Der Adler

Der Adler

Oder: Es begann auf einem Konzert

Chapter 1 by Hexenweib Hexenweib

Vorwort der Autorin:
Und so sieht man sich wieder. Meine zweite Geschichte, die hier nun anfängt, und auch die, die das Potenzial hat mehr als ein Kapitel zu umfassen!
Ich hab den Text hier vor einem guten halben jahr geschrieben, und hab und hatte dann das Problem, dass ich leider nicht wusste wie und wo es weiter gehen sollte, also gebt mir da gern denkanstöße, wenn euch die Geschichte irgendwie inspiriert. Dafür sidn kommentare da.
Liebe Grüße,

__Die Hexe


Ich schließe die Augen und lasse die Vibration durch meinen Körper fahren. Ein breites Lächeln erobert mein Gesicht, und ich atme tief den Duft nach frischem Schweiß ein. Ich spüre die Wärme auf meiner Haut dann öffne ich wieder die Augen.

Ich liebe diesen ersten Ton, der durch den Jubel in der Menge um mich schneidet. Diesen Moment, wenn das erste Riff dir ins Brustbein fährt und irgendeine Variation von „Guten Abend, Leute!“ nur noch mehr euphorischen Jubel erzeugt.
Meist setzen danach Bass und Schlagzeug ein, und die Menge beginnt sich zu bewegen.

Gute 80 oder 90 Mal habe ich das jetzt in Groß erlebt und noch etliche Male mehr mit weniger als 500 Leuten irgendwo in einem winzigen Jugendclub. Ich kann es beinahe mitsprechen.

„Seid ihr gut drauf?“

Gang nach Rechts über die Bühne, wenn sie denn groß genug dafür ist.
Und ab da differenziert es sich, nimmt je nach Song einfach seinen Lauf… und so oft ich diesen Moment auch miterlebt habe, meist als Beobachterin irgendwo in der Menge, lasse ich mich ab da mit Leidenschaft treiben.

Nirgendwo sonst kann ich mit meinen 21 Jahren so frei sein wie hier. Es ist absolut paradox. Ich spüre die Haare der Person hinter mir im Nacken. Es tut ein wenig weh, aber ich weiß ganz genau, dass es der Person vor mir nicht allzu viel besser geht.
Ich stehe so dicht gedrängt, dass ich deutlich den Ruck spüre, der durch die Menge geht als irgendein Typ irgendeinen anderen Typen anstößt und mein Herz macht einen kleinen Sprung. Es wird kurz enger um mich, und ich werde an meinen Vordermann gepresst. Sein kurzer Blick nach hinten, mein kurzes Lächeln nach oben.

Ich spüre Körper die sich an mir vorbei pressen, entweder um sich im formenden Pit zu prügeln, oder um den Leuten dort etwas Platz zu verschaffen. Die Hände, die dabei über meinen Arsch in dem kurzen schwarzen Rock wischen, der dank meiner schwingenden Hüften um meine Beine spielt, nehme ich heute nicht ernst. Die Hälfte hat das in dem Gedränge nicht einmal bemerkt, einem Drittel tut es leid, und eine Hand voll Arschlöcher hat man immer dabei. Davon lasse ich mir nicht die Laune verderben. Nicht in dieser magischen Situation, die ein Konzert ist.

Halb genuschelt singe ich den Text von „Du kleiner Wicht“ in den Arm des breiten Kerls vor mir, der noch einmal zurückschaut und sich das lange blonde Haar aus dem Gesicht streicht um mich belustigt anzugrinsen. Ich grinse nur zu gern zurück, ohne dabei das Singen zu unterbrechen, und mit ein wenig Drängeln und Hüftarbeit stehe ich auch schon vor ihm. Er ist so oder so bestimmt einen Kopf größer als ich, und wenn er nicht mitspringt ist er selber Schuld. Kurz schaut das Mädchen neben ihm zu mir und stößt mich selber fröhlich an. Vermutlich seine Freundin, meine Größe, etwas schmaler, deutlich weniger Möpse, die aber einfach umwerfend in ihrem Korsett aussehen.
Er ist Schuld. Und das Mädchen neben mir ist vermutlich auch eher mein Gespann. Es dauert genau drei Songs, bis ich seine große Hand sanft auf der Mitte meines Rückens spüre, damit ich ihm trotz der schweren Stiefel, die er trägt, nicht auf die Füße springe.

