Sebastian sieht sich auf dem Hof um

Als seine Tante aufgestanden war, hatte ihn sie dabei ein bisschen zu lange in ihren Ausschnitt sehen lassen. Noch im letzten Jahr war Sebastian bei solchen Gelegenheiten knallrot geworden. Jetzt passierte nur eins: Sein ohnehin schon halbsteifer Schwanz richtete sich in seiner dünnen Sommerhose auf. Tante Biggi hatte süffisant gelächelt und war dann mit schwingendem Arsch an ihm vorbei und die Treppe hinaufgegangen, um ihr Kind zu stillen.

Sebastian ging aus der Stube, um sich auf dem Bauernhof umzusehen. Ob das alte Baumhaus noch da war? Und der geheime Verschlag, den er im letzten Sommer zusammen mit zwei anderen Jungs hinter dem Heu auf dem Schober gebaut hatte, ob es den noch gab?

Abenteuerlustig wanderte er über den Hof, als er aus dem Schweinestall ein aufgeregtes Quieken hörte. Neugierig schob er leise das Tor auf.

In dem weitläufigen Stall liefen Sauen und Ferkel aufgeregt quiekend durcheinander. Leise schlich sich Sebastian an, vielleicht war ja ein Fuchs in den Stall gedrungen. Doch da sah er, was die Schweine so in Aufruhr gebracht hatte:

Ganz hinten in der Ecke wälzten sich zwei Gestalten im Schlamm. Als er näher kam, sah er, wer das war: Der Knecht Anton, ein großgewachsener, muskulöser Junge, der seit ein paar Jahren dem Bauern auf dem Hof zur Hand ging. Und die Magd Maria. Die schöne blonde, unnahbare Maria.

Sie war so alt wie Sebastian, sie hatten sich jeden Sommer gesehen und waren wie Bruder und Schwester gewesen. Bis... bis zum letzten Sommer. Es war etwas passiert zwischen ihnen, das ihr Verhältnis verändert hatte.