Nicole

Nicole

Chapter 1 by saunawelt saunawelt

Die Hausklingel Nicole ließ aufsehen. Sie erwartete niemanden. Dass sie heute frei hatte, wusste außer ihrem Chef, den Kollegen nur ihr Mann. Nicole wollte den Tag nutzen um das Haus mal wieder auf Vordermann zu bringen. Die waren zwei Wochen mit Nicoles Eltern in einem Ferienpark. Die beste Gelegenheit für einen gründlichen Hausputz. Dabei brauchte sie niemanden, der ihr im Weg herumsprang. Vermutlich war die Ursache der Störung ein gestresster Paketfahrer, der versuchte, seine Lieferung loszuwerden. Wenn sie schon mal zu Hause war, konnten sie ihren Nachbarn den Gefallen tun. Oft genug holte sie ihre Lieferungen selbst aus der Nachbarschaft.

Zu Nicoles großer Verwunderung sah sie auf den Bildschirm der Türkamera zwei Männer. Einer etwas älter. Nicole schätzte in auf Mitte vierzig. Der zweite eindeutig in den Zwanzigern. Er trug eine große Tasche und etwas Längliches mit dem Nicole nichts anfangen konnte.

„Ja bitte.“, meldete sie sich.

„Baumann. Von der Bunten Woche.“, erwiderte der Ältere. Zur Bestätigung schob er einen Ausweis vor die Kamera. „Frau Niemeyer?“

„Ja.“ antwortete Nicole etwas ratlos. Mit der Presse hatte sie im Traum nicht gerechnet.

„Wir haben einen Termin, Frau Niemeyer. Das Casting.“

„Welches Casting?“ Nicole war jetzt endgültig verwirrt.

„Für die Miss-Wahl in unserem Blatt. Sie hatten sich angemeldet.“

Der Mann vor der Tür schien sie auf den Arm nehmen zu wollen.

„Miss-Wahl? Wenn schon müsste es Misses heißen. Ich bin nämlich verheiratet, außerdem zweifache Mutter und mit 38 eindeutig zu alt für eine Fleischbeschau.“

Dieser Herr Baumann schien verwirrt. Aus dem toten Winkel kam eine Aktenmappe zum Vorschein. Er griff hinein und holte einen dünnen Ordner heraus.

„Ich habe eine E-Mail mit einer Anmeldung auf ihren Namen. Der Termin wurde ebenfalls per Mail bestätigt. Außerdem haben wir dieses Bild. Es hing an der Mail mit ihrer Anmeldung.“

Das Foto füllte den kleinen Bildschirm voll aus. Auch das noch, dachte Nicole. Ein Schnappschuss von ihr im Bikini. Ihr Mann hatte ihm in ihrem letzen Urlaub auf den Kanaren gemacht.

Dieser Herr Baumann steckte das Foto wieder ein.

„Sie wissen wirklich von nichts, Frau Niemeyer?“ fragte er ein wenig resigniert.

„Sie haben es erfasst.“, bestätigte Nicole. Dieses Gespräch wurde langsam peinlich. Wenn es einer der Nachbarn sah gab es Gerüchte. Das in die Kamera gehaltene Bild konnte aus der Entfernung wie ein Dienstausweis wirken.

Nicole fasste sich ein Herz.

„Ich komme.“

„Es ist mir wirklich peinlich, Frau Niemeyer.“, begrüßte sie dieser Herr Baumann sichtlich zerknirscht. Sein jüngerer Begleiter wirkte deutlich gelassener.

„Vielleicht hat Sie eine Freundin für unseren Wettbewerb angemeldet? Möglicherweise sogar ihr Ehemann?“, fuhr Herr Baumann fort. „Das kommt öfter vor als Sie denken.“, warf der Jüngere ein.

„Wirklich?“ Nicole schien das ein wenig weit hergeholt. Das Foto sprach jedoch dafür. Es war privat. Nur ihre kannte es. Die waren noch zu klein für derartige Streiche. Blieb ihr Mann. Aber las der Frauenzeitschriften?

„Seit wir die Heimwerker-Beilage haben liegt unser Blatt auch bei den Herrenfrisören aus.“, beantwortete Herr Baumann die ungestellte Frage. „Rufen Sie doch einfach Ihren Mann an. Ich bin sicher er wird es Ihnen bestätigen. Wir warten gerne draußen.“

Im Haus gegenüber wurde die Gardine ein wenig zur Seite geschoben.

