94 tease94

Wie geht's weiter?

Isidias erfindet ihre Geschichte

Therion bedeutete Isidia einzutreten. Etwas zögerlich nahm sie das Angebot an und betrat den Raum. Eddis und Therion folgten ihr auf den Fuß. Noch während letzterer die Tür schloss, nahm die junge Frau Platz auf einem der Bettgestelle. Der blonde Hüne schleppte sich zum hintersten Bett und ließ sich schwerfällig hineinfallen. Auf einen Arm gestützt schnappte er sich eine Tonkrug, nahm einen tiefen Schluck und wischte sich rülpsend den Mund ab. ?Ah, gestern hat das noch gut geschmeckt...?

?Das versuchen wir dir schon den ganzen Tag beizubringen? meinte Therion und schnallte seinen Waffengurt ab. Sorgsam darauf bedacht, dass der Schwertgriff in unmittelbarer Reichweite und leicht zu erreichen war, platzierte er seine Ausrüstung neben dem der Tür am nächsten gelegenen Schlafstätte. Dann ging er zum Kamin, stocherte mit einer Ahle in der fast verglommenen Glut herum und legte einen mittelgroßen Holzscheit obendrauf. Er verharrte solange vor dem Kamin, bis die Hitze der Glut das frische Brennholz erfasste. Zufrieden, dass alles seine Ordnung hatte, wandte er sich schließlich Isidia zu: ?Möchtest du auch etwas ****? Wir haben schales Wasser und noch schaleres Bier im Angebot.?

Isidia glotzte den Bärtigen im ersten Moment mit großen Augen an. Schales Wasser oder schales Bier? Sie war gewohnt, dass man ihr nur die erlesensten Speisen und **** anbot. Noch vor einer Stunde hatte sie einen Imbiss aus getrockneten und kandierten Pflaumen und einem saftigen Pfirsich zu sich genommen. Dazu eine Schalem prickelndem Frühjahrswein. Und nun das! Dann fielen ihr Staub und Dreck in der Gasse hinter dem Almosentor ein, und wie knapp sie einer Vergewaltigung oder Schlimmerem entkommen war. Ihre Kehle schnürte sich zusammen und mit einem Mal erschien ihr eine Schale Wasser als die größte, denkbare Wohltat. ?Wasser!? krächzte sie leise.

?Wasser. Kein Problem.? Therion ging zu dem wackeligen Holztisch hinüber und goss aus einer rissigen Karaffe etwas Wasser in einen Holzbecher. Mit zwei geschmeidigen Schritten stand er neben Isidia und reichte ihr die Erfrischung. Dankbarer, als sie je würde zugeben wollen, nahm Isidia den Becher entgegen. Kritisch beäugte sie den Inhalt. Immerhin war der Becher sauber und das Wasser klar, auch wenn es etwas abgestanden roch. Sie schloss die Augen und setzte den Becher an ihren vollen Lippen an. Mit einem Schwung schluckte sie hastig den Inhalt hinunter. Es war sicherlich kein frisches Quellwasser. Isidia unterdrückte nur mühsam ein angewidertes Schütteln. Gereizt sah sie zu ihrem Wohltäter auf. Therion blickte sie erwartungsvoll an. Erst im zweiten Moment ging ihr ein Licht auf. ?Danke, Herr? flüsterte sie heiser. Isidia war es auch nicht gewohnt zu Dank verpflichtet zu sein.

Der bärtige Krieger starrte sie mit unergründlichen Augen an. Dann nahm er ihr den Holzbecher wieder ab und deponierte ihn auf dem alten Holztisch. ?Also gut, Isabel. Dann erzähl uns mal, was du alleine in einer Stadt wie Kel-Shazar verloren hast!?

