Sören

Ich kann mich nicht daran erinnern, wo ich Sören das erste Mal getroffen habe. Der Grund dafür ist bestimmt, dass ich einige Männer an immer den gleichen Orten kennengelernt habe. Jetzt gelingt es mir nicht mehr, die Herren und Orte korrekt miteinander zu verknüpfen. Von einigen kann ich mich nicht mal mehr an den Namen erinnern. Wenn mein Gedächtnis mich nicht täuscht, war es bei Sören aber so, dass er mir in einer Lübecker Disco durch einen gemeinsamen Freund vorgestellt wurde. Was danach passierte, unser Wiedersehen, dass wir irgendwann mal zusammen in einem Café in der Altstadt waren, ist schon recht verschwommen. Vielleicht ist das, was ich gleich erzähle, auch unmittelbar danach passiert, so genau weiß ich das gar nicht mehr. Mein Gehirn hat immer schon recht selektiv gearbeitet und Nebensächlichkeiten schnell verdrängt. Ich weiß aber noch genau, wie er aussah. Er war ein wie sagt frau so schön recht hübscher Kerl Mitte der Zwanziger, sportlich schlank, dunkelblond und ich glaube ein ganz helles Köpfchen. „Recht hübsch“ heißt dabei für mich wirklich nichts Böses. Übertrieben schöne Männer waren nie so mein Ding. Auch meine wenigen erotischen Erfahrungen mit solchen Schönlingen waren nicht so berauschend.

Er fuhr mit mir durch die halbe Stadt bis zu einem alten Haus. Ein wunderschöner Altbau. Wir stiegen aus, er schloß auf und ließ mich eintreten. „Da sind wir!“ sagte er und führte mich in eine Art Foyer. „Nimm Platz, ich mach mich nur kurz fertig“.

Fertigmachen? Was hatte der denn vor? Langsam aber sicher fand ich den Typen etwas unheimlich. Vielleicht sollte ich mich besser aus dem Staub machen. Nachdem ich mindestens eine halbe Ewigkeit gewartet hatte, kam er zurück zu mir. Ich war wie vom Donner gerührt. Sören hatte sich in ein extravagantes Lederoutfit geworfen. Seine Stiefel waren höher als meine. Was war dass denn für ein Freak? „Lass uns in die Stube gehen. Wir müssen vorher was besprechen.“ Sörens Stimme war sanft aber eindringlich.