Es wird ernst: eine Generalversammlung!

„Auch deswegen habe ich für heute Abend ein Generalversammlung einberufen“, setzt Natascha uns in Kenntnis.

„Auch?“, frage ich – denn wir sehen uns ohnehin relativ häufig alle gemeinsam. Wenn Natascha formal eine Generalversammlung einberuft, geht es um wirklich existenzielle Fragen.

„Ja, auch“, sagt Natascha mit nun deutlich verkniffenem Mund, „dann bringe ich euch mal auf den aktuellen Stand. Nancy und Mandy haben sich trotz ausdrücklichen Verbots ans Erkunden gemacht. Den bewaldeten Höhenzug hinterm Hof hinauf, so weit ja noch okay, das Gebiet kennen wir ja. Dann haben sie dort tatsächlich einen Weg auf die andere Seite des Höhenzugs gefunden. Ist ja auch noch in Ordnung. Aber dann sind sie, ohne Bescheid zu sagen, zu zweit rüber, den Abhang runter und stoßen auf eine verlassene Neubausiedlung. Und gehen da rein, gucken sich um, betreten einzelne Häuser, da Mandy natürlich immer ihren Dietrich bei sich hat. Wenn denen was passiert wäre, wenn die Siedlung nicht vollkommen verlassen wäre ... nicht auszudenken ... Wenn Wladimir noch leben würde, wären die beiden jetzt tot. Der hätte sie für ihr ungehorsames Verhalten hinknien lassen, seine Pistole an den Hinterkopf gehalten und abgedrückt.“

„Doch nicht bei seiner eigenen Tochter“, werfe ich ein.

„Doch, hätte er“, widerspricht Magdalena mir vehement, „Papa war so krass drauf, bei Fehlverhalten kannte er weder Verwandte noch Freunde. Als ich 15 war und mal Scheiße gebaut hatte, hielt er mir seine Wumme an die Schläfe und sagte ganz kalt, beim Militär würde man mich für so eine Aktion standrechtlich erschießen. Und zeigte mir dann, dass seine Waffe geladen war.“

„Nun“, übernimmt Natascha wieder das Wort, „die beiden werden berichten, was sie dort vorgefunden haben und was das für uns bedeutet. Und dann gibt es noch einen Punkt, der insbesondere dich betrifft, Luke. Aber das wird deine Tante Viktoria bei der Versammlung vortragen. Aber jetzt lasst uns erst mal den Wagen ausräumen und alles verstauen, und danach ist auch schon Abendbrotzeit.“

Und danach Versammlungszeit, denke ich noch.