Jetzt reichte es. Diese Tratschtante von gegenüber hatte genug gesehen. Ihren Mann wegen dieser beiden Klatschreporter aus einem Meeting zu holen war keine Option. Nicole gab den Weg frei.

„Bitte, treten Sie ein.“

Im Flur blieb sie stehen.

„Wie soll dieses Casting ablaufen, Herr Baumann?“

Ihr Besucher wies auf seinen Begleiter.

„Max wird Sie fotografieren. Einmal in einem Outfit das wir bestimmen. Eine zweite Serie in einem von Ihnen gewählten Outfit. Dabei werden wir uns ein wenig unterhalten. Nur damit wir uns ein Bild über Sie machen können.“ Er hielt kurz inne. „Unser Material geht an eine Jury. Diese entscheidet, ob Sie dabei sind.“ Dieser Herr Baumann warf ihr einen verschwörerischen Blick zu. „Unter uns. Es ist noch nicht raus. Aber der Hauptpreis sind 100.000 Euro.“

Hunderttausend klang gut. Natürlich würde Nicole diese Miss-Wahl nie gewinnen. Aller Wahrscheinlichkeit nach noch nicht einmal dabei sein. Trotzdem würde sie es tun. Allein aus dem Grund, dass ihr Mann sie für Attraktiv genug hielt sie dabei anzumelden. Nur eines störte Nicole.

„Sie bestimmen ein Outfit? Falls sie dabei an Dessous oder Bikini denken, können sie gleich wieder verschwinden.“

„Wir würden sie lediglich bitten, schwarze Leggins und ein dunkles Top anzuziehen, Frau Niemeyer.“

„Es kann auch eine blickdichte Strumpfhose sein. Meinetwegen auch eine Röhre oder eine andere enge Hose.“ setzte dieser Max hinzu. „Leggins wären aber am besten und schwarz wäre super.“

„Das müssen alle Kandidatinnen tragen.“, erklärte Herr Baumann. „Wegen der Vergleichbarkeit.“

Das leuchtete ein.

Herr Baumann sah sich suchend um.

„Darf Max, während Sie sich umziehen eine geeignete Stelle für die Aufnahmen suchen, Frau Niemeyer?“

Was sollte sie dagegen haben? Von Fotografie verstand Nicole so gut wie nichts.

Der junge Mann war erfreut.

„Bitte keinen BH unter dem Top und nur flache Schuhe ohne Strümpfe.“, sagte er bevor er seine Erkundungstour begann.

Oben im Schlafzimmer stieg Nicole aus ihren Jeans und zog das Polo-Shirt über den Kopf. Natürlich besaß sie eine schwarze Leggins und ein gleichfarbiges Top. Darunter trug sie eigentlich einen BH. Aber da diese Presseleute darauf bestanden es ohne zu tragen, musste Nicole es eben tun. Der BH den sie jetzt trug war weiß und passte sowieso nicht dazu. Im Schuhschrank fand Nicole ein Paar dunkle Ballerinas. Die hatte sie ewig nicht getragen. Hoffentlich störten die Strasssteine nicht?

Sie drehte sich vor dem Spiegel. Unter dem engen Top machte ihr Busen, so fand es Nicole eine gute Figur. Den fehlenden BH vermisste sie nicht wirklich. Aber der Slip ging gar nicht. Er zeichnete sich unter den Leggins ab. Also raus aus dem Teil und den Slip gegen einen String getauscht. So sah es schon besser aus. Im Bad fuhr Nicole noch einmal mit der Bürste durch ihr langes Haar. Mehr schaffte sie sowieso nicht. Mit einem Kribbeln im Bauch stieg Nicole die Treppe herunter. Sie hatte tatsächlich ein wenig Lampenfieber.

Nicole fand Herrn Baumann und diesen Max im Esszimmer. Der junge Mann hatte seine Kamera aufgebaut. Das Längliche, mit dem Nicole auf den ersten Blick nichts hatte anfangen können, war die Tasche für das Stativ. Einige Schritte entfernt war mit Klebeband eine Stelle markiert. Hoffentlich ging das wieder ab. Wenn diese Presseleute das Laminat beschädigten kriegten sie definitiv Ärger.

