Später im Kerker // Snape & Hermine

Die ersten Wochen des Schuljahres waren um und hinterließen deutliche Spuren bei den Schülern. Die Lehrer sparrten nicht an Hausaufgaben und verfrühten Prüfungsvorbereitungen. Doch keiner hatte mehr zu tun als Hermine. Sie hatte wie schon im dritten Jahr einen seltenen Zeitumkehrer erhalten, um alle gewünschten Kurse belegen zu können. Mehr, als einer in der Regelzeit schaffen würde, da die Unterrichtsfächer teilweise parallel liefen.

Auch Prof. McGonagall, Hauslehrer der Gryffindors, sieht die Erschöpfung in Hermines Gesicht. Sie bittet sie nach der Verwandlungsstunde noch zu bleiben und wartet bis sie allein im Klassenraum sind. "Miss Granger", beginnt Prof. McGonagall mit ihrem üblichen strengen, aber auch mitfühlenden Blick. "Denken Sie nicht, dass Sie doch zu viele Fächer belegen und lieber ein paar abwählen möchten?", kaum hatte sie ihren Satz zu Ende gesprochen, preschte Hermine auch schon mit ihrer Antwort heraus: "Nein, danke Professor!", sie klang dabei wie gewohnt lieb, aber auch bestimmend. Hermine wusste was sie wollte. Prof. McGonagall sah sie eine Weile durchdringend an und seufzte schließlich: "Also gut. Dann gehen Sie aber runter zu Professor Snape und lassen Sie sich einen Aufbautrank geben. Am besten regelmäßig", und bevor Hermine sich weigern konnte, sagte Prof. McGonagall streng: "Sie dürfen jetzt gehen, Miss Granger."

Hermine fühlte sich unwohl bei dem Gedanken in Snapes Kerker zu gehen. Sie mochte Snape nicht besonders und fühlte sich beklommen in seiner Gegenwart. Sie ließ sich auf dem Weg nach unten Zeit, doch schließlich stand sie vor der Tür des Klassenzimmers für Verwandlung und klopfte an seine Tür.

"Herein", erklang es streng und gradlinig von Snape. Hermine öffnete die Tür, trat in den Klassenraum ein und sah Snape an seinem Tisch am Ende des Raumes sitzen. Er sah nicht hoch als Hermine näher kam, weshalb sie sich wenig später räusperte und fragte: "Professor, Sir.. haben Sie einen Moment?", doch auch jetzt sah er nicht hoch, sondern fragte mit eiskalter Stimme: "Was wollen Sie, Miss Granger?", dabei betonte er ihren Namen betont genervt. "Professor McGonagall hat mich geschickt für...", sie zögerte, da sie es hasste sich Schwäche einzugestehen. Doch ihr Zögern bewirkte, dass Snape schlussendlich doch aufsah und Hermine aufmerksam betrachtete. Nicht nur aufmerksam, durchdringend, dachte Hermine. "Für einen Aufbautrank?", beendete Snape ihren Satz und Hermine zuckte zusammen. Woher wusste er das? Benutzte er gerade etwa Legilimentik? Sie nickte nur und hoffte, dass er nicht wirklich ihre Gedanken las. Er würde diese Fähigkeit doch nicht an Schülern anwenden?

"Folgen Sie mir", kam es knapp von Snape, der mit wallenden Roben durch das Klassenzimmer schritt und hinter einer Tür verschwand. Hermine folgte ihm und fand sich in einem kleinem Korridor wieder. Am Ende des Ganges gingen sie durch eine weitere Tür und Hermine sah sich verwundert um. Das sah nicht aus wie ein Klassenraum, sondern eher aus wie Privaträume. Etwa die von Professor Snape? Doch bevor sie sich weiter umsehen konnte, befahl Snape: "Setzen!", und Hermine setzte sich gehorsam auf den Stuhl vor einem Tisch mit kleinen Fläschchen und Kräutern. Hermine erkannte einige davon wieder, Zaubertrankzutaten, die weit über den Schulvorrat hinaus gingen. Für Zaubertränke, die sie hier in Hogwarts nicht lernten. Also wahrscheinlich wirklich sein Privatvorrat.