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Chapter 23

What's next?

Geheime Wege

Wir kommen in Kürze zu Helen und Silvia zurück, aber zuvor schauen wir uns die Szene aus einer anderen Perspektive an.


Liam erwachte jäh und spürte, wie sein Herz in der Brust raste. Er war sich sicher, etwas gehört zu haben – vielleicht gedämpfte Schritte oder das leise Knarren einer Tür. Einen Moment lang lag er still im Dunkeln und spitzte die Ohren. Das Haus war jetzt ruhig, aber die unheimliche Atmosphäre jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken. In dem Moment, als er sich aufsetzte, öffnete sich knarrend die Tür zu seinem Zimmer und versetzte ihn in Schrecken. Zu seiner großen Erleichterung war es aber kein Geist, sondern Lisa, die wie ein Schatten ins Zimmer schlüpfte.

„Hast du das auch gehört?“, flüsterte sie mit großen Augen, die nur so vor Unfug und Neugierde sprühten.

Liam rieb sich den Schlaf aus den Augen und blinzelte sie an. “Was gehört?“

„Es ist Silvia“, zischte Lisa spitz und rückte näher. „Sie schleicht sich zurück in ihr Zimmer. Unsere geliebte Schwester, die uns immer als leuchtendes Vorbild vorgehalten wird. Wo war sie um diese Zeit? Schauen wir mal nach!“

„Lisa, nein“, flüsterte Liam zurück und schüttelte den Kopf. „Das ist ... das ist ihre Privatsache. Sie bringt uns um, wenn sie uns erwischt.“

Aber Lisa rollte nur mit den Augen und grinste dabei immer breiter. „Komm schon, sei nicht so ein Weichei. Willst du nicht wissen, was unsere perfekte, schlaue Schwester so treibt? Außerdem ist es ja nicht so, als würde ich dich bitten, allein zu gehen.“

Liam zögerte noch immer. Sein gesunder Menschenverstand kämpfte mit seiner natürlichen Neigung, seiner Zwillingsschwester zu folgen. Lisa hatte ein Händchen dafür, ihn in Schwierigkeiten zu bringen, aber ihre Begeisterungsfähigkeit war ansteckend. Bevor er noch einmal Nein sagen konnte, packte sie ihn an der Hand und zog ihn aus dem Bett. Er trug nur seine Boxershorts, weil er nicht an die Notwendigkeit spezieller Nachtwäsche glaubte. Seine schlanke, fast nackte Gestalt brachte ihm einen abschätzigen, aber ebenso interessierten Seitenblick seiner Schwester ein, der ihn ziemlich verlegen machte. Er öffnete den Mund, um sich zu rechtfertigen.

„Sei still“, befahl sie ihm leise und führte ihn in die hinterste Ecke des Raumes. „Ich habe vorhin beim Auspacken etwas gefunden.“

„Was meinst du damit, du hast etwas gefunden?‘, fragte Liam mit kaum hörbarer Stimme.

Anstatt zu antworten, kniete Lisa nieder und drückte gegen eine verschnörkelte Holzplatte. Man hörte ein leises Klicken und die Platte schwang auf, wodurch ein schmaler, dunkler Durchgang sichtbar wurde. Liams Kinnlade klappte herunter.

„Du hast doch nicht gedacht, dass dieses Haus nur aus normalen Räumen besteht, oder?“, neckte Lisa ihn und kroch in den mit Spinnweben überzogenen Gang. „Ein so altes Gemäuer muss einfach Geheimgänge haben, die darin versteckt sind. Es bettelt praktisch darum, erkundet zu werden.“

Liam zögerte und spähte in den geheimnisvollen dunklen Korridor. „Lisa, das ist verrückt. Was ist, wenn wir uns verlaufen? Oder stecken bleiben? Oder ...“

„Oder herausfinden, was Silvia zu verbergen hat?“, unterbrach Lisa ihn süffisant. “Tu was du willst, aber ich werde gehen.“

Mit einem resignierten Seufzer folgte Liam ihr im Kriechgang durch den engen Tunnel. Staub kitzelte ihn in der Nase und er unterdrückte ein Niesen. Die Wände schienen ihm unerträglich nahe zu sein und das schwache Licht, das durch die Ritzen im Holz drang, reichte kaum aus, um etwas zu erkennen.

„Dieser Ort ist widerlich“, murmelte Liam und wischte sich ein klebriges Spinnennetz aus dem Gesicht.

Lisa grinste ihn an. „Das ist ein wahres Abenteuer, kleiner Bruder.“

„Ich bin sechs Minuten älter als du“, brummte Liam beleidigt, wenn auch nicht sehr überzeugend.

„Dann tu mir einen Gefallen und benimm dich nicht wie ein kleines Baby“, fuhr sie ihn an.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der sie durch den klaustrophobischen Raum krochen, erreichten sie einen Abschnitt, in dem die Wände etwas breiter wurden. Lisa blieb stehen und zeigte auf zwei kleine, perfekt runde Gucklöcher, die in das Holz gebohrt waren.

„Hier“, flüsterte sie und bedeutete Liam, hindurchzuschauen.

Er zögerte erneut, aber schließlich siegte die Neugier. Mit klopfendem Herzen drückte er sein Auge an das Guckloch. Die zwei Löcher waren gerade weit genug voneinander entfernt, dass eine einzelne Person mit beiden Augen hindurchsehen konnte. Um gleichzeitig etwas zu sehen, mussten Lisa und Liam eng beieinander stehen, Wange an Wange. Auf diese Weise war er sich der Nähe seiner Schwester überaus bewusst.

Auf der anderen Seite befand sich Silvias Zimmer, das nur schwach vom Mondlicht erhellt wurde. Ihre Mutter Helen und ihre ältere Schwester Silvia lagen eng umschlungen im Bett. Was er sah, ergab für ihn keinen wirklichen Sinn. Aber er verstand instinktiv, worum es ging. Für einen jungen Mann wie ihn war es ziemlich erregend, aber auch irgendwie beängstigend. Liam zog sich mit blassem Gesicht vom Guckloch zurück. „Was ... was machen die da?“

Lisa war völlig in das Schauspiel vertieft, das sich vor ihr abspielte. Sie hatte eine ungefähre Vorstellung davon, was die beiden im Bett taten, auch wenn ihr das praktische Rüstzeug fehlte, um es wirklich zu verstehen. Sie riss sich von dem Anblick los und ihr schelmisches Grinsen wurde noch breiter. “Okay ... das ist schräg. Selbst für Silvia. Und für Mama erst recht.“

Liam nickte mit zittriger Flüsterstimme. „Wir sollten gehen. Jetzt.“

„Ja, warum nicht. Aber das hier ...“ Sie deutete auf seine Boxershorts. „Ist es nicht ziemlich unangenehm, mit so etwas durch die Gegend zu kriechen?“

Er folgte ihrem Fingerzeig und schaute nach unten. Was er dort entdeckte, ließ ihn vor Scham erröten. Zu seiner völligen Bestürzung war seine Unterhose ausgebeult, als habe jemand darin ein deutlich sichtbares Zelt aufgeschlagen.

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