Bedenken

Nachdenklich lehnte sie sich gegen die kalten Fliesen an der Wand in ihrer Dusche zurück. So viele Dinge waren ihr seit dem kurzen Gespräch im Club durch den Kopf gegangen. Immer wieder grübelte sie über die Dinge, die sie heute Abend erwarten würden. Erst das Frösteln, ausgelöst durch die kalten an ihr herunterlaufenden Wassertropfen, riss sie auf ihrer Lethargie. Kurz entschlossen wischte sie alle Gedanken beiseite und stieg aus der Dusche. Aber am Spiegel angekommen ärgerte sie sich bereits wieder, das kurze Gespräch im Club nicht besser genutzt zu haben, um mehr in Erfahrung zu bringen.

Kritisch sah sie sich selbst im Spiegel in die Augen. Das würde sie heute Abend besser machen müssen, wenn ihre Recherche vorankommen sollte. Sie hatte sich doch so viel vorgenommen und wusste, dass das endlich ihre Chance war, sich im Büro gegen die Kollegen durchzusetzen.

Nicht mehr nur die "Neue" zu sein, der man die Welt erklären kann.

Die "Kleine", auf die jeder immer alles abwälzen kann, worauf er gerade keinen Bock hatte.

"Das wird schon!" versuchte sie sich selbst im Spiegelbild zu motivieren, während sie ihre schulterlangen dunkelblonden Haare einfach mit einem Gummi zum Zopf zusammenband.

Ihre Stimmung wurde auch nicht besser, als sie wenig später mürrisch in den Fächern ihres Kleiderschranks wühlte. Was wäre passend?

"Nein."

"Nein."

"Das hab ich noch?"

"Nein."

Eigentlich hatte sie ja vorgehabt, es bei dem blauen Sommerkleid vom Nachmittag zu belassen. Dann war ihr aber wieder eingefallen, dass Felix gesagt hatte, es würden Klamotten gestellt. Und wenn das am Ende nur ein Oberteil ist? Das könnte sie ja unmöglich über das Kleid ziehen.

"Nein."

"Das nicht."

"Was ist das?"

"Nein."

Genervt entschied sie sich kurz entschlossen für eine Jeans und ein schwarzes Shirt. Da würden auch ihre bequemen Sneaker passen. Schließlich wäre sie ja die ganze Nacht auf den Beinen. Gute Idee, dachte sie noch bevor sie nachdenklich ihr Outfit im Spiegel betrachtete.

"War das nicht zu sehr graue Maus?"

Andererseits war sie dort zum Arbeiten und nicht zum Feiern.

"Was die wohl an Klamotten stellen werden?", fragte sie sich. Innerlich war sie froh und frustriert zugleich, als ihr Blick auf die Uhr das Elend vor dem Spiegel beendete. Sie musste jetzt los, wenn sie nicht gleich am ersten Tag zu spät kommen wollte.

Schnell schlüpfte sie in ihre Sneaker und machte sich auf den Weg.