Wo die Gier wohnt

Wo die Gier wohnt

Von Maßlosigkeit und dem, was draus entsteht

Chapter 1 by Solneman Solneman

Manchmal passieren Dinge im Leben, die kann man einfach nicht glauben. Zu plötzlich und viel zu surreal, Dinge, die eigentlich so nicht passieren.

Als ich ein paar Jahren in diese Wohnung gezogen bin, hat mein Vormieter anscheinend ein paar alte Bücher vergessen. Mehrheitlich plumper Scheiß, aber eines war anders „Die Tagebücher einer Nutte“. Es war ein wortgewordener Blick in den Abgrund. Mit jeder Seite konnte man das Abgleiten der Autorin in den kompletten Kontrollverlust nicht nur lesen, sondern auch förmlich selbst spüren.

Knallharte Sprache und die perversesten Exzesse, die man sich vorstellen kann. Dieses Buch hatte mich in seinem Bann und irgendwann war die letzte Seite gelesen, doch die Gier und das Verlangen haben sich wie ein Virus auf mich ausgebreitet. Ich musste mehr haben. Mehr dieser Exzesse verfolgen, die in den Zeilen manchmal bis ins kleinste Detail beschrieben sind und dann manch mal nur in kruden Wortfetzen und obszönen Ausrufen ihre ganze Geilheit heraus schreien. Ich wollte mehr.

Die Autorin hatte eine eigene Webseite, auf der sie anscheinend ihre Erzählung hin und wieder um einzelne Kapitel erweitert. Über ein Jahr passierte jedoch eigentlich überhaupt nichts, und so verschwand sie und ihre geilen Worte über Gier und Verlangen langsam aus meinem Blick. Bis ich zufällig an einem Tag, an dem ich geil und gleichzeitig zu faul war, die Wohnung zu verlassen, wieder mal sehen wollte, ob es mal was Neues gab ....und tatsächlich. Sie hatte gerade ein Update veröffentlicht. Kaum Text, aber ein Link und eine Einladung:

„Da bin ich ganz neu unterwegs ... Es ist so unfassbar geil - diese primitive Lust und Gier ... Sie treiben mich in den Wahnsinn ...“

Meh, die Masche ist nicht neu. Irgendein Bullshit Link ... nein danke!

... aber der Link sieht sauber aus. Ich spüre, wie mich die Gier packt, meine Gedanken vernebelt ... Was ist das nur, das mich so an ihren Worten reizt?

Ist es überhaupt eine „sie“. Könnte genauso ein Typ sein, weiß man ja nie,... aber macht das wirklich einen Unterschied? Die Worte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt, egal von wem sie erdacht wurden.

….Was soll ich nur schreiben?

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