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Chapter 4
by Daemony
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Vigil
Schwester Dorothee betrat die Kirche, in der die ganze Klostergemeinschaft versammelt war, durch einen Seiteneingang. Sie benutzte diesen häufig, wenn ihre Pflichten sie aufgehalten hatten und sie zu spät zu einem Gottesdienst kam. Sie konnte sich auf diesem Weg den anderen unauffällig anschließen, ohne deren Andacht zu stören. Auch in diesem Fall blieb sie zunächst unbemerkt. Und dies galt auch für ihren Verfolger, der sich tief bücken musste, um die niedrige Pforte zu durchqueren.
Das Innere der Kirche war nur spärlich beleuchtet, lediglich ein paar Kerzen flackerten auf dem Altar und warfen lange Schatten durch den Raum. Die Atmosphäre wirkte geheimnisvoll, in Dämmerlicht getaucht, wobei die hohen Bögen und Säulen noch größer und erhabener erschienen als gewöhnlich. Beim Eintreten hörten die Zuspätkommenden den leisen Gesang der andächtigen Nonnen, die in ihren schlichten Gewändern im Chorgestühl saßen. Die Stimmen verschmolzen zu einem sanften, rhythmischen Klang, der sich wie ein dichtes Gewebe in der steinernen Halle ausbreitete. Die Choralmusik barg ein heiliges Versprechen auf Ruhe und Frieden in sich.
Die Luft war noch kühl von der Nacht und unbewegt. Der Duft von Weihrauch, der sich langsam in der Kirche verteilte, mischte sich mit der reinen Frische des frühen Morgens. Es war die Zeit, in der die Welt draußen noch schläft, aber hier drinnen, in diesem heiligen Raum, begannen die Gläubigen bereits ihren Tag mit Gebet und Meditation. Das Ritual wurde schlicht und ohne großes Aufsehen zelebriert, doch gerade in dieser Einfachheit lag eine tiefe Spiritualität. Die Teilnehmenden spürten eine innere Verbindung zu Generationen von Gläubigen, die im Dunkel des frühen Morgens erwacht waren, um zu beten und sich innerlich auf den Tag vorzubereiten, während draußen das Dunkel der Nacht dem ersten Schimmer des neuen Tages wich.
Dorothee wollte in den Choral mit einstimmen, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt. Ihre Schritte waren schleppend und unsicher. Anstatt sich wie bei früheren Gelegenheiten still und unauffällig in die Reihen ihrer Schwestern einzufügen, stolperte sie durch den Mittelgang auf den Altar zu. Mehr als ein Kopf hob sich aus der stillen, demütigen Andachtshaltung und schaute überrascht und empört in ihre Richtung. Womöglich dachten sie, die Cellerarin wäre ****.
Dann nahmen die ersten aus dem Augenwinkel den riesigen Schatten wahr, der sich der Versammlung näherte. Blicke wandten sich ihm zu, Stimmen erstarben, erste Rufe des Erstaunens und - ja - auch der Furcht ertönten.
Der Dämon hatte sich hoch aufgerichtet und war aus dem Seitenschiff ins Zentrum des Raumes getreten, so dass alle Anwesenden ihn deutlich sehen konnten. Ein Gedanke von ihm genügte und die Fensterscheiben in den Außenwänden wurden schwarz. Das junge Licht der aufgehenden Sonne wurde ausgesperrt und mit ihm das Versprechen auf neues Leben und Erlösung aus der Dunkelheit. Eine beiläufige Handbewegung ließ alle Türen und Portale zufallen. Das vielfache Knallen und hundertfache Echo erstickte auch die letzten Stimmen. Es wurde abgelöst vom Knirschen schwerer Riegel, die sich von allein vorschoben und die Frauen mit dem Riesen einschlossen.
Sein dröhnendes Lachen hallte von den Wänden wieder. Viele der Nonnen hielten sich entsetzt die Ohren zu. Angstschreie gellten auf. Die zuvor geordneten Reihen stoben auseinander. Viele rannten zu den Ausgängen, rüttelten vergeblich an den verriegelten Türen. Andere fielen auf die Knie und beteten inbrünstig um Schutz und Erlösung. Manche versuchten, sich in verborgenen Nischen oder unter den Kirchenbänken zu verstecken.
Schwester Dorothee erreichte derweil den Altar und klammerte sich an seine Kante wie eine Ertrinkende an ein rettendes Floß. Doch sie wusste bereits in ihrer Seele, dass es kein Entkommen gab. Die Gebete ihrer Mitschwestern klangen hohl, als ob ihre Worte das Ohr Gottes nicht mehr erreichten. Eine unsichtbare Barriere aus Furcht und Finsternis schien sich zwischen die betenden Nonnen und den Himmel geschoben zu haben.
Doch eine aus ihrer Mitte erhob sich. Die alte Äbtissin trat vor, das silberne Kreuz, das sie um den Hals trug, umfasste sie entschlossen mit beiden Händen und streckte es dem Dämon wie eine Waffe entgegen. Sie flüsterte zuerst, dann wurde ihre Stimme lauter und schließlich rief sie so laut, dass sie das Lachen des Dämons übertönte.
„Im Namen des Lichts, das mächtiger ist als die Dunkelheit...“
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Kirche der Verderbtheit
Jetzt PUBLIC! Priester und Nonnen zutiefst verdorben.
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