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Chapter 4

What's next?

Das Fläschchen

Ehe sich die großgewachsene Frau verabschiedete, startete Marius einen letzten Versuch, ihren Namen und ihre Telefonnummer zu bekommen.

"Wenn ich fertig bin, melde ich mich bei dir."

"Nein, müssen Sie nicht. Ich komme in fünf Stunden wieder her und sehe nach, ob alles erledigt ist", ließ sie ihn abblitzen. Und abschließend ermahnte sie ihn nochmals: "Diese Flaschen sind absolut tabu. Nicht anfassen. Kapiert?"

Er salutierte ironisch. "Alles klar, Boss."

Bewusst übereifrig begann er, Umzugskisten zu verschieben. Doch kaum war die Auftraggeberin außer Sicht, erlahmte sein Arbeitseifer. Das strikte Verbot hatte erst recht seine Neugier geweckt. Außerdem war er von Natur aus nicht dazu geeignet, Befehle zu befolgen. Er fischte eines der Fläschchen aus der Getränkekiste, setzte sich auf den Tisch und ließ die Beine baumeln. Dann besah er sich seine Beute genauer. Das Glasbehältnis enthielt geschätzt etwa 0,2 Liter einer dunkelroten Flüssigkeit, die je nach Lichteinfall über violett nach blau changierte. Verschlossen war es mit einer einfachen Gummikappe, die man abziehen und ebenso leicht wieder draufsetzen konnte. Vorsichtig versuchte er, ob man sie abpulen konnte, was ihm tatsächlich sehr einfach gelang. Und soweit er sehen konnte, ließ sich die Kappe genauso einfach wieder aufsetzen.

Skeptisch schnupperte er an dem offenen Flaschenhals. Wer weiß, was die Chemiker hier in ihren Hexenküchen zusammenbrauten? Angenehm überrascht bemerkte er einen säuerlichen Fruchtgeruch. Eine Mischung aus Pampelmuse und Traube, vermischt mit verschiedenen anderen Düften, die er nicht einordnen konnte. Von **** war da überhaupt keine Spur, stellte er enttäuscht fest.

Kurz entschlossen setzte er zum **** an, doch im letzten Augenblick, bevor die Flüssigkeit seine Lippen benetzte, schreckte er zurück. Was, wenn das Gebräu eklig schmeckte oder bitter oder schleimig? Es wäre klüger, es an einem Ort zu probieren, wo er es ungeniert ausspucken könnte. Am Ende des Flurs fand er die Waschräume. Nachdem er sich versichert hatte, dass er alleine war, nahm er den ersten Schluck. Hm, gar nicht so übel. Ein Mix aus säuerlich und süßlich mit einer herben Note. Ein zweiter Schluck bestätigte den positiven Eindruck.

Einer Eingebung folgend streckte er die Zunge heraus und musterte sie im Spiegel. Nein, keine Verfärbung zu erkennen. Also ganz harmlos. Es war der Laborantin offenbar nur darum gegangen, ihn den Drink vorzuenthalten. Er prostete sich selbst zu und leerte die Flasche in einem Zug.

Erst danach setzte sein wacher Verstand wieder ein. Wie sollte er erklären, dass eine der zwanzig leer war? Dafür fand er rasch eine Lösung. Kurzentschlossen öffnete er eine zweite, teilte deren Inhalt je zur Hälfte und füllte den Rest mit Wasser auf. Zufrieden betrachtete er die fabrizierte Täuschung, bis ihm auffiel, dass die Färbung deutlich heller war, als das Original. Tja, das sollte kein Problem darstellen. Ein weiteres Fläschchen trank er halbleer und wiederholte die Prozedur.

Dann endlich machte er sich an die Arbeit. Jedes Mal, wenn er mit der Sackkarre durch die Tür fuhr, schluckte er eine weitere Portion. Nach und nach schmeckte das Gesöff aber nicht mehr wirklich toll. Doch nachdem er schon die Mehrzahl angebrochen hatte, konnte er nicht mittendrin aufhören, sonst würde sein Betrug sofort auffallen. Ein auffälliges Rumoren in seinen Eingeweiden wies darauf hin, dass er eigentlich genug hatte. Aufgeben war seine Sache aber nicht. Was er angefangen hatte, zog er auch bis zum Ende durch.

Seltsamerweise schienen die Kisten, die er transportierte, immer schwerer zu werden. Er schwitzte zusehends und hatte Mühe, die Kartons aufzustapeln. Als zu guter Letzt aller Müll aus dem Raum entfernt war, sank er schlapp zu Boden und saß neben dem verbotenen Kasten. Er war fix und fertig und hatte für die Arbeit doch den gesamten Nachmittag benötigt. Hatte er sich wirklich so sehr verschätzen können?

Aus heiterem Himmel überfiel ihn ein Magenkrampf. Stöhnend wälzte er sich zur Seite, krümmte sich und blieb jammernd liegen. Es fühlte sich an, als ramme man ihm glühende Messer in den Unterleib und etwas schien ihn von innen zerreißen zu wollen.

Wie durch Watte hörte er klackende Schritte näher kommen.

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