Essen und Feuerwerk

Wenn Liebe wirklich durch den Magen geht, dachte sie sich schon nach der zweiten, kunstvoll angerichteten Vorspeise. Sie hatte gelernt, welche Gabel wann zu benutzen war und mit diesem Begleiter machte es ihr sogar Spaß, dieses Wissen anzuwenden. Leider fühlte sie sich nicht adäquat gekleidet, aber wer hätte das schon vorher wissen können? Ihn störe es offenbar nicht.

Oft musste sie ihn fragen, was sie sich da gerade in den Mund schob. Alles war so neu und exotisch, wie in den Geschichten von tausend und einem Rausch. Aber das Sahnehäubchen war er: Stark und doch zart, männlich, aber ein Gentleman und er brachte sie zum Lachen.

Ihm ging es nicht anders, die graue Maus mit den roten Haaren war aufgeweckt und witzig. Ihre grünen Augen hatten es ihm angetan und ihr Gesicht stand dem um nichts nach. Dabei hatte er sich so gut mit ihr unterhalten, dass er erst beim Tanzen bemerkte, dass sich unter dem grauen Überwurf ein heißer Feger verbarg und sie wusste auch, mit ihrem Körper umzugehen. Was ihm aber am meisten imponierte, war ihre Unabhängigkeit. Sie war nicht mit ihm gekommen, um ihn auszunehmen oder zu heiraten, wie es junge Frauen in der Stadt in der Regel handhabten.
Ihm kam die Idee, mit ihr durchzubrennen, alles hinter sich zu lassen und mit ihr woanders neu anzufangen, so unzufrieden war er mit seiner Lebenssituation. Bei Rahja, es hat mich erwischt, bemerkte nun auch der verliebte Tor.

Das einzig störende im Restaurant war, dass sie nicht einfach aufstehen und sich küssen konnten. Dafür war es hier zu nobel, aber andererseits blieb dadurch ihr Aufenthalt unter drei Stunden, so toll das Essen auch war, sie sehnten sich nach gegenseitigen Berührungen. An diesem Abend wurde zu Rahjas Ehren ein Feuerwerk veranstaltet und er lud sie ein, es sich gemeinsam anzusehen. Sie war der Meinung, das wäre das Mindeste, um sich für den Abend zu bedanken. Sie zog ihren Geldbeutel hervor, um ihren Anteil am Essen zu bezahlen, doch der Kellner meinte, das wäre schon erledigt.

Kaum waren sie auf der Straße fielen sie sich in die Arme und holten die ausstehenden Küsse nach.

Händchenhaltend gingen sie im Schein der Fackeln den Hügel hinauf.
Die Wächter, die den Zugang zur Festung bewachten, winkten sie einfach durch, sie durften sogar bis auf die Mauern der Oberen Burg, wo sich die Oberschicht einfand, um die beste Sicht auf das Feuerwerk zu erhaschen. Die hell erleuchtete Stadt war auch ohne Feuerwerk atemberaubend anzusehen. Sie stellten sich nebeneinander an die Brüstung, aber als immer mehr Neugierige auftauchten, machte er Platz und stellte sich hinter sie. Sie zog ihn sogleich näher an sich und er umarmte sie von hinten, wobei er aber darauf achtete, ihrem Busen nicht zu nahe zu kommen.

Sie hatte noch nie ein derartig prachtvolles Feuerwerk gesehe, trotzdem drehte sie sichauch währenddessen immer wieder zu ihm um, wobei sie ihm ihre weiblichen Rundungen an die Brust presste, als sie sich küssten.