Bestürzt schaut Isidia zur Seite. So schnell hatte sie nicht erwartet ausgehorcht zu werden. Mit zusammen gekniffenem Mund starrt sie atemlos gegen die Wand. In ihrem bisherigen Leben hat sie oft genug nach einer Notlüge gegriffen, um eine Schandtat ihrerseits zu verbergen. Bislang hatte sie stets geglaubt, dass ihr das auch gut gelungen war. Seit heute morgen war sie sich hier nicht mehr sicher. Aber irgendwas musste sie sagen, wenn sie ihre wahre Identität weiterhin verbergen wollte. ?Ich... ich wollte eine Arbeit finden, Herr.?

?So, eine Arbeit.? Therion schien von ihrer Antwort nicht wirklich überzeugt zu sein. ?Was denn für Arbeit??

?Ich kann schreiben. Gut schreiben. Ich hab?s von meinem Vater gelernt.?

?Schreiben? Aha. Und da dachtest du dir, dass man in Kel-Shazar nur auf ein junges Ding mit solchen Talenten wartet? Tja, da habe ich schlechte Nachrichten für dich: Hier gibt es mehr arbeitsuchende Schreiberlinge als Fischerboote im Hafen.?

?D-das wusste ich nicht, Herr? piepste Isidia. Die Rolle des unschuldigen, leicht naiven Mädchens war eine ihrer liebsten. Sie hatte diese Karte oft genug gegenüber den Hofschranzen im Palast ausgespielt. Die meisten Angestellten und Höflinge waren ihr dabei **** erlegen. Isidia war sich alles andere als sicher, dass diese Karte auch bei diesem harten Mann stach.

?Jetzt weißt du es.? Therion schritt vor Isidias Bett auf und ab. ?Und was gedenkst du jetzt zu tun? Du sagtest, dass du weder eine Unterkunft noch irgendwelche Bekannten in der Stadt hast. Wie kann man nur so unvorbereitet hierher kommen?? Therion schüttelte den Kopf. ?Wo kommst du überhaupt her??

?Landgut Tremanach. Vier Tagesreise von hier. Mein? mein Vater war Verwalter beim dortigen Landherr. V-vor zwei Wochen ist er verstorben...? Isidia schnäuzte sich und presste einige Tränen aus ihren Augenwinkeln. Auch darin war sie reichlich geübt. So langsam kam sie mit ihrer neuen Rolle zurecht.

Therion blieb stehen. ?Bei Shabeck! Ehren den Toten!?

?Ehre den Toten? brummte Eddis gleichfalls.

?Das war sicherlich ein harter Schlag, Mädchen. Aber deswegen musstest du doch nicht gleich Hals über Kopf dein Heil in Kel-Shazar suchen? Dir musste doch klar sein, wie riskant das ist!?

?Ich wusste einfach nicht was ich tun sollte!? jammerte Isidia und fügte noch ein paar herzerweichende Tränen hinzu. ?Der... der Herr wollte doch, dass ich mit ihm... Der hat doch nur darauf gewartet, dass mein Vater... dieses Schwein! Was sollte ich da machen??

Therion hob eine Augenbraue. Hinter Isidia regte sich der Hüne. ?Mistkerl. Ich würd? dem den Hals umdreh?n.?

?Das nutzt dem Mädel auch nichts.? Therion wandte sich wieder Isidia zu. ?Tut mir leid, Kleine. Du hast einiges durchgemacht in letzter Zeit. Und du dennoch kannst du von Glück reden, dass wir rechtzeitig in der Gasse aufgekreuzt sind.? Therion schnappte sich die Decke auf seinem Bett und legte sie Isidia in die Hand. ?Hier, ruh? dich jetzt erst einmal aus. Wir werden später beraten, wie es weitergeht.?

Isidia nickte wortlos und streckte sich auf dem Bett aus. Den Mantel behielt sie um ihren Körper gewickelt, dennoch bedeckte sie sich auch noch mit der dargebotenen Decke. Dann rollte sie sich zu einem engen Ball zusammen und ließ ihren Tränen freien Lauf.

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