Auslieferung

Im Schlafzimmer angekommen, schäle ich mich aus dem Kleid und sehe in den Spiegel. Das mit der Unterwäsche hat sich dann wohl für heute erledigt. Na ja, dann eben ein anderes Mal. Ich streife sie ab und sehe mein splitternacktes Spiegelbild. Mich leicht zur Seite drehend und über die Schulter blickend, erkunde ich meine Rückseite. Du sagst zwar immer, dass du jedes Pfund an mir liebst, aber 5 Kilo weniger wären schon nicht schlecht. Ich spüre meine wachsende innere Unruhe. Mit dieser Mischung aus Vorfreude und Ungewissheit verzauberst du mich. Wie schaffst du es immer wieder, dich so bedeckt zu halten? Es fasziniert mich, wie du immer weißt, welchen Knopf du wann bei mir drücken musst.

Ich binde mir die Haare streng zum Zopf zusammen und hole einen Karton aus seinem Versteck im Schrank. Der Anblick des Inhalts zwingt meine Zähne in die Unterlippe. Was du wohl alles aus dem Karton verwenden wirst? Ich nehme nur zwei schwarze Ledermanschetten heraus und lege sie mir an. Ihren ordentlichen Sitz kontrollierend, bewundere ich das martialische Bild, welches sich mir bietet. Wie meine zierlichen Handgelenke von dem breiten und dicken Leder der Manschetten umschlossen werden. Sie sind bereit. Bereit dafür, mich nach deinem Belieben zu fixieren und jeden Versuch meines Entkommens zu verhindern. Erinnerungen kommen in mir hoch. Erinnerungen an vergangene Stunden in diesem Raum. An unsere Spiele. Die Stunden, in denen ich mich dir wehrlos ausgeliefert und hingegeben habe. Fast schon etwas ängstlich greife ich nach dem Halsband. Es bedeutet mir viel und ich liebe die Symbolik, die es für mich ausstrahlt. Ich fühle es in meinen Händen und betrachte es. Gegen die wuchtigen Manschetten an den Handgelenken wirkt es fast schon dezent. Wie edel sich der glänzende Ring auf dem schwarzen Leder abhebt. Bedächtig vor den großen Spiegel tretend, lege ich es mir an. Ganz langsam zelebriere ich die Prozedur meiner Kennzeichnung. Meine Hände auf den Rücken legend genieße ich das fertige Bild, das sich mir bietet und mehr als tausend Worte spricht.

Ich sehe das, was ich die nächsten Stunden sein werde. Deine Sklavin.

Aber ich habe keine Angst vor dem, was kommen wird. Wir werden es beide genießen. Jeder auf seine Art und Weise. Und auch wenn du kein wirklicher Sadist bist, so habe es doch in deinen Augen mehrfach gesehen. Wie du es genießt, den frechen Quirl mal ein wenig zu martern und büßen zu lassen. Du kennst meine Neigungen und meinen devoten Nerv. Aber du weißt auch genau, dass ich aus reinem **** allein keine Lust gewinne. Er ist für mich nur ein Teil im Verlauf unseres Spiels. Eine Begleiterscheinung, wenn man so will. Wir haben schon oft gespielt und du hast mein Vertrauen niemals missbraucht. Ich weiß nur zu gut, wie Dinge auch aus dem Ruder laufen können, seit diesem einen Abend am See. Aber mir kann nichts passieren. Mein Vertrauen in dich ist grenzenlos. Ich weiß, dass ich heute Nacht nicht fallen kann, da du mich auffangen und halten wirst in unserem Spiel. Aber was hast du vor? Mit einem letzten zufriedenen Lächeln reiße ich mich vom Spiegel los.

Vom Bett nehme ich eines der großen Kopfkissen und lege es neben ihm auf den Boden. Nachdem noch das Licht etwas gedimmt ist, gehe ich zum Kissen. Die Beine leicht geöffnet, knie ich mich darauf. Langsam setze ich mich mit meinem Hintern auf die geschlossenen Füße und suche eine entspannte Position. Ich lege auf dem Rücken eine Hand in die andere und senke demütig mein Haupt. Fertig, ich bin bereit!

Ich warte und beobachte meine Atmung. Sie ist langsam und ruhig. Wo bleibst du? Ich lausche durch die offene Schlafzimmertür in das Dunkel des Flurs. Wer spricht da unten? Telefonierst du etwa? Oder ist das der Fernseher? Ich weiß es nicht. Dann wieder Stille. Ein leichtes Frösteln schüttelt mich, während Minute für Minute verrinnt. Mir wird klar, dass du Schuft das Spiel bereits begonnen hast, indem du mich hier warten lässt.

Dann höre ich endlich deine Schritte auf der Treppe.