Ingo ruft Tom

Tom saß ungeduldig auf seinem Bett. Er hasste es hier tatenlos rumzusitzen. Was machte Ingo da draußen mit Jennifer? Wozu würde er sie bringen? Die Minuten zogen sich wie Stunden. Als er es nach einer gefühlten Ewigkeit, in Wahrheit waren es rund 30 Minuten, nicht mehr aushielt, stand er auf und ging zur Tür. Er drückte sein Ohr gegen das Holz und horchte.

Es war nichts zu hören. Vorsichtig drückte er die Klinke hinunter und öffnete die Zimmertür.

„Jennifer?“, fragte er zögerlich.
„Hey, Tom!“, rief Ingo ungewöhnlich freundlich. „Du kannst gerne wieder rauskommen.“

Etwas erleichtert aber immer noch misstrauisch lief Tom ins Wohnzimmer.

Auf der Couch saß Ingo, nur in seinen Shorts bekleidet vor Jennifer. Sie hatte sich hinter ihn gesetzt und massierte seinen haarigen breiten Rücken.

„Was soll das?“, beschwerte sich Tom.
„Beruhig dich, Tom. Es ist alles okay und ganz harmlos. Wir sind doch alle Freunde.“

Tom war auf einmal wieder ganz ruhig. Warum hatte er sich gerade nochmal aufgeregt? Er wusste es nicht mehr. Offensichtlich war doch alles okay.

„Hör mir kurz zu Tom. Ich habe keine Lust mich mit dir rumärgern zu müssen, weil du Bescheid weißt. Das nervt ein bisschen. Vergiss die Kette und alles, was ich damit machen kann bzw. gemacht habe. Vergesst beide, dass ich das gerade gesagt habe.“

Toms Miene wurde schlagartig besser. Es war als wäre ihm eine riesige Last von den Schultern genommen worden.

Ingo grinste ihn an.

„Und, was treibt ihr so?“, fragte Tom gelassen.
„Ingo hatte Rückenschmerzen, da wollte ich ihm helfen.“
„Ja. Sehr nett von dir.“, sagte Tom ruhig. Irgendwas kam ihm seltsam vor, aber er wusste nicht, was es war. „Du bist immer so hilfsbereit.“
„Willst du dich nicht neben uns setzen?“, fragte ihn Ingo.
„Also…“, fing Tom an, da unterbrach Ingo ihn. „Jetzt hab dich nicht so. Du willst doch.“

Natürlich wollte Tom. Er setzte sich neben die beiden auf die Couch. Jennifer beugte sich zu ihrem Freund und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen.

Tom schaute zum TV. Es lief irgendein trashiger Low-Budget Actionfilm, den er nicht kannte. Genau das, worauf Ingo stand.

„Kommt vielleicht noch irgendwas anderes?“, fragte er zögerlich.
„Nur Mist.“, sagte Ingo. „Aber macht doch nichts. Ihr liebt doch solche Filme.“
„Ja, Tom. Der Film ist der Hammer. Schalt bloß nicht weg.“, rief Jennifer plötzlich hinter Ingo.
„Sorry, keine Ahnung, was in mich gefahren ist. Der Film sieht super aus. War das gerade ein Roboter-Ninja?“
„Ja, die Roboter-Ninjas müssen die Alien-Cowboys killen, bevor die ihre Verstärkung aus dem All rufen können.“, erzählte Ingo begeistert. Er lebte richtig auf. Normalerweise konnte er nur mit seinem Kumpel Dennis von nebenan über seine Lieblingsfilme reden. Aber jetzt hatte er zwei neue (un)freiwillige Gefährten gefunden.

Sie schauten sich den Film weiter an.