Pläne für den Tag.

Nun ja. Zwar glaubte Sie nicht daran, aber unheimlich war es schon. Sie als moderne gebildete Frau wusste durchaus, das sich Menschen Sachen einbilden konnten. Aber dieser Anblick war so echt gewesen. Schliesslich, Doe rekapitulierte den Anblick immer wieder, Sie hatte Ihn bestimmt zwei Sekunden gesehen. Und Sie konnte sich an einige Einzelheiten erinnern.
Aber er war nicht da gewesen, hatte nicht dort sein können. Also schluss.
Sie duschte erneut Ihre Beine und trocknete sich ab. Dann zog Sie sich an. Dieselbe alte Jeans von gestern und einen grossen, schlabberigen Pullover. Dazu trug Sie schwarze Segeltuchschuhe. Alles Zeug, was später ohne bedauern im Abfall landen würde.
Sie hatte heute einige Holzteile neu zu lakieren. Ausserdem wollte Sie einkaufen und einige Möbel in Folie einwickeln, die später in den Keller sollten.
Doch irgendwie hatte Sie nicht die richtige Lust. Sie hüpfte die Treppe herunter wie ein ausgelassenes Kind. Sie konnte es noch immer nicht fassen, das dieses ganze Haus nun Jane und Ihr gehörte.
Sie ging durch die grosse Eingangshalle. Als Sie in der Mitte ankam fröstelte Sie plötzlich. Was war los ?
Sie schaute, sah aber nichts. Sie ging vorsichtig zurück, aber Sie spürte nichts.
„Wird wohl jemand über mein Grab spaziert sein." murmelte Sie und ging zur Küche. Zwar hatte Ihre gute Laune einen kleinen Dämpfer erhalten, aber das gab sich schon wieder.
Als Sie die Küchentür öffnete roch Sie schon den wunderbaren Duft frischen Kaffees. Nun vielleicht doch nicht mehr so ganz super frisch, aber auf jedenfall von heute Morgen.
Jane hatte Ihn gemacht. Wer sonst ?
Doe goss sich eine grosse Tasse ein. Zum Glück hatten Sie ihre Tassen und die Thermoskanne schon ausgepackt. Die Tassse mit dem kleinen fröhlichen Sommersprossengesicht hatte Ihr Jane zwei Wochen nachdem Sie sich kennengelernt hatten geschenkt. Seither hatte Sie fast ausschliesslich aus Ihr getrunken.
Sie war traurig als Sie Sie einmal drei Wochen nicht wiederfinden konnte. Dann hatte Jane behauptet er hätte Sie zerbrochen. Sie war regelrecht entsetzt gewesen, doch gleich darauf hatte er Sie ihr erneut präsentiert. Sie war hinter irgendwelche Sachen gerutscht. Sie hatte die Tasse vorsichtig weggestellt und Ihn durch die Bude gejagd.
Lächelnd an diese alberne Episode denkend trank Sie den Kaffee. Inzwischen erkannte Sie an, das niemand besseren Kaffee kochte als Jane. Sonst in allen Küchendingen eine Niete, aber sein Kaffee war besser als Ihrer. Deshalb hatten Sie sich auch angewöhnt Ihn immer in die Thermoskanne zu tun. In der Kaffeemaschine wurde er entweder zu schnell kalt, oder wenn er länger warm gehalten wurde schmeckte er scheusslich.
Sie ass zwei Erdnusskekse aus der offenen Packung, dem einzigen was Sie im Moment an Lebensmitteln im Haus hatten und schaute durch die grossflächig verglaste Küchentür in den Garten. Das Gras musste gemäht werden. Nun im Schuppen neben der Garage war ein Rasenmäher. Aber das hatte noch Zeit. Erst musste das Haus auf Vordermann gebracht werden.
Es gab einiges hoch gewachsenes Unkraut und einige nicht mehr gepflegte Büsche und Obstbäume bis zur Waldgrenze. Als Sie hinaus schaute glaubte Sie einen Moment ein paar leuchtende gelbe Augen in den Schatten der Büsche und Bäume aufblitzen zu sehen. Aber das war wirklich Hirngespinst.
„Ich bin vermutlich noch nicht ausgeschlafen genug. Der gestrige Tag war ziemlich anstrengend gewesen." murmelte Doe und dachte nicht nur an die Arbeit.
Sie leerte die Tasse und spülte Sie kurz im Becken um. Zeit den Frühaufsteher zu suchen und Ihm einen guten Morgen zu wünschen. Vielleicht würde seine Arbeitswut Sie inspirieren und anstecken, das Sie doch die paar Bretter lackierte, bevor Sie die Stadt erkunden würde.