Mariana hat etwas zu erledigen

Am nächsten Morgen ist Mariana wie gewöhnlich wieder allein zu Haus. Ihre Eltern sind beide in der Arbeit und ihre jüngere Schwester Michaela geht ja noch zur Schule. Nach dem Frühstück frisiert Mariana ihr langes, blondes Haar und zieht ihr weißes, weites T-Shirt, ihren roten, gemusterten Sommerrock und dazu ihre weißen, flachen Ballerinas an. Dann nimmt sie eine Stofftasche, legt ihre Geldbörse, ihr Handy und noch verschiedene Schreibutensilien hinein und verlässt dann das Haus. Während sie die geschotterte Dorfstraße entlangläuft, genießt sie unbeschwert das sommerliche Wetter und den wolkenlosen Himmel. Am Ende der Straße überquert sie die vielbefahrene Hauptstraße, die mitten durch ihr kleines Dorf führt, und geht hinüber zu dem einzelnen, sehr schäbig wirkenden, mehrstöckigen Mietshaus, das gleich am Eingang ihres Dorfes steht.

Direkt vor dem Eingang des Hauses lungern wie gewöhnlich zahlreiche sehr dunkelhäutige Männer herum, die jedoch hier nur vorübergehend ihre Bleibe haben. Mariana klopft das Herz vor Aufregung bis zum Hals, aber sie lässt sich nichts anmerken, als sie mit hocherhobenem Kopf an den glotzenden Männern vorbei in den dunklen Hauseingang hineingeht. Jetzt bereut sie es doch, dass sie sich von ihrer Cousine Marcella so leicht hat überreden lassen, heute so ganz allein hierher zu kommen. Über ein kahles, schmuckloses Treppenhaus gelangt sie hinauf bis in den dritten Stock. Dort geht sie den langen Flur entlang bis zum Ende. Sie sieht noch einmal auf den kleinen Zettel in ihrer Hand, um sich zu vergewissern, dass sie auch wirklich die richtige Adresse gefunden hat, bevor sie ihren ganzen Mut zusammennimmt und zaghaft an der Zimmertüre klopft …