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Chapter 13
by Meister U
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Zurück am Strand
Der Sand unter meinem Rücken ist kein Kissen mehr, sondern tausend Nadeln. Die Sonne brennt jetzt senkrecht, aber meine Haut schmerzt nicht vom Licht – sie glüht von innen. Kims Lachen verhallt in den Dünen, zusammen mit den anderen Stimmen. Sie sind abgezogen. "Frauensachen" hatten sie erhitzt gesagt - oder vielmehr gekeucht. Sollen sie es doch in den Dünen treiben.
Ich liege mit geschlossenen Augen, doch die Bilder sind schärfer als die Realität. Seine Hände – nicht die groben Fischerfinger, die Kim mir prophezeit hat. Schlank, aber mit Adern wie Kartenlinien, die sich über die Handrücken spannten. Wie sie sich anfühlen würden, denke ich, wenn sie nicht nur Hüften umklammert, sondern…
Der Wind trägt Salz und den Duft von Strandhafer heran. Irgendwo klatscht eine Welle gegen den Felsen, ein rhythmisches Stöhnen. Ich presse die Oberschenkel zusammen, spüre den Sand, der sich in jede Falte meiner Haut frisst. Verdammt, sogar der Strand hier ist unverschämt. Alles Kurven. Alles Öffnungen. Die Dünen selbst sind wie hingehauchte Betten, die sich dem Himmel entgegenwölben.
Meine Finger graben sich in den Sand. Wenn er keine Jeans angehabt hätte. Nicht das Offensichtliche – nicht die stumpfe Phantasie, die Kim aus mir herausprügeln würde. Sondern die Sekunde davor: Der Moment, in dem der Stoff fällt und die Luft dazwischen flirrt. Das Zögern der Haut, bevor sie sich zeigt. Die Macht, die in der Enthüllung liegt – nicht im nackten Fleisch, sondern im Warten.
Ein Schrei aus den Dünen. Lachen? Stöhnen? Ich zucke zusammen. Die Möwen kreisen jetzt tiefer, als würden sie etwas wittern. Selbst das Meer zieht sich zurück, lässt einen Streifen nassen Sand glänzen wie einen Pfad. Zu den Felsen. Zu ihm.
Ich setze mich abrupt auf, schüttle den Sand aus den Haaren. Nein. Nicht heute. Nicht so. Nicht als Nachahmung von Kims dreisten Spielen. Doch meine Beine stehen schon auf, tragen mich nicht zu den Dünen, sondern zum Meer – zurück ins Kalte,
Bis ich die Schatten sehe.
Zwei Abdrücke im nassen Sand. Seine Füße, größer als meine, überlagert von meinen eigenen. Ein verschlungenes Muster, das die Flut noch nicht weggewaschen hat. Ich starre darauf, bis die Linien zu etwas anderem werden: Zungen. Finger. Berührungen, die nie stattfanden.
Das Wasser umspült meine Knöchel. Wenn er keine Jeans angehabt hätte, denke ich wieder, und diesmal ist es kein Bild, sondern ein Echo im Blut. Kein Fleisch, kein Druck – nur die Möglichkeit. Die leere Stelle zwischen den Abdrücken, die uns beide trennt.
Irgendwo hinter mir knackt ein Zweig. Ich drehe mich um.
Nichts. Nur der Wind, der die Dünen kitzelt.
Doch meine Brustwarzen sind hart wie Korallen. Der Salzgeschmack auf meinen Lippen könnte von Tränen kommen. Oder von ihm.
Ich wate die Wasserlinie entlang.
Der Sand unter meinen Füßen wird rauer hier, gespickt mit Muschelscherben, die mich jedes Mal zusammenzucken lassen, als wollten sie mich wachrütteln. Textilbereich, steht plötzlich auf einem windschiefen Schild, das aus dem Dünengras ragt. Ich halte inne, mein Schatten fällt auf den nassen Streifen Sand, der die Grenze markiert – links nackte Freiheit, rechts bunte Bikinis und Blicke, die urteilen. Ein Kinderlachen schallt herüber, schrill und fremd.
