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Chapter 6

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Der Beschwörungskreis

Der Beschwörungskreis war perfekt vorbereitet, alles stand bereit. Mit klopfendem Herzen sehnte ich den Moment entgegen, in dem mir Nanescha erstmals eine Probe ihrer wahren Zauberkunst offenbaren würde.

„Bevor wir beginnen", erläuterte sie, „müssen wir unsere Schuhe und Kleider ausziehen."

Ich erschrak, widersprach dies doch in jeder Hinsicht meiner Erziehung und allgemeinen moralischen Regeln. Doch war ich zu sehr in der Stimmung gefangen, als dass ich gegen diese Verletzung des Anstands aufbegehrt hätte. Ich schlüpfte aus meinen Stiefeletten und Söckchen. Dann drehte ich mich um, damit Nanescha die lange Reihe kleiner Knöpfe an meinem Rücken öffnen konnte. Mein Kleid glitt raschelnd zu Boden und ich stellte erleichtert fest, dass ich mein Unterkleid aus Baumwolle sowie die Unaussprechlichen offenbar anbehalten durfte. Zumindest forderte sie mich nicht auf, auch diese abzulegen.

Nanescha streifte ihre flachen Schuhe von den Füßen, wickelte die hellrote Schärpe von ihrer Körpermitte und zog sich ohne Hilfe ihr einfaches blaues Wollkleid über den Kopf. Ihre langen rabenschwarzen Haare schüttelte sie locker auf.

Neugierig sah ich ihr zu, denn selbstverständlich hatte ich vermutet, dass sie unter der Oberbekleidung so wie ich ein dünnes Baumwollhemd und knielange, an der Hüfte zugebundene Hosen tragen würde. Diese Unaussprechlichen bestanden aus zwei separaten Beinlingen und waren aus hygienischen Gründen im Schritt offen. Jede Dame kannte sie, aber darüber zu reden wäre ausgeschlossen.

Überrascht entdeckte ich nun ihre für mich unkonventionelle Unterwäsche. Ihre großen Brüste hatte sie mit einem naturfarbenen Leinentuch umwickelt, um ihnen Halt zu geben. Ein ähnliches Tuch hatte sie wie einen Lendenschurz um ihren Unterkörper gewunden. Dazwischen glänzte an Bauch und Rücken, wie auch an den langen Beinen und den kräftigen Armen ihre makellose, bronzefarbene Haut.

Sie kniete sich mit einer anmutigen Bewegung neben den Kreis und ich beeilte mich, an ihrer Seite die gleiche Pose einzunehmen, so wie wir es zuvor besprochen hatten.

„Da dies die erste Beschwörung für dich ist, darfst du nichts tun und keinen Laut von dir geben!", warnte sie mich erneut. Dies war die wichtigste Regel, die sie mir in den letzten Tagen wieder und wieder eingebläut hatte. „Beobachte und lausche. Sieh mir zu und versuche, dir meine Gesten und die Formeln, die ich spreche, einzuprägen. Später, wenn du sie geübt hast und fehlerfrei beherrschst, kannst du vielleicht unter meiner Anleitung an dem Zauber Teil haben. Bis dahin aber wird jede Einmischung dazu führen, dass die Magie fehlschlägt."

Ihre Stimme klang eindringlich und ungewohnt drohend. Ich nickte zum Zeichen, dass ich verstanden hatte. Dann setzte ich mich auf meine Hände und biss mir auf die Lippen, damit ich auch nicht aus Unachtsamkeit irgendeinen Fehler begehen konnte.

Nanescha begann, sich langsam vor und zurück zu wiegen. Von ihren Lippen, die sich kaum bewegten, kam ein seltsamer monotoner Singsang. Hin und wieder griff sie in die bereitgestellten Schälchen und warf Kräuter oder Körner in die Luft. Eine eigentümliche Beklemmung überkam mich und beinahe vergaß ich zu atmen. Der Kerzenschein schien sich aus dem Kreis zurückzuziehen und sich dafür um den Körper der jungen Hexe zu verdichten, bis es schien, dass sie selbst eine silberne Aura ausstrahlte.

Ihre Stimme wurde lauter und der Rhythmus der unverständlichen Silben wurde schneller. Längst hatte ich, überwältigt von maßlosem Staunen und ehrfürchtiger Bewunderung für die offensichtliche Macht, über die meine Freundin offensichtlich gebot, den Faden verloren und aufgegeben, mir etwas davon merken zu wollen. Ein einziges Gewebe aus Licht und Ton umhüllte mich und erfüllte meine Sinne.

Die Dunkelheit im Beschwörungskreis wurde immer tiefer und bald wirkte er wie ein bodenloses Loch in der Wirklichkeit. Da vermeinte ich, noch undeutlich, eine Bewegung in der Schwärze zu erkennen. Als ich genauer hinsah, schien es mir, als sehe ich durch ein Fenster in einen anderen Raum. Oder besser ins Freie, denn es schienen sich unvermittelt Pflanzen mitten in unserem Wohnzimmer zu befinden.

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