Unterdessen in einem Waisenhaus am anderen Ende der Stadt

„Setz Dich, mein liebes Kind!“ „Sehr wohl, Frau Direktorin!“ Wie geheißen nimmt die junge Viktoria auf dem Holzstuhl vor dem Schreibtisch der strengen Heimleiterin Platz und faltet artig ihre Hände in ihrem Schoß zusammen. „Viktoria, mein liebes Kind, du stehst an der Schwelle zum Erwachsensein“, beginnt die Heimleiterin mit ihren Ausführungen. „Übermorgen wirst Du achtzehn Jahre alt, dann beginnt ein ganz neuer Lebensabschnitt für Dich.“ Die Heimleiterin legt eine bedeutungsschwere Pause ein, bevor sie fortfährt. „Nun ist es leider so, dass Du ab Deinem achtzehnten Lebensjahr die Geborgenheit unserer Einrichtung verlassen musst und dass Du keine Angehörigen mehr hast, zu denen Du gehen könntest.“ Viktoria nickt bekümmert.

„Glücklicherweise hat sich jedoch heute jemand bei mir gemeldet, der gerne bereit ist, sich um Dich zu kümmern und Dir eine Arbeitsstelle zusammen mit einer Unterkunft zu besorgen. Mir wurde ausdrücklich versichert, dass es sich dabei um keine schwere Arbeit handeln würde.“ Die Heimleiterin sieht Viktoria zufrieden an. „Du darfst jetzt wieder gehen, mein liebes Kind. Bereite Deine Sachen schon vor damit Du auch fertig bist, wenn Du übermorgen hier abgeholt wirst.“ Viktoria nickt gehorsam und verlässt mit gesenktem Blick das Büro ihrer Heimleiterin. Kaum hat das hübsche, blonde Mädchen das Büro verlassen, zieht die Heimleiterin einen dicken Briefumschlag aus der Schublade ihres Schreibtisches und beginnt das darin befindliche Geld zu zählen ...