Bei Song Fünf weiß ich, dass meine Stimme heute eine gute Oktave tiefer sein wird, zum Ende des Abends.
Song 6 ist der erste Song ohne Balladenfeeling, bei dem man nur tanzen kann. „Die Zeit“ fordert keine Nackenschmerzen, kein Pogo und kein Springen. Ich kann die Blicke auf mir und der anderen Frau beinahe körperlich fühlen, während wir zusammen tanzen, immer wieder Körper an Körper, während ich ihre Finger im Netz der Strumpfhose spielen spüre.

Song 8 ist es bei dem ich mich von der Fremden mit dem Schulterlangen grünen Haar trenne und ihr ein fröhliches Lächeln schenke. Ich dränge mich zur Seite, in die Menge und spüre sofort wie die Luft schwerer wird vom Geruch von Bier und Schweiß. Meine Füße kleben bei jedem Sprung schmatzend am Boden fest und mich durchströmt Fuchs’ dröhnende Stimme als ich und die gut 6000 anderen Leute im Raum nach Freiheit grölen.

Ellenbogen und Schultern treffen mich und werfen mich umher, und ich halte dagegen, Stoße zurück, gequetscht manchmal taumelnd, manchmal fallend, doch nie berühre ich den Boden, denn jedes Mal sind die Arme irgendeines Fremden da, oder der Rücken und die Schultern einer der anderen Personen. Wäre ich nicht so sehr mit Keuchen, Atmen und angestrengtem Singen beschäftigt würde ich quietschen vor Freude.

Dann greifen mich zwei Arme starke Arme an der Hüfte und ziehen mich an die nackte Brust hinter sich. Ich lache als ich die dunkle Stimme meines Bruders im Ohr höre und falle erneut in den Refrain ein. Wir teilen diesen kurzen Moment. Dieses eine Lieblingslied, bevor ich wieder nach draußen dränge, mit Schmerzen am Körper die morgen blaue Flecke auf meiner hellen empfindlichen Haut sein werden, und nass vom Schweiß so vieler fremder Menschen. Woher das Bier in meiner Hand kommt… weiß ich nicht so ganz aber ich proste einmal in die Runde der neuen fremden Menschen, mit denen ich mich gerade verbunden fühle. Ich bewege mich im Rhythmus. Mein Arsch ist bei jedem kräftigen Sprung vermutlich deutlich zu sehen, und es ist mir egal. Immer wieder schmiege ich mich und meine Brust an fremde Menschen vor, hinter und neben mir beim Tanzen und es ist mir egal.

Es kribbelt am ganzen Körper, und es sind nicht die Berührungen, das lockere tanzen oder die Blicke der Fremden. Der ganze Abend hat mich wieder gepackt, mich in seinen Bann gezogen und lässt mich nun an seinen Fäden berauscht durch die Euphorie der Nacht tanzen.

Ich will heute noch ficken.

Mein Keuchen hallt in meinem Kopf wider und ich wische mir das zerwühlte Haar grinsend aus dem Gesicht. Meine Brust hebt sich langsam und stetig unter dem schwarzen Shirt, das vom Schweiß noch an mir klebt.

Der Abend hätte länger sein können, aber auch nicht viel. Ich bin fertig. Fertig und glücklich, als die Menge sich langsam aufzulösen beginnt und ich wieder Platz habe um mich langsam und ganz ausführlich zu strecken.
Mein Blick schweift durch die Halle und in meinem Hinterkopf macht sich ein klein wenig alberner Stolz breit als ich den Punkt sehe wo ich das Konzert begonnen habe, und wo ich jetzt stehe. Ich weiß, dass das absolut keinen Wert hat, aber irgendwie fand ich es schon immer toll zu sehen an wie vielen Menschen man sich vorbeiquetschen konnte, wie viele Leute man berührt und während der Show getroffen hat. All diese Gesichter, die man flüchtig sah und vermutlich so schnell nicht wiedererkennt.

Meine Augen wandern weiter um doch ein bekanntes Gesicht zu erkennen und doch, nach gut einer Minute des ruhigen Wartens und Erholens sehe ich die bekannten dunklen Haare, die über den nun bedeckten Rücken fallen. Der Bart stimmt dazu auch und die Brille ebenso… hier kann man nicht vorsichtig genug sein.

Meine Schritte federn als ich mich auf den Weg mache meinem Bruder wieder hallo zu sagen, doch dann spüre ich wieder eine Hand, die sich an meine Hüfte legt und mich wieder herumdreht.

Wem gehören wohl die Hände?

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