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Chapter 2 by Meister U Meister U

Welche Challenge?

Vorlesewettbewerb - Kathrin

Als ich meinen Namen auf der Liste der Teilnehmer des bundesweiten Vorlesewettbewerbs sah, spürte ich eine Mischung aus Aufregung und Nervosität in mir aufsteigen. Es war ein Moment, auf den ich monatelang hingearbeitet hatte. Die Vorstellung, dass meine Stimme nun im Stream zu hören sein würde, machte mich zugleich stolz und ängstlich.

Ich liebe es zu lesen. Seit meiner Kindheit haben Bücher meine Welt bereichert und mir neue Horizonte eröffnet. Die Möglichkeit, meine Leidenschaft mit anderen zu teilen, war für mich immer eine Quelle der Freude. Und jetzt bot sich mir die Chance, mein Können in einem Wettbewerb unter Beweis zu stellen, der deutschlandweit ausgetragen wurde.

Meine Stimme wurde oft als angenehm und lebendig beschrieben. Ich habe gelernt, die Worte eines Textes mit Leben zu erfüllen, sie mit Emotionen zu durchdringen und den Zuhörern eine unvergessliche Vorleseerfahrung zu bieten.

Was, wenn ich einen Fehler mache? Was, wenn ich die falsche Betonung setze oder den Text nicht so lebhaft vorlese, wie ich es gerne würde? Diese Fragen quälten mich, als ich mich auf den großen Tag vorbereitete. Doch ich wusste, dass ich meine Zweifel überwinden musste, wenn ich erfolgreich sein wollte. Normalerweise begann ich, mich in die Rollen der Charaktere hineinzuversetzen. Ich visualisierte ihre Umgebung, ihre Bewegungen, ihre Gesten. Ich ließ ihre Stimmen in meinem Kopf erklingen, hörte ihr Lachen, spürte ihre Angst, ihre Leidenschaft, ihre Verzweiflung. Ich wollte nicht nur die Worte des Textes vorlesen, sondern sie zum Leben erwecken, sie mit meinen eigenen Gefühlen und Interpretationen durchdringen. Am Ende war ich normalerweise eins mit dem Protagonisten. Ich dachte wie er, ich fühlte wie er. Am Ende war ich selber die Hauptperson in meiner Erzählung.

Ich wollte unbedingt gewinnen, dabei war mir klar, dass ich nicht nur meine Stimme, sondern auch meine Fähigkeit, Menschen zu mobilisieren, einsetzen musste. Also begann ich damit, den Registrierungslink überall zu posten. Auf meinen Social-Media-Kanälen, in Gruppenchats mit Freunden und , sogar in Online-Communities für Literaturfans. Ich wollte sicherstellen, dass jeder, der Interesse hatte, die Möglichkeit hatte, sich anzumelden und mir beim Vorlesen zuzuhören.

Die Tage vergingen, und langsam aber sicher begannen sich die Anmeldungen zu häufen. Jedes Mal, wenn ich eine Benachrichtigung über eine neue Registrierung erhielt, stieg meine Vorfreude auf den Wettbewerb. Es war nicht nur die Aussicht darauf, meine Stimme einem breiten Publikum zu präsentieren, sondern auch die Gewissheit, dass ich Menschen erreichen konnte, die meine Leidenschaft für Literatur teilten, oder die mich einfach mochten.

Die Uhr tickte unaufhaltsam weiter, und der Tag des Wettbewerbs rückte näher. Die Anzahl der registrierten Zuhörer stieg stetig, und ich konnte kaum glauben, wie weit meine Botschaft gereicht hatte. Es war ein erhebendes Gefühl zu wissen, dass so viele Menschen bereit waren, mir zuzuhören und mich zu unterstützen.

An dem Tag lebst war ich schon ziemlich aufgeregt. Ich hatte die ganze Technik dreimal gecheckt. Als ich den Text fünf Minuten vor beginn meiner Übertragung erhielt, spürte ich eine Welle der Beklemmung über mich hereinbrechen. Meine Augen weiteten sich vor Entsetzen, als ich die ersten Zeilen las. Der Text war nicht nur erotisch, er war offensiv pornografisch – ein Schock für meine konservative Natur.

Ich fühlte mich wie gelähmt, unfähig zu glauben, dass ich einen solchen Fehler gemacht hatte. Wie konnte ich es unterlassen, die Teilnahmebedingungen genau zu lesen? In meinem Leben hatte ich immer vermieden, über sexuelle Themen zu sprechen oder sie auch nur anzudeuten. Für mich waren solche Inhalte tabu, und jetzt wurde ich mit ihnen konfrontiert, ausgerechnet vor einem Publikum.

Die Gedanken, den Text vorzulesen, erfüllten mich mit Abscheu. Wie konnte ich mich nur dazu bringen, diese obszönen Worte auszusprechen? Es war nicht nur die Angst vor dem Urteil meiner Freunde und meiner Zuhörer, die mich quälte, sondern auch die Scham, die ich empfand, als ich mir vorstellte, wie ich die expliziten Passagen vorlesen würde. Doch beim Vorlesen ging es ja nicht nur darum, ihn wiederzugeben, sondern vor allem darum, ihn mit Leben zu füllen. Es fühle mich so an, als müsste ich einen Porno synchronisieren.

Mein erster Impuls war es, den Wettbewerb abzusagen, mich zurückzuziehen. Doch je mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass ich und meine Freunde sowie meine Zuhörer nicht enttäuschen. sie nicht im Stich lassen konnte. Sie hatten sich alle angemeldet, um mir zuzuhören und mich zu unterstützen. Die Minuten bis zum Beginn des Wettbewerbs vergingen wie Stunden. Mein Herz pochte laut in meiner Brust, und meine Hände waren feucht vor Aufregung.

Welcher Text wurde mir zugewiesen?

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