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Chapter 6
by tease94
Was geschieht weiter?
Die Männer geleiten Isidia zu ihrer Herberge
Die drei Männer geleiteten Isidia zum Flinken Hobel, einem Gasthaus im Schreinerviertel, welches Isidia nicht einmal von außen kannte. Tief in den geborgten Mantel gehüllt betrachtete sie ihre neue Unterkunft. Das Gebäude war alt und reparaturbedürftig. Windschief duckte es sich zwischen zwei Handwerksbetrieben. Zerschrammte Fensterläden hingen in rostigen Angeln. Nie im Leben hätte sie sich vorstellen können, solch eine Bruchbude zu betreten, geschweige denn in ihr zu nächtigen. Nie im Leben hätte sie erwartet, dass dies nackt bis auf einen alten, schäbigen Mantel geschehen würde.
?Nicht das Handelskontor oder der Fürstenhof, aber unseren Ansprüchen genügt es? meinte Therion trocken.
?Und es schont unseren Geldbeutel? fügte das Wiesel hinzu.
?Das Bier ist dafür wirklich gut? polterte Eddis, der Hüne.
?Na, das Bier ist nicht gut. Du trinkst nur so lange, bis du nicht mehr merkst, wie schlecht es schmeckt.?
Eddis drehte sich um und blickte seinen Kumpan von oben herab an. Isidia hielt die Luft an, als sich die Mundwinkel des Riesen grimmig verzogen. Ein Hieb und er würde seinem schlanken Gefährten sicherlich den Schädel zertrümmern. Das Wiesel grinste den Barbaren herausfordernd an. Dieser legte plötzlich den Kopf in den Nacken und lachte dröhnend: ?Bei den heiligen Stieren des Nordens, wenn ich denke, dass das Bier gut ist, ist es gut, auch wenn es schlecht ist. Wenn ich denke, dass das Bier schlecht ist, trinke ich doch nicht so lange, bis ich denke, dass es gut ist. Sehe ich vielleicht aus wie ein Dorftrottel??
Therion und das Wiesel prusteten los und krümmten sich vor Lachen. Selbst Isidia konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Wenn sie sich nicht täuschte, war sie soeben Zeuge der längsten Rede geworden, die der Hüne jemals getätigt hatte. Eddis stimmte in das Lachen ein, auch wenn seine Augen etwas schräg blickten. Vorbei eilende Passanten warfen dem Quartett befremdliche Blicke zu. Es war sicherlich kein gewöhnliches Ereignis, am helllichten Tag vier herzhaft lachende Gestalten in einem Arbeiterviertel zu sehen. Isidia duckte sich noch tiefer in den übergroßen Mantel. Unter allen Umständen wollte sie vermeiden, dass jemand sie erkannte. Die Schande wäre zu groß gewesen.
Langsam beruhigten sich die drei Abenteurer. ?Wollen wir nicht endlich hineingehen?? fragte Therion, während er sich Lachtränen aus den Augenwinkeln rieb. Er hatte angenehme, graublaue Augen und sein Blick verriet Milde trotz der zahlreichen Furchen auf seinen Wangen, die von einem entbehrungsreichen Leben auf der Straße berichteten. Er erinnerte Isidia ein wenig an Hauptmann Gairon, den kampfgestählten aber freundlichen Befehlshaber der Haustruppen der Athestans, einer von wenigen Personen im Sold des Handelsfürsten, die Isidia wohlgewogen gewesen waren, und denen sie gleichermaßen Respekt entgegen gebracht hatte. Hauptmann Gairon hatte sie sogar im Umgang mit Kurzschwert und Dolch geschult, auch wenn sie dies nur mit soviel Ernsthaftigkeit betrieben hatte, um die beiden jüngeren Söhne des Handelsfürsten zu besiegen, bis sie solche Spielchen für unter ihrer Würde befunden hatte. Doch der Hauptmann befand sich nun hinter den Palastmauern, umgeben von seinen Soldaten ? während sie zitternd und frierend vor einer schäbigen Kaschemme und einer ungewissen Zukunft stand. Sehnsüchtig erwartete sie die Reaktion von Therions Gefährten.
?Geht ihr schon einmal rein? erwiderte das Wiesel mit flacher Stimme. Seine Miene verriet mit keinem Deut, dass er sich soeben erst von einem heftigen Lachkrampf erholt hatte. ?Ich werde mich noch ein wenig umschauen. Schließlich waren wir noch gar nicht so lange unterwegs gewesen, bevor wir der Kleinen hier über den Weg gelaufen sind.? Er warf Isidia einen zwiespältigen Blick zu, für den sie noch vor weniger als einer Stunde die meisten Menschen hätte hart bestrafen lassen.
?Auch gut. Komm, Eddis, wir wollen das Mädchen nicht länger hier draußen warten lassen.?
