Lehren auf die harte Tour

Jennifer Martin hat augenblicklich zwei Probleme: Ihr erstes Problem ist, dass sie mit ihren knapp 21 Jahren immer noch wie ein sechzehnjähriger Teenager aussieht und es daher oftmals vorkommt, dass sie einfach nicht für voll genommen wird. So hat man ihr beispielsweise erst letzte Woche den Besuch eines ab 17 Jahren freigegebenen Kinofilmes nicht gestatten wollen. Ihr eigentlich sehr gutes Aussehen ist ihr dabei keine wirkliche Hilfe, denn mit ihrem von langen, aschblonden Haaren umrahmten bildhübschen Gesichtchen und ihrer sehr zierlichen Mädchenfigur wirkt sie leider eher auf pubertierende Teenager und auf schmutzige alte Böcke als auf junge Männer in ihrem eigenen Alter anziehend, weshalb sie nebenbei bemerkt trotz des einen oder anderen Freundes in ihrem bisherigen Leben auch noch Jungfrau ist.

Ihr zweites Problem ist ihr neuer Job als Lehramtsanwärterin, ihre erste Stelle nachdem sie gerade erst ihr kleines College mit dem Abschluss in der Tasche verlassen hat. Sie hat sich schon immer gewünscht, nette kleine Jungens und Mädchen zuhause in ihrer Grundschule in ihrem kleinen Heimatort unterrichten zu dürfen. Zu ihrer großen Enttäuschung ist sie jedoch stattdessen von der Schulbehörde erst einmal zur mobilen Lehrerreserve eingeteilt worden und hat nun auch zum großen Kummer ihrer Eltern zunächst eine Stelle in der weit entfernten Großstadt und noch dazu an einer wohl ziemlich berüchtigten High-School bekommen. Als Jennifer an ihrem ersten Schultag mit ihrem alten, klapprigen Toyota von ihrem Apartment zu ihrer neuen Schule fährt, kommt es ihr beinahe so vor, als ob sie immer tiefer in ein Ghetto hineingerät.

Erleichtert atmet sie auf, als sie den Wagen endlich auf dem Parkplatz der Schule abstellen kann. Als sie kurz darauf zum ersten Mal vor dem hässlichen grauen Schulgebäude steht, macht es überhaupt keinen sehr einladenden Eindruck auf sie. Die Wachen am Haupteingang, vier muskulöse Schwarze in Uniform, untersuchen alle Personen, die das Gebäude betreten wollen, erst einmal gründlich auf Waffen, bevor sie sie hereinlassen. Überhaupt sind alle Schüler und Lehrer, die Jennifer in der Schule zu Gesicht bekommt, dunkelhäutig. Sie scheint tatsächlich die einzige weiße Frau in dem gesamten Schulkomplex zu sein. Dies ist für sie umso befremdlicher, da sie in einem sehr religiös geprägten, ausschließlich von Weißen bewohnten Kleinstädtchen auf dem Land aufgewachsen ist.

Nachdem sie sich bis zum Lehrerzimmer durchgefragt hat, steht sie endlich vor dem Direktor Mr. Miller, einem einschüchternd großen Schwarzen, der sie mit kritischem Blick zweifelnd mustert. Im Gespräch mit dem Mann bekommt Jennifer den Eindruck, dass er sie aufgrund ihres Alters und besonders ihrer Hautfarbe zwar für nicht besonders geeignet hält, andererseits aber um jede Lehrkraft froh ist, die an seiner Schule unterrichtet. Jennifer nimmt sich vor, ihn baldmöglichst von ihren pädagogischen Fähigkeiten zu überzeugen. Im Sekretariat bekommt sie dann noch von einer unfreundlichen Sekretärin ihre Lehr- und Stundenpläne ausgehändigt, bevor sie sich schließlich mit reichlich guten Empfehlungen und Vorsätzen gewappnet auf den Weg zur ersten Unterrichtsstunde in ihrer neuen Klasse macht ...