„Stellen Sie sich bitte dorthin.“, wies Max sie an.

Nicole ging zu der Markierung und schaute in die Kamera.

„Gerader, bitte.“, forderte der Fotograf.

Nicole drückte ihren Rücken durch.

„Wie groß sind Sie, Frau Niemeyer.“, fragte Herr Baumann dazwischen. Er hielt ein Klemmbrett in der Hand.

„1,67 m.“

Herr Baumann notierte es. Er stellte seine nächste Frage. „Dürfte ich ihre BH-Größe wissen, Frau Niemeyer?“

„70 C.“ antwortete Nicole. Max sah zweifelnd zu ihr hinüber.

Na, schön, dachte Nicole. Fotografen haben bestimmt einen Blick dafür.

„Manchmal muss ich auch 75 kaufen. Das kommt ganz darauf an wie sie geschnitten sind.“

Herr Baumann änderte die Eintragung.

„Haben Sie zufällig ihre Maße im Kopf. Ich müsste sonst nachmessen.“

Untersteh dich, fluchte Nicole in Gedanken. Diesmal blieb sie am besten bei der Wahrheit.

„89, 71, 96.“

„Stimmt.“, erwiderte dieser Max trocken. „Und jetzt bitte nicht lächeln.“

Die Kamera klickte einige Male.

„Jetzt Profil, bitte.“, forderte der junge Mann.

Nicole drehte sich in Position.

„Wie alt sind ihre ?“, Dieser Herr Baumann nutzte die Pause um seine Befragung fortzusetzen.

„Zwölf und zehn. Beides Mädchen.“

„Sind sie Hausfrau oder berufstätig, Frau Niemeyer?“

„Ich arbeite in einer Maschinenbau-Firma.“, antwortete Nicole.

„Ganztags?“

Nicole nickte. Natürlich Ganztags, fuhr sie diesen Klatschreporter innerlich an. Sie war Teamleiter. Teamleiter in Teilzeit gab es nicht. Sie hatte trotz der immer versucht ihre Karriere nicht ganz hinten anzustellen.

„Bitte das Kinn ein wenig höher.“, mischte sich dieser Max ein.

Nicole hob den Kopf. Die Kamera klickte.

„Und jetzt das ganze noch mal von hinten.“, erklärte Max.

Nicole blieb stehen. In diesen Leggins wirkte ihr Po riesig. Warum wollte dieser Max Aufnahmen von hinten. Nicole kamen Zweifel. Sie war doch nicht zufällig bei Verstehen Sie Spaß gelandet.

„Bevor sie meinen Po ablichten, will ich etwas Wissen. Bin ich so etwas wie die alte Schachtel über die sich ihre Leser kaputtlachen oder kommen noch mehr Frauen in meinem Alter auf die Idee bei dieser Miss-Wahl mitzumachen?“

Herr Baumann seufzte. „Ich vermute Sie glauben mir nicht, wenn ich Ihnen versichere, Sie sind bei weitem nicht die Älteste.“

„Raten Sie mal.“

„Max.“, Der junge Mann verstand. Er holte ein Notebook aus der Tasche, stellte es auf den Esstisch und fuhr das Gerät hoch. Herr Baumann winkte.

„Das muss jetzt unter uns bleiben. Wen heraus kommt das ich Ihnen Bilder der anderen Teilnehmer gezeigt habe, bin ich nicht nur meinen Job los sondern habe auch noch eine Klage am Hals.

Nicole nickte. Das Problem konnte sie nachvollziehen. Sie ging zum Esstisch und setzte sich an das Gerät.

„Das sind alles Bilder von der zweiten Serie.“, erklärte Max deutlich entspannter als Herr Baumann.

Nicole blätterte die Bilder durch. Sie wirkten durchweg professionell. Das Alter der Frauen reichte von Mitte zwanzig bis in die fünfziger. Manche schlank, andere molliger, aber alles Frauen wie man sie auf der Straße sehen konnte.

