Eine Stimme aus der Vergangenheit

„Na, wenn das nicht unser Kleiner ist“, höre ich plötzlich eine mir nur allzu bekannte Stimme aus der Vergangenheit, und eine schwere Hand klopft mir auf die Schulter. Ich erstarre. Kleiner ist nämlich der Spitzname, den mein Intimfeind Johnny in der Schule immer für mich verwendet hat, nachdem er mich einmal nackt unter der kalten Dusche gesehen hat. Johnny hat damals auch dafür gesorgt, dass mir der Spitzname bis zum Abschluss erhalten geblieben ist und dass deswegen kein Mädchen in der Klasse mehr mit mir etwas zu tun haben wollte. Und eben dieser Johnny setzt sich nun mit einem breiten Grinsen an unseren Tisch.

„Ist das vielleicht eine Überraschung!“ tönt er lautstark. „Wir haben uns fast zwanzig Jahre lang nicht mehr gesehen, und jetzt laufen wir uns ausgerechnet in meinem Stripclub über den Weg!“ Ich zwinge mir ein Lächeln ab. „Und wer ist diese Schönheit hier?“ will er wissen und wendet sich von mir ab an meine Nichte Julia. „Ist das vielleicht dein Töchterchen?“ „Nein, das ist… meine Nichte Julia“, stelle ich sie ihm gezwungenermaßen vor. „Julia ist in den Sommerferien zu Besuch hier in Hamburg“, erkläre ich. „Da wollte ich ihr ein wenig die Stadt und auch die Reeperbahn zeigen.“ Johnny schnalzt genießerisch mit der Zunge.

„Es wäre mir ein Vergnügen, wenn ich dich noch ein wenig tiefer in die Geheimnisse der Stadt einführen dürfte“, schlägt er charmant vor. Julia strahlt ihn glückselig an und nickt. Die Ecstasy-Tablette, die ich meiner Nichte vorhin heimlich ins Getränk gemischt habe, scheint leider bereits zu wirken. Zu allem Überfluss hüpft Julia auch noch auf seinen Schoß, schlingt ihre Arme um seinen Hals und küsst ihn dankbar auf die Wange. „Hamburg ist ja sooo toll!“ kichert sie. „Und ihr seid wirklich alle sooo nett!“ Ich sehe, wie sich das Gesicht von Johnny verändert, seine Augen bekommen eine Art hungrigen Ausdruck…