Erstmal abwarten

"Hey, lass uns noch ein bisschen im Flur warten. Das könnte lustig werden."

Jennifer grinste mich an und schüttelte den Kopf.

"Na guuut."

In Anjas Zimmer wurde inzwischen laut geredet. Ich konnte die Worte zwar nicht verstehen, aber nach einem kurzen Moment hörte ich das mittlerweile bekannte Klatschen. Es folgte leises Gemurmel, wahrscheinlich Anjas Spruch, der wiederrum von einem frustrierten Aufschrei gefolgt wurde.

Jennifer und ich lachten leise vor Schadenfreude, während die Diskussion hinter der Tür weiterging.

Nachdem es zwei weitere Male geklatscht hatte, klopfte ich an die Tür.

"Was ist?", rief Anja genervt.

Behutsam öffnete ich die Tür einen Spalt. Anja stand vor ihrem Kleiderschrank, Markus hatte sich auf dem Bett niedergelassen.

Mit gespielter Müdigkeit begann ich zu reden: "Hey Leute. Könnt ihr bitte etwas leiser sein? Es ist schon ziemlich spät und ihr seid ein bisschen laut."

Ich konnte sehen, wie der Zorn in Anjas Gesicht aufloderte, aber dann hielt sie inne, atmete tief durch und sagte nur: "Tut mir leid. Wir werden versuchen, leiser zu sein."

Markus, vom plötzlichen Umschwung im Verhalten seiner Freundin komplett überrascht, starrte sie einfach nur an.

Auch ich war verdutzt. Hatte dieser kleine Streich wirklich etwas gebracht? Oder wollte Anja sich nur nicht vor mir die Blöße geben und sich ein weiteres mal selbst ohrfeigen? Eigentlich war es mir auch egal. Allerdings fühlte ich den Drang nach etwas Feinjustierung.

"Anja, egal wie sauer oder frustriert du bist. Du wirst Markus weder wegschicken noch Schluss mit ihm machen. Stattdessen verspürst du den starken Drang, bei ihm zu bleiben und alles dafür zu tun, dass das so bleibt. Wahrscheinlich wäre es das Beste, wenn du ihm als Entschuldigung ordentlich den Schwanz lutscht. Mit Schlucken natürlich. Und jetzt vergesst beide, dass ich das gesagt habe."

Die beiden blinzelten kurz.

"Okay, danke. Schönen Abend noch!"

Ich wartete nicht auf ihre Erwiderung, sondern schloss grinsend die Tür.

Zu Jennifer gewandt sagte ich: "Ich will ja nicht, dass sie Markus vor die Tür setzt, nur weil sie sich nicht unter Kontrolle hat."

Jennifer streichelte mir über den Arm, verdrehte die Augen und sagte dann in ihrem ironischsten Ton: "Wenn sie dich nicht hätte."

Dann gingen wir in ihr Zimmer und legten uns schlafen.