Rückblende

Es war nicht der Raum, der mich nervös machte. Es war die Stille. Die Art, wie er da saß, reglos, als wäre er ein Teil des Mobiliars, und doch war seine Anwesenheit so überwältigend, dass ich sie in jedem Fiber meines Körpers spürte. Seine Augen. Sie folgten mir, ohne zu blinzeln, ohne zu urteilen. Und doch fühlte ich mich durchschaut. Bloßgestellt.

Meine Finger zitterten, als ich den ersten Knopf meines Hemdes öffnete. Jede Bewegung fühlte sich an, als würde sie Stunden dauern. Ich wollte, dass er mich ansah. Ich wollte, dass er wegschaute. Ich wollte, dass er etwas sagte – irgendetwas –, aber er blieb stumm. Nur sein Atem, ruhig und gleichmäßig, begleitete das leise Rascheln meiner Kleidung, die langsam zu Boden glitt.

Warum schämte ich mich? Es war nicht mein Körper. Ich kannte ihn, ich lebte in ihm, und doch fühlte es sich an, als würde ich ihn zum ersten Mal wirklich sehen. Jede Falte, jede Narbe, jede Unvollkommenheit schien plötzlich unter seinem Blick zu glühen. Ich wollte mich verstecken. Ich wollte, dass er mich sah. Wirklich sah.

Meine Hände zögerten, als ich den letzten Gegenstand ablegte. Die Kälte der Luft traf mich wie ein Schlag, aber sie war nichts im Vergleich zu der Hitze, die in meinem Gesicht aufstieg. Ich wagte nicht, ihn anzusehen, aber ich spürte seinen Blick. Er wanderte langsam, absichtlich, als würde er jede Einzelheit aufnehmen, jede Unsicherheit, jeden Zweifel.

Ich wollte gefallen. Ich wollte perfekt sein. Aber ich war es nicht, und das wusste er. Vielleicht war das der Grund für die Scham. Nicht für meinen Körper, sondern für die Erwartungen, die ich an mich selbst stellte. Für den Wunsch, etwas zu sein, was ich nicht war. Für die Angst, dass er es merken würde.

Doch er sagte nichts. Er bewegte sich nicht. Er ließ mich einfach stehen, nackt und zerbrechlich, und in diesem Moment fühlte ich mich gleichzeitig entblößt und gesehen. Geliebt und verurteilt. Ich hasste ihn dafür. Ich brauchte ihn dafür.