„Die ausgewählten Kandidatinnen werden nicht nur nach ihrer Figur beurteilt. Es geht eher um ein Gesamtbild.“, Herr Baumann sprach leise und Eindringlich. „Abstimmen können alle unsere Leser. Männer und Frauen. Das Alterspektrum das sie vor sich sehen, entspricht dem unserer Leser.“

Nicole verstand. Mit ihren 36, lag sie altersmäßig im unteren Mittelfeld. Vom Aussehen her konnte sie in dieser Reihe durchaus mithalten. Mit dem richtigen Outfit bestanden gute Chancen, dass die Jury sie auswählte. Nicoles Kampfgeist war erwacht. Sie erhob sich und stellte sich in Position. Ihr Po kam ihr jetzt gar nicht mehr so groß vor.

Das Outfit das Nicole selbst wählen durften war entscheidend. Sie stand im Schlafzimmer. Wählen Sie ein Outfit, das zu ihnen passt und lassen Sie sich Zeit, hatte Herr Baumann gesagt. Welches Outfit passte zu ihr? Feminin musste es sein. Sexy, aber nicht zu freizügig. Eben eine Frau die ihre Vorzüge kennt und sie in Szene setzte. Nicole zog sich das Top über den Kopf und stieg aus den Leggins. Den String behielt sie an. Egal was für ein Outfit sie wählte, wenn sich ein Slip darunter abzeichnete wäre das ihr aus.

Nicole sah in den Spiegel. Was waren ihre Vorzüge. Zunächst einmal ihre tiefschwarzen Haare. Damit fiel sie garantiert auf. Gut, das sie dem Verlangen ihr langes und recht pflegeintensives Haar zu stutzen wieder standen hatte. Dann ihr Busen. Bei der Körbchen-Größe hatte sie nicht gelogen. Sie besaß ein C-Körbchen. Also eine Bluse mit V-Ausschnitt. Vielleicht besser nicht. Ein offener Knopf zuviel und sie sah aus wie eine Sekretärin die ihren Chef verführen will. Ein enger Rollkragenpullover setzte ihren Busen auch in Szene und wirkte nicht billig. Nicole besaß so ein Teil, es war allerdings grau und etwas länger. Also grau. Das passte zu ihren Haaren. Darunter einfach eine blickdichte Strumpfhose und schwarze Stiefel. Sie musste sowieso Bein zeigen. Die Frauen auf den Fotos taten es auch. Sogar jene die weit älter waren. Ein buntes Tuch oder eine große Kette auf den Grau des Pullovers rundeten das Outfit ab.

Nur diesmal ging nichts ohne BH. Ein Pulli-BH musst es sein. Nicole kramte in einer Schublade. Sie besaß mehrere. Ein weißer reichte. Unter dem Pullover sah man ihn ohnehin nicht. Nicole legte ihn an und schlüpfte in den Pullover. Er war lang. Doch nicht so lang, wie sie erwartet hatte. Auf jeden Fall zu kurz für eine Strumpfhose. Sogar für eine Blickdichte. Ein Rock musste her. Am besten ein einfacher schwarzer. Nicht zu lang. So einen besaß Nicole. Nur biss sich dessen schwarz mit dem schwarz der Strumpfhose. Mit dem Rock musste sie auch nicht mehr Blickdicht sein. Nicole besaß eine die sie gerne unter dem kleinen Schwarzen trug. Formend und nicht zu dünn.

Mit zitternden Händen zog sie ein Schubfach auf. Sie war aufgeregt wie ein Teenager vor dem ersten Date. Hoffentlich brachte sie mit ihren zittrigen Fingern überhaupt ein brauchbares Styling zusammen. Das der Frauen auf den Fotos wirkte sehr professionell. Diese wurden vermutlich auch nicht beim Hausputz überrascht. Nicole stand auf. Sie zog die Strumpfhose in Form und stieg in den Rock. Jetzt fehlten nur noch die Stiefel. Nicole kramte im Schuhschrank. Diese hohen Dinger hatte sie ewig nicht mehr getragen. Staub lag auf ihnen. Egal, sie würde dies Stiefel im Bad kurz überwischen. Dem Leder tat das bestimmt nichts.

Mit den Stiefeln in der Hand und den dunklen Glitzerballerinas an den Füßen verließ Nicole das Schlafzimmer.

„Ich bin gleich fertig.“, rief sie im Laufen in Richtung Treppe...........................................

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