Ich drehe mich um, so abrupt, dass mir die Ferse im Sand wegrutscht. Verrückt, denke ich, während ich zurückstapfe. Kim würde kreischen vor Lachen, wenn sie wüsste...
Doch dann sehe ich ihn.
Er liegt auf dem Bauch, halb im Schatten einer aufgetürmten Sandbank, die Haut golden wie Bernstein. Seine Schultern sind entspannt, die Arme unter dem Kopf verschränkt, als schliefe er. Doch ich weiß, dass er wach ist. Immer. Der Wind trägt den Geruch von Sonnencreme und Salz herüber, vermischt mit etwas anderem – Holzrauch? Als hätte er sich nach dem Meer noch an einem Feuer gewärmt.
Meine Füße bewegen sich von allein, hinterlassen tiefe Abdrücke, die sofort vom Wasser ausgelöscht werden. Ich atme flach, als könnte er mein Herz hören, das jetzt gegen den Brustkorb hämmern will. Sein Rücken ist makellos, eine Landschaft aus Muskeln, die sich unter der Haut spannen, als ich näherkomme. Keine Tattoos, keine Narben. Nur ein Muttermal, klein und dunkel, neben der Wirbelsäule. Ein Ziel.
Ich knie mich neben ihn, der Sand unter meinen Knien noch warm von seiner Körperhitze. Sein Atem ist gleichmäßig, aber zu kontrolliert, um echt zu sein. Er spielt noch immer. Also beuge ich mich vor, meine Lippen fast sein Ohr berührend. Meine Stimme ist ein Hauch, der sich mit dem Wind verbündet: „Um zwei in der Eisdiele vorm Fahrstuhl.“
Er reagiert nicht. Kein Zucken, kein Atemstocken. Doch sein Duft ändert sich – ein Hauch Schweiß, metallisch, elektrisch. Er hat gehört.
Ich stehe auf, meine Knie zittern, aber ich gehe. Langsam. Jeder Schritt ein Kampf gegen den Impuls, mich umzudrehen. Erst als ich außer Reichweite bin, riskiere ich einen Blick.
Er hat die Position nicht verändert. Doch seine Hand – die rechte – ist jetzt zur Faust geballt, die Knöchel weiß im Sand.
Die Eisdiele. Der Fahrstuhl. Beides liegt im Unterland, umgeben von Touristen und dem Gedränge der Mittagsstunden. Ein öffentlicher Ort. Ein sicheres Spiel.
Ich lächle, ohne es zu wollen. Zug gemacht, denke ich. Jetzt ist er dran.
Der Rückweg fühlt sich länger an. Kims Lachen gräbt sich wieder in mein Ohr, doch diesmal ist es nur Hintergrundrauschen. In meinem Kopf kreist nur die Uhr. Zwei. Und die Frage, ob er kommen wird – oder ob ich es überhaupt will.
Als ich mich auf mein Handtuch fallen lasse, bemerke ich die Muschel wieder, die ich heute Morgen fand. Sie glänzt schwach in der Sonne, ihre Ränder scharf wie ein Versprechen. Ich stecke sie in meine Tasche. Für später. Für den Fall, dass ich Mut brauche.
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Mia und Kim auf Helgoland
Zwischen nassen Klippen, heißen Nächten und der Frage, wer hier eigentlich wen jagt
Die Nordsee flüstert Lügen. Ihre salzigen Wellen umspülen Helgolands rote Felsen, während Mia, 23 und in ihrer Schüchternheit gefangen, feststellt: Freiheit ist eine Maske, die andere dir aufzwingen. Ihre beste Freundin Kim – pinkhaarig, schamlos, lebenshungrig – hat sie in ein Spiel gelockt, das keine Regeln kennt. Am Strand, trifft Mia auf ihn. Sein erstes Geschenk? Ein Kuss im eisigen Meer, der kein Vorspiel ist, sondern eine Kriegserklärung.
Updated on Apr 14, 2025
by Meister U
Created on Mar 5, 2025
by Meister U
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