Hinter Therion und mit dem hünenhaften Axtträger im Schlepptau betrat Isidia das herunter gekommene Gasthaus. Innen war das Gasthaus noch schäbiger als es sich von außen erahnen ließ. Müffige Luft, die nach schalem Bier und Arbeiterschweiß schmeckte, schlug ihr entgegen. Nur mit Mühe unterdrückte die Prinzessin den instinktiven Drang ihre feine Nase mit einer Ecke des Mantels zu bedecken. Wie tief war sie in so kurzer Zeit gefallen? Zügig durchquerte Therion den Schankraum. Die wenigen Gäste, die sich zu solcher Stunde im Rauchdunst der Schänke verbargen, musterten die Neuankömmlinge. Erneut fühlte Isidia ein seltsames Unbehagen. Sie konnte förmlich spüren, wie die Blicke der Arbeiter und Tagelöhner unter ihren Mantel krochen und ihre Gestalt zu bemessen versuchten. Was würden sie wohl denken, wenn sie wüssten, dass sie völlig nackt darunter war? Zum Glück bewirkte die imposante und einschüchternde Präsenz des Nordländers hinter ihr, dass diese Blicke sich schleunigst einem anderen Ziel zuwendeten.
Der Weg des Bärtigen führte sie durch den gesamten Schankraum zu einer engen Treppe mit durchgebogenen, knirschenden Holzdielen. Im ersten Stock erwartete sie ein unbeleuchteter Gang, dessen graubraunes Zwielicht jeweils drei Türen rechts und links erkennen ließen. Therion ignorierte die Durchgänge und folgte dem Gang bis zu seinem Ende, wo dieser zu Isidias Überraschung nach rechts abknickte und in einen Anbau führte. Dieser schien erst jüngst angelegt worden sein; die Holzdielen des Flurbodens waren deutlich sauberer und weniger abgetreten. Fast unmittelbar hinter dem Knick blieb Therion vor einer Dielentür stehen. Der Schwertkämpfer zückte einen kruden Schlüssel ? eine weitere Überraschung ? und schloss die Tür auf.
?Willkommen in unserem Palast.?
Isidia zuckte bei Therions Worten zusammen. Welcher Palast? Das Zimmer, das sich vor ihr eröffnete, war zwar besser als befürchtet ? doch allein der Gedanke an ihre eigenen Gemächer im Palast des Handelsfürsten erfüllte sie mit Abscheu und Wut. Ein schneller Rundblick genügte, um ihre missliche Lage zu verdeutlichen. Anstatt eines großen, sauberen Bettes mit weichen Gänsefederkissen und seidenen Bettlaken fand sie vier lieblos zusammen gezimmerte Bettrahmen auf denen Stroh und abgewetzte Leinendecken zusammen geworfen waren. Anstatt großzügiger Baderäume verlor sich ein einsam vor sich hin modernder Waschzuber in der hintersten Ecke, wo er in stiller Andacht mit einer ganzen Großkolonie von Staubmäusen vertieft war. Anstatt eines großen, mit fein ziselierten Verzierungen geschmückten Esstisches stand ein schäbiger Holztisch auf vier wackeligen Beinen an der linken Wand des Zimmers, genauso vernachlässigt und ignoriert, wie der Rest des Gemeinschaftsschlafzimmers. Was machte sie hier bloß? Sie hatte hier nichts zu suchen. Allein der Gedanke, die nächste Nacht mit den drei Vagabunden in einem Zimmer zu verbringen, erfüllte sie mit Schrecken. Bei den Göttern, sie war eine Prinzessin! Der einzige Gegenstand, der so etwas wie Annehmlichkeiten versprach, war eine große Felldecke, die vor einem kleinen Kamin auf dem Boden ausgebreitet lag. Irgendwie passte sie nicht so recht ins Bild. Als sie genauer hinsah, erkannte Isidia, dass die Decke genaugenommen ein von kundigen Händen bearbeiteter Pelz erlesener Wildmarder war. Wie kam dieses wertvolle Stück an diesen Ort? Und konnte sie die drei Kerle überreden, ihr den Platz vor dem Kamin für die bevorstehende Nacht zu überlassen. Denn eine Sache war ihr völlig klar: Eine andere Unterkunft kam für sie vorerst nicht in Frage. Zu groß war die Gefahr, dass sie erkannt wurde, und was dann geschah wussten nur die Götter. Isidia war sich bewusst, dass sie sich in ihrem alten Leben nicht nur Freunde gemacht hatte ? vermutlich sogar mehr Feinde als Freunde. Und diese würden jetzt sicherlich bereits in ihren Löchern mit ihren gierigen, kleinen Klauen scharren, um sich in irgendeiner Form an ihr zu rächen. Nein, sie war für das Erste an ihre Retter gebunden ? ganz gleich was das für sie bedeutete.
Wie geht's weiter?
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Created on Sep 12, 2005 by BobMorane1712
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