Termin bei der Gräfin 17.04.K15

Im Lauf der Tage begann James immer mehr damit, seine Mitmenschen von der weitläufigen Veranda aus zu beobachten, während er Rauschkraut rauchte und den Gesang der Vögel genoss. Für James war es selbstverständlich, seine Heilkünste allen, die sie benötigten, zukommen zu lassen. Dies hatte sich auch hier bald herumgesprochen und so kam es, dass James von der Dame des Hauses gebeten wurde, sie in ihrem Nähzimmer zu besuchen, um sich ihres Rückens anzunehmen.
James mochte sie nicht. Sie konnte noch so nett und zuvorkommend sein, irgendetwas gefiel ihm an ihr nicht. Aber er war klug genug, der Baronin seine Abneigung in keinster Art und Weise zu zeigen. Sie war zu einflussreich und außerdem die Schwägerin seines Freundes und Förderers: des obersten Praioten von Belhanka, Alfonso, Graf von el Draco.

Er betrat das Zimmer und fand die Baronin, nur in einem sehr durchsichtigen Umhang bekleidet, auf einem Diwan sitzend vor. Sie würde alles daransetzen, um James zu verführen, das wurde ihm schlagartig klar. James aber, blieb sachlich:
„Wie kann ich Euch helfen, Baronin“
„Wie ich höre, habt ihr magische Hände. Besonders wenn das Wetter umschlägt, plagen mich Rückenschmerzen, und zwar hier.“ Und deutete auf ihre Lendengegend.
„Dann legt Euch bitte dort auf Eure Vorderseite, damit ich Euch untersuchen kann“
Sie schaute ihm in die Augen und legte lasziv den Umhang ab. Sie drehte sich langsam, um ihm auch keinen Winkel zu verwehren und legte sich schließlich mit ihrer Vorderseite auf den Diwan. Ihr Körper war durchaus aufregend, es hat ihn Überwindung gekostet, ihn nicht eingehender zu inspizieren. Von Intim-Piercings und Frisuren hatte er bisher nur gehört, derartiges aber noch nie sehen dürfen. Was noch dazu aus ihrem Arsch hervorlugte, wollte er gar nicht erst herausfinden. Wenn ich nicht so ein ungutes Gefühl hätte, würde ich die Alte jetzt knallen, dass ihr hören und sehen verginge, dachte er sich und gab ihr eine heilsame Massage und wich allen Annäherungsversuchen ihrerseits aus.
Am Ende drehte sie sich zu ihm um und bot sich ihm nochmals an.

„Ich fühle mich geehrt, Baronin, aber ich muss ablehnen.
„Ihr seid ein anspruchsvoller junger Mann, James!“ sagte sie enttäuscht
„Verzeiht Baronin, aber als Arzt muss ich Distanz zu meinen Patienten waren“, sagte er, da ihm nichts Besseres einfiel.
„Immerhin bemüht ihr Euch um eine gute Ausrede“, lachte die Baronin.
"Aber vielleicht findet ihr ja Gefallen an einer meiner Hofdamen? Oder wollt ihr lieber einen feschen Mann?“
Fragte sie interessiert und er erwiderte sofort:
„Danke Baronin, keine Männer!“
„Nun gut, ihr seid ein Held des Reiches, wie mein lieber Schwager, der Graf, nicht müde wird, zu erwähnen. Er meinte auch, dass sein Haus Eures wäre. Ich als Verwalterin seines Hauses möchte noch darauf hinweisen, dass damit auch meine Mädels gemeint sind. Wenn ihr wollt, so würden meine drei Schülerinnen Euch jeden Wunsch von den Lippen ablesen, da bin ich mir sicher! Und ich werde Euch nicht einschränken, in der Art und Weise, wie ihr Euch belohnt!“

War das ein Freibrief, sich an den Mädchen zu vergreifen? Und was war mit der jungen Thea, die er erst einmal kurz sah?

„Ich danke Euch Baronin. Wir sollten diese Massage vor meiner Abreise noch einmal wiederholen. Ich gebe Eurer Küche ein Rezept für einen Kräuterwickel, der hilft bei akuten Schmerzen.“
„Da ihr ja am Sonntag abreisen werdet, würde ich Samstag, vor der Siesta, als nächsten Termin vorschlagen. Wenn ihr sonst noch Wünsche habt, egal wie ungewöhnlich, ich habe immer ein offenes Ohr für Euch.“
Egal wie ungewöhnlich?!
„Übermorgen, wenn ihr das wünscht! Ich entschuldige mich, Baronin“, und schon war er zur Tür hinaus entschwunden!

Am selben Tag benutzte Miranda ihn wieder einmal, um einen lästigen Verehrer loszuwerden und sie trank mit ihm ein Glas Wein auf der Veranda. Sie begannen ihre Beobachtungen zu kombinieren. Miranda glaubte gesehen zu haben, wie die Hofdamen die Gäste der Reihe nach abklopften und war der Meinung, dass die drei auf der Suche nach einem potenziellen Bräutigam wären. Da sich diese kleine Konferenz bewährte, wurde sie zur täglichen Routine, fand dann aber in einem versteckteren Teil des Gartens statt. Miranda und James streuten damit auch das Gerücht, dass sie ein Verhältnis hätten, wenn sie täglich gemeinsam verschwanden. Nur Alfonso, dem Grafen von Strotzingen und den anderen Dreien war bekannt, dass sie sich mochten, aber eben nur wie Bruder und Schwester. Sie beide waren Außenseiter und darauf erpicht, nicht als Hexe beziehungsweise Druide erkannt zu werden und das schweißte die beiden noch mehr zusammen, als nur die Mitgliedschaft bei den Fünfen.

Nach dem, was er von der Baronin und Miranda erfahren hatte, nahm James die Mädchen genauer unter die Lupe. Sie alle waren in den ersten Tagen öfters bei ihm gewesen, flirteten, stellten versteckte Fragen und versuchten, sich gut darzustellen. Sie alle waren auf ihre Art wunderschön, aber er suchte eine Gespielin und noch nicht eine Frau fürs Leben. Er ließ Lisa und Helena dies auch wissen, was die Mädels aber nicht abschreckte.

Er sah auch, wie Vicky mit Dagobert auf der Tanzfläche harmonierte, während er den zurückhaltenden Heiler mimte. Er gestand sich ein, dass er eifersüchtig auf Dagobert war. Er selbst brachte in Vickys Gegenwart aber kaum einen geraden Satz zu Stande, so sprachlos machte ihn ihre Präsenz.